Nachlass von Monti Lüftner:Das letzte Gebot

Den Pokal für den "besten Liebhaber" für eine Dame, den Bauernschrank für Paul Sahner: Der Nachlass des verunglückten Musikproduzenten Monti Lüftner ist versteigert worden.

T. Becker

Zum Beispiel die Geschichte mit der Uhr. "Die IWC war seine Lieblingsuhr. Die hatte er immer an. Wahrscheinlich auch am letzten Tag." Das ramponierte Stück mit dem zerschlissenen Lederarmband ist einem Grünwalder Uhren- und Monti-Freund 9200 Euro wert.

Es ist eine Art Rückzahlung. "Vor vielen Jahren hat Monti eine 8000 Euro teure Blancpain verlost - und ich hab' sie gewonnen", erzählt der Grünwalder. Nun, bei der Versteigerung des Nachlasses des Musikproduzenten Monti Lüftners, hat er sich ein sehr persönliches Erinnerungsstück gesichert.

Es ist eine merkwürdige Veranstaltung, diese Versteigerung in der Galerie Neumeister. Nüchtern, freudlos, zielgerichtet. Wahrscheinlich müssen Versteigerungen so sein. Doch wer auch nur einen Abend mit dem großen Impresario Monti Lüftner erlebt hat, der vermisst hier in der Barer Straße die natürliche Herzlichkeit und den herrlichen Schmäh des ehemaligen Ariola-Managers.

Stattdessen: "550 die Dame rückwärts, 600 in der Tür..." Kunsthistorikerin Barbara Huber macht halt ihren Job. Nach gut zwei Stunden hat sie die 290 Exponate an Mann und Frau gebracht, 116.000 Euro sind zusammengekommen.

Sie fließen in das Gesamterbe, das Tochter Tracy und einigen weiteren Erben zufällt. Der Streit um das Testament Lüftners hat längst die Dimension eines absurden Dramas erreicht. Protagonisten sind die Anwälte. Ein Trauerspiel.

Unstrittig ist, dass es Lüftners Wunsch war, den Nachlass zu "versilbern". Und so stehen nun Dinge zu Versteigerung, die bei manchen der 150 Gäste Kopfschütteln hervorrufen: ein "Lüftner"-Klingelschild, drei Frackhemdknöpfe, vier Bierkrüge und natürlich der Gold-Anhänger in Form eines geflügelten Penis - für 330 Euro geht das daumengroße Stück weg.

Ansonsten im Angebot: Silbergeschirr, Schmuck, Porzellan, Lampen, Möbel, Gemälde von Hundertwasser bis Ernst Fuchs - und die goldenen Schallplatten, Ausweise seines sensationellen Erfolgs im Job. Auch schön: der silberne Mini-Pokal mit der Aufschrift "For the best Lover Monti", den eine Dame mittleren Alters ersteht.

Das Tageshöchstgebot liegt bei 26.000 Euro für eine Armbanduhr der Marke Patek Philippe - neue Besitzerin ist angeblich Ingrid Flick, die per Telefon bot.

Allzu viele Freunde sind nicht gekommen, doch fast jeder von ihnen nimmt ein Stück Monti mit nach Hause. Anwalt Christian von Pfuel-Jahnsfelde zahlt 680 Euro für ein Silbertablett mit Widmungen. Anwaltskollege Hermann Messmer ersteigert eine Kanne, Bunte-Reporter Paul Sahner einen Bauernschrank.

"Aus dem hat Monti abends öfter mal einen Rotwein geholt", erinnert er sich. Eigentlich hätte Sahner gerne Lüftners Backgammon-Brett erstanden, an dem sie zahllose Partien gespielt haben. "Das flog schon ab und zu mal in die Ecke", erzählt Sahner. Doch das Brett habe wohl die Tochter bekommen, vermutet er.

Tracy kam nicht zur Versteigerung. Sie könne es nicht ertragen, dass das Erbe ihres Vaters so verramscht werde, sagt ihre Mutter Isolde Tarrach. Die Platinblonde hat nicht allzu viele Freunde unter den Monti-Freunden. Es war eben nicht alles rosarot im Leben des Monti Lüftner.

Am 7. Mai vorigen Jahres ging es nach 77 Jahren bei einem Unfall zu Ende, ein Lkw erfasste Lüftner auf einem Werkstoffhof. Gegen den Fahrer hat die Staatsanwaltschaft einen Strafbefehl beantragt.

Lüftners Tennis-Erbe, der legendäre Monti-Cup, lebt weiter. Im Juni werden die Mitglieder des "Altbogenhausener Vereins zur Pflege des Tennissports" wieder den Schläger schwingen. Der Gewinner wird einen neuen Pokal stemmen, einen für 170 Euro frisch ersteigerter Riesenpott, der den Namen "In-Memoriam-Monti-Pokal" tragen wird.

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