Musik:Raus auf die Bühne

Sigrid Voß

Sigrid Voß hat ihre Stimme erst vor wenigen Jahren entdeckt. Nun tritt sie in der Pasinger Fabrik auf.

(Foto: Privat)

Sigrid Voß und ihre spät entdeckte Liebe zum Gesang

Von Claudia Wessel, Pasing

Singen? "Das kann ich nicht", sagte Sigrid Voß. Sie hatte schließlich noch nie gesungen, außer "da, wo es niemand hört", also auf dem Fahrrad oder wenn sie im Auto unterwegs war. Aber nun machte sie nach dem Eintritt ins Rentenalter schon mal mit beim Projekt Seniorentheater am Gärtnerplatztheater. Das gibt es inzwischen nicht mehr, aber es war ein mutiger neuer Schritt, dann konnte sie auch ruhig auf die Regisseurin hören und zum Casting für das geplante Musical kommen. Denn dafür brauchte man Solo-Sängerinnen.

Nach dem Vorsingen waren die Zuhörer offenbar beeindruckt, und Sigrid Voß wurde ausgewählt für eine der Rollen in dem Musical "MS Dauer Welle", und sie sang unter anderem das Lied "Oh, mein Papa". Nach der Aufführung in der Pasinger Fabrik - es war das Jahr 2011 - kam die musikalische Leiterin zu ihr und sagte: "Du warst super! Du hast eine tolle Stimme! Damit musst du was machen, du musst raus auf die Bühne!"

Das ließ sich die frisch entdeckte Sängerin nicht zweimal sagen und sie schaute sich um nach Möglichkeiten. Es fing mit kleinen Auftritten an, etwa bei Sommerfesten in Alten-Service-Zentren, dann gab es wieder längere Pausen. Im Februar 2016 wurde sie gebeten, bei einer Veranstaltung der Poesieboten im Gasteig zu singen. "Danach kamen die Menschen auf mich zu, und ich spürte die Begeisterung", erinnert sich Voß. "Das war der Punkt, an dem ich mir sagte: Ich mache weiter. Ich will in der Pasinger Fabrik ein eigenes Konzert geben - da, wo alles angefangen hat."

An diesem Donnerstag, 7. Dezember, ist es soweit, sie tritt in der Pasinger Fabrik auf, Beginn 20 Uhr: "Freche Lieder über die Liebe" heißt ihr Programm, bei dem sie Lieder der 1920er bis 1940er Jahre singt, begleitet von dem Pianisten Peter Papritz. Hinter Sigrid Voß liegt durchaus harte Arbeit. Gesangsunterricht ein- bis zweimal die Woche, bei wechselnden Lehrern. Denn die Beziehung zwischen Gesangslehrer und Schülerin kann durchaus heikel sein, die Chemie muss schon stimmen, die gemeinsamen Ziele auch. Voß schwebten oftmals Lieder vor, die die Lehrer für unmöglich hielten. Doch sie hat schließlich den Lehrer gefunden, der mit ihr an einem Strang zieht: Johannes Quistorp mit seinem Unterrichtsmodell "Entfaltung der Stimme - Singen mit Leib und Seele".

Vor dem großen Auftritt, ihrem ersten als Sängerin ganz alleine auf der Bühne, haben beide natürlich noch mal intensiv geprobt. Auch ihren Auftritt hat sie selbst gestaltet, man darf sich überraschen lassen. Die Lieder der 20er bis 40er Jahre hat Voß zum einen ausgesucht, weil sie zu ihrer Alt-Stimme passen, zum anderen, weil die Texte ihr Spaß machen. "Männer umschwirr'n mich wie Motten das Licht" wird man etwa am Donnerstag von ihr hören können oder "So ein Mann, so ein Mann macht mich unwahrscheinlich an". Die Künstlerin freut sich auf den erneuten Neuanfang im Alter von . . . Ach was, das spielt nun wirklich keine Rolle.

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