Nach Beanstandungen von Kontrolleuren:Die Metzger wehren sich

Lesezeit: 2 min

In den Münchner Fleischereien gibt es keine Hygienemängel - das sehen zumindest die Metzger so. Die Innung unterstellt den Lebensmittelkontrolleuren, die 132 Metzgereien beanstandeten, Abzocke.

Dominik Hutter

Die Münchner Metzgerinnung hat Hygienemängel in ihren Betrieben abgestritten und dem für Lebensmittelkontrollen zuständigen Kreisverwaltungsreferat Abzocke vorgeworfen. Die städtischen Prüfer, wettert CSU-Stadtrat und Innungs-Obermeister Georg Schlagbauer, könnten nur dann Kosten geltend machen, wenn sie etwas zu beanstanden haben. "Dass deshalb immer etwas gefunden wird, ist doch klar", findet Schlagbauer. Anscheinend benötige die Behörde die Gelder, um ihren Haushalt zu sanieren.

Peter Lueg, Chef der Lebensmittelüberwachung, weist den Vorwurf energisch zurück. Ziel der Kontrollen sei es nicht, Geld zu verdienen - es gehe darum, einwandfreie Ware für die Verbraucher zu gewährleisten. Dass nur bei Beanstandungen Gebühren verlangt werden, gehe auf EU-Vorschriften zurück.

Wie berichtet, sind im vergangenen Jahr bei 354 Hygienekontrollen des Kreisverwaltungsreferats 132 Metzgereien durchgefallen. Das ist immerhin ein gutes Drittel. Schlagbauer findet dennoch, dass von Hygienemängeln in Münchner Metzgereien keine Rede sein könne. Sehr oft würden die Prüfer nur anmerken, dass geputzt werden müsse, schließlich gebe es ohne Beanstandung kein Geld. Zudem führten bereits eine kaputte Fliese oder Risse in den Fugen zu einer Beanstandung - obwohl dies nichts mit Hygienemängeln zu tun habe, ärgert sich der Obermeister. Extremfälle, etwa eine Maus im Reissack oder vom Schrank herabfallendes Ungeziefer, dürften nicht verallgemeinert werden.

Dies allerdings, betont Lueg, habe das Kreisverwaltungsreferat auch nicht getan. Klar sei aber: Natürlich habe auch eine gesprungene Fliese mit Hygiene zu tun. Schließlich "setzt sich da Dreck ab", dazu komme die Verletzungsgefahr für die Angestellten, die dann möglicherweise mit ihrem Blut Lebensmittel kontaminierten. Lueg zufolge führt eine gesprungene Fliese allein ohnehin nicht zu einer Beanstandung und damit zu einer Gebühr - da müsse schon mehr zusammenkommen.

Die Prüfer gingen differenziert vor, allerdings werde bei Beanstandungen im Interesse des Verbrauchers auch auf geringfügige Mängel hingewiesen. Besonders schwere Fälle führten zu vorübergehenden oder - wenn auch selten - dauerhaften Betriebsschließungen.

Dies hat im vergangenen Jahr in der Lebensmittelbranche, neben Metzgereien also auch Bäckereien, Konditoreien, Supermärkte, Getränkemärkte und Gaststätten, 16Betriebe erwischt. Im laufenden Jahr sind es bereits 14. Der Vorwurf der Abzocke ist aus Sicht Luegs nichts Neues - dies werde auch bei der Parkplatzüberwachung oder bei Geschwindigkeitskontrollen immer wieder behauptet.

CSU-Politiker Schlagbauer kritisiert dennoch die Arbeitsweise des Referats. Früher hätten die Metzger partnerschaftlich mit den Behörden zusammengearbeitet. Nun erfahre man aus der Zeitung von einer solchen "verfälschten Statistik". Die "für den Verbraucher gute Zusammenarbeit scheint also von Seiten des KVR nicht mehr gewünscht zu sein".

© SZ vom 21.06.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: