Nach Entführung im Westend:Prozess zu Beginn unterbrochen

Anklage gegen Entführer nicht verlesen, weil ein Schöffe fehlte

Der Prozess um die Entführung der Frau eines Sparkassen-Managers ist am Dienstag unterbrochen worden, noch ehe die Anklage verlesen werden konnte. Weil ein Schöffe der 20. Strafkammer am Landgericht München I wegen eines Todesfalls in der Familie fehlte und Verteidiger Adam Ahmed erst kurz vor knapp wichtige Prozessunterlagen bekommen hatte, unterbrach die Kammer die Sitzung bis Montag, 22. Februar. Dann soll auch das Opfer, das am Morgen des 10. Juni 2015 vom Angeklagten Mario S. entführt wurde, aussagen.

S. ist ein asketisch aussehender Mann mit kurz geschorenem Haar, der gefasst wirkte, als er in den Gerichtssaal geführt wurde. Bereits bei der Polizei hat er gestanden, dass er die Entführung in einer finanziellen Notsituation geplant hatte. Er wollte einen leitenden Mitarbeiter oder einen von dessen Angehörigen verschleppen und damit 2,5 Millionen Euro erpressen.

S. lebte seit 2012 mit seiner Frau in Thailand. Im Mai vorigen Jahres flog er nach München, mietete im Westend eine Wohnung und suchte ein geeignetes Opfer für seine Tat. Dass er auf die in Ottobrunn lebende Familie kam, war Zufall. Mit einer Softairpistole bewaffnet tauchte er am Wohnhaus der Familie auf, bedrohte die Frau und deren zwölfjährigen Sohn und fesselte diesen an eine Heizung. Im Haus ließ S. einen Brief mit einer Lösegeldforderung zurück. Darin drohte er, die Frau als Sexsklavin zu verkaufen oder in einem Wassertank ertrinken zu lassen. Mit dem Opfer fuhr der 53-jährige S. dann ins Westend und parkte ausgerechnet auf einem belebten Supermarktparkplatz. Dort konnte sich die Frau losreißen und um Hilfe rufen. S. flüchtete. Die Polizei spürte ihn in Thailand auf.

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