Nach Lokalverbot:Verbindungen hetzen gegen den Hofbräukeller

Nach Lokalverbot: Der Biergarten im Münchner Hofbräukeller.

Der Biergarten im Münchner Hofbräukeller.

(Foto: Stephan Rumpf)
  • Der Hofbräukeller am Wiener Platz hat derzeit mit heftiger Kritik zu kämpfen: Studentische Verbindungen hetzen gegen das Lokal, weil der Wirt sie nicht mehr im Haus haben will.
  • Studentenverbindungen hatten in der Vergangenheit im Bierkeller randaliert.

Von Franz Kotteder

Der Hofbräukeller am Wiener Platz hat Ärger mit Studentenverbindungen. Nachdem der Bierkeller am Montagnachmittag den Reservierungswunsch einer studentischen Verbindung abgelehnt hatte, brach ein veritabler Shitstorm in mehreren sozialen Netzwerken über die Traditionswirtschaft herein. "In mehreren Bewertungsportalen im Internet bekamen wir innerhalb von 48 Stunden 2900 schlechteste Bewertungen", erzählt Wirt Ricky Steinberg, "das ist eine regelrechte Hetzkampagne, die da gegen uns läuft."

Hintergrund ist eine "geänderte Reservierungspolitik", wie der Hofbräukeller auf seiner Facebook-Seite schreibt. Man behalte sich "bis auf Weiteres vor, Reservierungen studentischer Vereinigungen äußerst restriktiv zu behandeln". Seit die Familie Steinberg den Hofbräukeller führt, also seit mittlerweile 20 Jahren, habe man immer wieder und regelmäßig Veranstaltungen von Studentenverbindungen gehabt. In den vergangenen Jahren sei es aber zu später Stunde, wenn die honorigen alten Herren verschwunden waren, und bei hohem Alkoholpegel zu Exzessen gekommen.

Was Verbindungen im Bierkeller trieben

Steinberg erzählt: "Da kam es dann vor, dass Gruppen randalierend durch den Biergarten gezogen sind, das Personal angepöbelt und Tische kaputt geschlagen haben." Als dann Ende Juni eine studentische Verbindung nachts bei offenem Fenster lauthals auch noch die verpönte erste Strophe des Deutschlandlieds grölte, war das für Steinberg zu viel: "Mit Randale hätte ich noch leben können, aber diese rechte Gesinnung will ich in meinem Haus nicht haben."

Seither ist man im Hofbräukeller sehr zurückhaltend, was Reservierungen von Studentenverbindungen angeht. "Es tut mir leid, wenn das auch solche trifft, die nie auffallen", sagt Steinberg, "aber es ist für uns als Wirte im Vorfeld keineswegs möglich, bei der Reservierungsanfrage bereits das Verhalten dieser Vereinigungen einzuschätzen." Der Hofbräukeller sei schon immer ein traditionsbewusstes, weltoffenes und gastfreundliches Restaurant gewesen, und das solle auch so bleiben. Parteien und Vereinigungen jeder Richtung hätten hier ihren Platz, mit Ausnahme der extremen Rechten oder der extremen Linken.

Mit einer derart heftigen Reaktion hat Steinberg nicht gerechnet: "Das ist echt Rufmord, was da gerade abläuft." Tatsächlich finden sich auf der Facebookseite des Hofbräukellers Hunderte meist wütender Kommentare, zu einem Teil offenbar auch von rechten Burschenschaftern. "Das motiviert mich jetzt auch nicht gerade", sagt Steinberg, "solchen Leuten einen Raum zu geben."

Anmerkung der Redaktion: Da der Wirt künftig nicht nur Reservierungen von Burschenschaften, sondern allgemein von Studentenverbindungen ablehnen will, wurde die Formulierung im Artikel entsprechend geändert.

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