Mythen:Die Isarnixe und die Moorweiblein

Renaturiertes Elinger Filz, 2013

Das Moor ist weniger gefährlich, als es alte Sagen glauben machen wollen.

(Foto: Manfred Neubauer)

Zahlreiche Sagen ranken sich um die wilde Isar und die betörende Nixe, die Flößer von ihrem Weg abbrachte. Auch die Moorweiblein waren den Geschichten zufolge nicht ungefährlich.

Von Martina Schulz

1487 ehelichte Bayernherzog Albrecht IV. die schöne Kunigunde. Zur Hochzeit, so erzählt es die Sage von der Isarnixe, kamen Gaukler und Spielleute aus allen Teilen des Landes, darunter auch ein Edelmann, der hervorragend Dudelsack spielte und seine Zuhörer begeisterte. Besonders schön flötete er, wenn Kunigunde ihm lauschte, denn er hatte sich unsterblich in sie verliebt.

Leider beruhte das nicht auf Gegenseitigkeit - die Edeldame hielt sich für etwas Besseres. Nur wenn er bereit sei, sein Leben für sie aufs Spiel zu setzen, würde sich ihr Herz erweichen lassen. Der junge Spielmann sagte ihr dies zu. Daraufhin warf Kunigunde höhnisch lachend ihren kostbaren Schmuck in die Isar, die hier besonders reißend war. Der junge Mann sprang sofort hinterher - er und der Schmuck wurden nie wieder gesehen. Die herzlose Kunigunde verschwand drei Tage später. Seit diesem Tag kann man ihre verführerischen "Tutli"-Rufe im Schilf hören.

Flößer, die den Ruf der Wassernixe hörten, würden unweigerlich auf der nächsten Fahrt ertrinken, wurde erzählt. Viele Flößer entgingen ihrem Schicksal nur, weil sie sich wie einst Odysseus die Ohren verstopften. Einige entkamen der Nixe, indem sie so laut beteten, dass sie das Locken nicht vernahmen, oder weil sie sich mit Amuletten vor der Wirkung des Gesangs schützten.

Irrlichter und Moorweiblein

Geschichten von Irrlichtern gibt es viele, besonders eindrucksvoll ist die von der Wackersberger Leiten: Viele Bauern, die am Waldrand entlang nachts vom Wirtshaus zu ihren Höfen eilten, sahen eine unerklärliche Lichterscheinung pfeilschnell am Waldrand umherhuschen. Mal war sie links zu sehen, mal rechts, manchmal sah man sie an der Friedhofsmauer, mal begleitete sie den Bauern für eine ganze Weile. Man sagt, bei dem Licht handele es sich um den Geist der Frau eines österreichischen Soldaten, die 1800 von ihrem Mann erschlagen worden sei.

In dem moorigen Waldgebiet von Tölz, dem heutigen Lettenholz, gab es nicht nur Irrlichter, sondern auch das unheimliche Moorweiblein vom Lettenweiher. Die Menschen sahen immer wieder eine Frauengestalt, die ganz von Nebel umwoben war. Sie stand im Wasser, mit einem Strohhut auf dem Kopf, gerade so, als käme sie vom Heumachen. Angst hatten die Menschen vor dieser unheimlichen, aber eigentlich harmlosen Erscheinung vor allem deshalb, weil die Wilde Jagd unter Führung des Gottes Wotan es oft auf diese Gestalt abgesehen hatte und sie in der Luft zerriss. Martina Schulz

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