Nach Diebstahl des KZ-Tores:Kamera-Überwachung an Gedenkstätten

Videoüberwachung an bayerischen KZ-Gedenkstätten

Anfang November wurde das Tor aus der KZ-Gedenkstätte Dachau gestohlen. Videokameras sollen so etwas in Zukunft verhindern.

(Foto: dpa)
  • Nachdem ein Tor aus der KZ-Gedenkstätte gestohlen wurde, sollen nun Kameras in Dachau und Flossenbürg installiert werden.
  • Bislang war eine Videoüberwachung stets abgelehnt worden. Die bayerischen Gedenkstätten sind die ersten, die so gesichert werden.

Von Viktoria Großmann

Mit Videokameras und mehr Personal sollen die Gedenkstätten in den ehemaligen Konzentrationslagern in Dachau und Flossenbürg gesichert werden. Das beschloss der Stiftungsrat der bayerischen Gedenkstätten am Montag als Reaktion auf den Diebstahl des Dachauer KZ-Tores am 2. November. Diese Entscheidung bedeutet ein völliges Umdenken im Umgang mit den sensiblen Orten. Die bayerischen Gedenkstätten sind bundesweit die ersten, die so gesichert werden.

Schutz durch Videoaufzeichnung erschien dem Stiftungsrat wie auch den Überlebenden bislang undenkbar. Keinesfalls sollte der Eindruck einer Überwachung entstehen. Der KZ-Überlebende Max Mannheimer, Vorsitzender der Lagergemeinschaft Dachau, hatte in einem Artikel in der Jüdischen Allgemeinen geschrieben, die Entscheidung gegen Videoaufzeichnungen sei bis zum 1. November richtig gewesen, seitdem jedoch falsch.

Beim Erstellen des neues Sicherheitskonzeptes werde darauf geachtet, die "Würde des Ortes nicht zu sehr zu belasten", erklärte Stiftungsdirektor Karl Freller am Montag bei einer Pressekonferenz. Die Gedenkstätten dürften keine "Sperranlagen" werden, sagte Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU), der Vorsitzender des Stiftungsrates ist. "Wir müssen die Verhältnismäßigkeit der Mittel wahren", sagte Freller. "Eine perfekte Absicherung kann es nicht geben."

Kameras an ehemaligen Wachtürmen verbieten sich

Die Gedenkorte sind frei zugänglich, es gibt keine Drehkreuze, keine Besucherkontrolle, keine Zählungen. Daher kann nur geschätzt werden, wie viele Menschen in die Gedenkstätten kommen. Die Stiftung geht von etwa 800 000 Besuchern jährlich aus. Dieser freie Zugang solle unbedingt erhalten bleiben, erklärte Freller. Doch sieht sich die Stiftung durch das wachsende Interesse zusätzlich gezwungen, ihr Sicherheitskonzept zu überdenken.

In den vergangenen Wochen waren verschiedene Methoden geprüft worden. Beide Gedenkstätten seien wegen ihrer Ausdehnung sehr schwer zu sichern, Flossenbürg noch mehr als Dachau. Eine Infrarotüberwachung etwa käme wegen Wildwechsel auf den Freiflächen nicht infrage. Einzelne Zellen in den Lagergebäuden zu schützen, indem etwa Glaswände angebracht werden, würde bedeuten, die Besucher vom Ort des Geschehens zu trennen, sagte Freller. Darüber müsse noch diskutiert werden. Er rief daher auch die Öffentlichkeit dazu auf, Beschädigungen zu melden.

Einen Zeitplan für die Umsetzung des Konzeptes nannte Freller nicht. Voraussichtlich wird es keine Echtzeit-Überwachung geben, weil diese zu teuer wäre. Aufzeichnungen soll es von Zufahrten und Eingängen geben. Kameras an ehemaligen Wachtürmen anzubringen, verbiete sich aber. Seit dem Diebstahl des Tores fahren häufiger Streifenwagen am Gelände der Dachauer Gedenkstätte entlang.

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