Nach Lobeshymne durch US-Zeitung:"New York, New York" in der Schoppenstube

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Ausgerechnet die "Fraunhofer Schoppenstube" ist für die "New York Times" eines der charakteristischsten Lokale in München, wenn es ums In-Sein geht. Im Interview erzählt die Wirtin, wie sie den US-Reporter überzeugt hat.

Stephan Handel

Neben dem "Maroto" in der Westermühlstraße, Holger Strombergs "G-Munich", dem "Zerwirk" und dem "Schumann's" nennt die New York Times in ihrer Geschichte "Munich - Germany's hot spot of the moment" einen etwas überraschenden Ort für die These, München sei dabei, Berlin zu überholen, was das In-Sein und das Cool-Sein anbelangt: Die "Fraunhofer Schoppenstube" nahe des Gärtnerplatzes ist für Reporter Nicholas Kuhlish eines der charakteristischsten Lokale in der Stadt. Der Wirtin Gerti Guhl ist's im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung recht.

SZ: Frau Guhl, für die New York Times ist Ihre "Fraunhofer Schoppenstube" ein Beleg für die neu erwachte Urbanität Münchens. Hätten Sie das erwartet?

Guhl: Ich sag' mal: Jein. Mein Mann hat ja immer schon viele Künstler ins Lokal gezogen, Musiker und Sänger vom Gärtnerplatztheater und von der Staatsoper, Jazzer wie den Trompeter Johannes Faber, Kabarettisten wie Sigi Zimmerschied, Andreas Giebel, Helmut Schleich, Luise Kinseher. Das war also schon immer ein hochstehendes Publikum, darauf achte ich immer noch, bis heute.

SZ: Wie haben Sie von dem Lob in einer der renommiertesten Zeitungen der Welt erfahren?

Guhl: Ein Freund in Schwabing hat's im Internet gefunden, ausgedruckt, ist extra hergefahren und hat's mir ein bisschen vorgelesen und übersetzt. Ich kann ja nicht so gut Englisch. Immer noch sprechen mich viele Leute auf die Geschichte an. Vor allem die Stammgäste haben sich sehr mit mir gefreut.

SZ: Hat sich der NYT-Reporter Nicholas Kulish Ihnen gegenüber zu erkennen gegeben?

Guhl: Naja, da war so ein junger Mann, der hat sich vorgestellt und gesagt, er schreibt eine Geschichte für die New York Times. Hab' ich gedacht: Das haben schon manche gesagt. Aber ich hab' ihm dann alles gezeigt, die Liedtexte, die CD von meinem Mann. War ja noch früh am Abend, wenig Leute da. Da hab' ich gemeint, er soll doch noch ein bisschen dableiben, damit er sieht, wie's zugeht, wenn's richtig voll ist. Aber so viel Zeit hat er dann nicht mehr gehabt, weil er gleich noch schreiben muss, hat er gesagt.

SZ: Kulish beschreibt in seiner Geschichte die Schoppenstube als "glorious dive", was man ungefähr mit "herrliche Spelunke" übersetzen könnte. Würde Sie diese Charakterisierung für Ihr Lokal unterschreiben?

Guhl: Hm. Gibt's da kein schöneres Wort? Spelunke ist ja schon ein bisschen negativ.

SZ: In meinem Lexikon steht als Alternative "Bumslokal".

Guhl: Also bitte. Ich komme schließlich aus der 1a-Gastronomie.

SZ: Haben Sie viele amerikanische Gäste? Oder rechnen Sie jetzt mit einer Zunahme?

Guhl: Nicht so viele. Aber vielleicht werden es ja jetzt mehr. Man muss halt immer aufpassen, dass es die richtigen Leute sind.

SZ: Anbauen werden Sie also nicht müssen?

Guhl: Nein, nein. Bei uns bleibt alles so, wie es ist.

SZ: Aber zumindest "New York, New York" wird ins Sangesrepertoire aufgenommen.

Guhl: Das werden wir jetzt vielleicht aufnehmen müssen. Ist ja auch ein schönes Lied.

© SZ vom 19.04.2008/af - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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