Nach der Terrorwarnung:Alarm an Silvester

Nach den Hinweisen auf einen Anschlag zum Jahreswechsel zeigt die Polizei starke Präsenz in München. Sowohl die Einsatzkräfte als auch die Münchner werden für ihr besonnenes Verhalten gelobt

Von Thomas Anlauf

Nur wenige Stunden nach der konkreten Warnung vor Anschlägen auf den Münchner Hauptbahnhof und den Pasinger Bahnhof sind erneut zwei Bombendrohungen bei der Polizei eingegangen. Allerdings stellte sich schnell heraus, dass es sich um sogenannte Trittbrettfahrer gehandelt habe, teilte Polizeipräsident Hubertus Andrä am Freitag mit. "Wir sind dabei, sie zu ermitteln - die müssen sich warm anziehen", so Andrä. Trittbrettfahrer versuchen immer wieder, mit fiktiven Terrordrohungen die Bevölkerung zu verunsichern. Doch das ist ihnen in München nicht gelungen. Die Menschen hätten sich sowohl in der Silvesternacht, als konkrete Terrorgefahr bestand, als auch im Verlauf des 1. Januar besonnen verhalten und auch viel "Verständnis und Toleranz gegenüber den polizeilichen Maßnahmen" gezeigt.

Am Tag eins nach der Terrorwarnung zeigte die Polizei weiterhin starke Präsenz. 100 zusätzliche Einsatzkräfte unterstützten die Münchner Beamten, kontrollierten Passanten und Fahrgäste an den Bahnhöfen, die erhöhte Alarmbereitschaft wird nach Angaben der Polizei wohl auch in den kommenden Tagen aufrecht erhalten, die Münchner müssen sich deshalb auch auf zahlreiche Kontrollen einstellen. An markanten und besonders belebten Orten wie dem Marienplatz beobachteten am Freitag Beamte die Lage und suchten die Plätze nach verdächtigen Personen ab. Dennoch sei die Situation mittlerweile "reduziert auf eine abstrakte Gefahr", sagte Polizeisprecher Thomas Baumann. Polizeipräsident Hubertus Andrä schätzt die derzeitige Situation so ein wie in der Zeit vor der Terrorwarnung, in der die Sicherheitsbehörden auch schon erhöhte Wachsamkeit vor möglichen Anschlägen zeigten. Seit den Anschlägen von Paris Mitte November sind Sicherheitsbehörden in ganz Europa in Alarmbereitschaft versetzt, auch in München.

Munich On Alert Following Terror Warning

In der Silvesternacht ist der Hauptbahnhof abgesperrt.

(Foto: Johannes Simon)

Andrä zeigte sich "stolz" über die "enorme Einsatzbereitschaft" der Polizeibeamten in der Silvesternacht: "Das kann ich nur als genial bezeichnen." Zahlreiche Polizisten hätten sich spontan freiwillig zum Dienst gemeldet. Eine Kollegin habe ihren Hund mit in den Dienst gebracht, weil sie ihn kurzfristig nirgends abgeben konnte, sagte der Münchner Polizeipräsident am Freitag. Innerhalb kürzester Zeit sei "die ganze Maschinerie hochgefahren" worden, so Andrä. Die Einsatzleitung musste nicht nur die vielen Beamten dirigieren und koordinieren, auch Verpflegung für Hunderte Polizisten musste in kürzester Zeit organisiert werden.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) lobte die Münchner Polizei, die "den bestmöglichen Schutz für die Bevölkerung organisiert" habe. Auch von der Landtagsopposition kam Lob für den Einsatz der Sicherheitskräfte. "Ich bin sehr froh, dass Polizei und Geheimdienste so schnell und entschlossen reagiert haben", sagte SPD-Fraktionschef Markus Rinderspacher. "Die Hinweise auf mögliche Attentäter waren offenbar so konkret, dass der Großeinsatz angemessen und richtig war." Auch der Grünen-Fraktionsvorsitzende Ludwig Hartmann äußerte sich zustimmend. "Das Vorgehen der Sicherheitsbehörden war angesichts der besonderen Situation in einer Nacht mit zigtausend Feiernden auf Münchens Straßen überlegt und vertretbar."

Terroralarm in München

Am Neujahrstag herrscht schon wieder Betrieb am Bahnhof.

(Foto: Sven Hoppe/dpa)

Und die Polizeipräsenz war gewaltig. Innerhalb weniger Stunden wurden am Donnerstagabend aus ganz Bayern Hunderte Polizisten nach München zusammengezogen, um die Polizei zu verstärken und zu unterstützen. Dabei konzentrierten sich die Beamten vor allem auf die zwei angekündigten potenziellen Anschlagsziele am Münchner Hauptbahnhof und am Pasinger Bahnhof. Der französische Geheimdienst hatte zuvor gewarnt, dass dort fünf bis sieben Selbstmordattentäter genau um Mitternacht Anschläge verüben wollten. Die Bahnhöfe wurden daraufhin großräumig abgeriegelt sowie nach Sprengstoff und Verdächtigen untersucht. Erst am frühen Freitagmorgen entspannte sich die Lage. Zwischen 3.30 Uhr und 4 Uhr wurden die Sperrungen aufgehoben. Die Züge konnten wieder in Pasing und am Hauptbahnhof halten. Zuvor war fast fünf Stunden lang der internationale Zugverkehr von und nach München über den Ostbahnhof geleitet worden, der in der Nacht ebenfalls von stark bewaffneten Polizeieinheiten gesichert worden war.

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