Musiktheater:Macht durch Mord

Musiktheater: Erst Geliebte, dann Komplizen und schließlich Feinde: Semiramide (Joyce DiDonato) und Assur (Alex Esposito) in Rossinis Oper.

Erst Geliebte, dann Komplizen und schließlich Feinde: Semiramide (Joyce DiDonato) und Assur (Alex Esposito) in Rossinis Oper.

(Foto: Wilfried Hösl)

Mehr als 150 Jahre nach der letzten Neuinszenierung in München bringt die Bayerische Staatsoper Gioachino Rossinis "Semiramide" in der Regie von David Alden wieder auf die Bühne.

Von Rita Argauer

Wenn ein lästiger Gatte der eigenen Macht im Weg steht, bietet sich - vor allem, wenn man sich im Theater oder in der Oper befindet - ein so einfaches wie drastisches Mittel an: Machtsicherung durch Mord. Dieses wählt auch die babylonische Königin Semiramide recht selbstbewusst und meuchelt, gemeinsam mit ihrem da noch Geliebten Assur, ihren Gemahl, den König Nino.

Seitdem, also gut 15 Jahre vor Beginn der eigentlichen Handlung von Gioachino Rossinis letzter Oper "Semiramide", herrscht die Titelheldin allein über Babylon. Assur wartet dabei immer noch darauf, dass die ehemals Geliebte und Mordkomplizin ihn, wie einst versprochen, zum König machen wird und Semiramide selbst verkündet: Es wird derjenige König, den sie auch ehelichen wird.

Machtspielchen auf Kosten der Liebe, Politik auf Kosten des Schicksals. In "Semiramide" gipfelt das in einem Plot, der sich irgendwo zwischen "Hamlet" und "Ödipus" bewegt. Denn neben einer Geistererscheinung des getöteten Ehemanns taucht auch der totgeglaubte Sohn Semiramides wieder auf, allerdings ganz lebendig. Und ausgerechnet in den verliebt sich die Alleinherrscherin, was den königlichen Sprössling schließlich vor die Wahl stellt: Muttermörder werden oder den Tod des Vaters ungerächt lassen?

Im 19. Jahrhundert erfreute sich diese Oper Rossinis großer Beliebtheit. Nur ein Jahr nach der Uraufführung 1823 in Venedig erfolgte die deutsche Erstaufführung in München, wo das Stück dann 1832 noch einmal neu inszeniert wurde, bevor es ganz vom Spielplan verschwand. Bis jetzt.

Für die Neuauflage engagierte die Bayerische Staatsoper den US-amerikanischen Regisseur David Alden. Dessen Regiesprache hatte die Ästhetik des Hauses in zahlreichen Inszenierungen zur Zeit der Intendanz von Peter Jonas geprägt. Nun kehrt Alden an das Haus unter Bachler zurück und rückt die Semiramide in ein Milieu, zusammengewürfelt aus den Insignien verschiedener totalitärer Systeme, das angesichts der weltpolitischen Lage brandaktuell ist.

Musikalische Unterstützung bekommt er von Dirigent Michele Mariotti, einem Rossini-Spezialisten, der mit diesem Dirigat sein Hausdebüt gibt. Für Joyce DiDonato ist die Partie der Semiramide dabei ebenfalls ein Debüt, ihr zur Seite gestellt sind Alex Esposito als Assur und Daniela Barcellona in einer Hosenrolle als Arsace.

Semiramide, Premiere: Sonntag, 12. Februar, 18 Uhr, Nationaltheater, Max-Joseph-Platz 2, 089 / 21 85 19 20, Live-Übertragung auf BR-Klassik

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: