Musik:Mutmacher für die Münchner Pop-Szene

Weit über das normale Maß hinaus: Diese Menschen fördern Münchner Bands - eine subjektive Auswahl.

Von Michael Bremmer

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Einleitung

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Quelle: imago stock&people

Das ist kein Ranking, auch keine Bestenliste, es ist eine Würdigung. Natürlich fördern in München viele Menschen die Pop-Szene. Club-Besitzer, die Münchner Bands auftreten lassen. Booker, die Musikern Auftrittsmöglichkeiten verschaffen. Manager, die Künstler unter Vertrag nehmen und ihnen den Weg ins Pop-Business ebnen. Musikjournalisten, die über die neuesten Combos berichten. Das alles ist wichtig, das alles ist aber auch ihre Aufgabe - wenngleich natürlich viele kleine Münchner Plattenfirmen eher von Enthusiasten geleitet werden als von Betriebswirtschaftlern. In dieser Würdigung aber geht es um Menschen, die Münchner Pop-Bands fördern - weit über das normale Maß hinaus. Ein Überblick.

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Andy Barsekow

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Quelle: BR

Andy Barsekow weiß aus eigener Erfahrung, wie wichtig Förderung für junge Bands ist. 2002 gründete er seine Indie-Pop-Band Campus, die sich mit den Jahren eine treue Fangemeinde in München erspielte, Lobeshymnen der lokalen Presse erhielt, aber nie den Sprung in den Pop-Olymp schaffte. Als es stiller wurde um die Band, gab es allerdings Förderer, die sich regelmäßig bei ihm nach seiner Musik erkundigt haben. Dies, so sagte er später mal, habe ihn sehr geprägt für seine heutige Arbeit. Mittlerweile ist er selbst Mutmacher. Für Puls, das junge Programm des Bayerischen Rundfunks, arbeitet er als Musikplanungschef und im Bereich "Bandsupport". Übersetzt: Barsekow sucht aus, wer die "Bayerische Band der Woche" wird und welche Künstler in der Startrampe unterstützt werden. Bei dieser Auswahl könnte man es sich leicht machen, nach Anzahl der Fans entscheiden oder nach der Qualität der Bandfotos - Barsekow hat andere Kriterien: musikalische Qualität, Fleiß und Entwicklungspotenzial der Band - dafür fragt er auch gerne nach, was es Neues gebe im Proberaum.

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Gregor Amadeus Böhm

Jugendseite

Quelle: Alexander Jesipow

Es ist selten, dass ein schlechtes Wort über Gregor Amadeus Böhm fällt. Es war auch nicht wirklich böse gemeint, damals im November 2012. Phil Vetter stand auf der Bühne beim Sound-Of-Munich-Now-Festival und sagte sinngemäß, er habe es auch ohne Amadeus auf die Münchner Bühnen geschafft - zu oft wurde der junge Musiker und Musikmanager an diesem Abend gelobt. Gitarrist Böhm wurde am Anfang seiner Karriere vom einstigen Atomic-Café-Chef Christian Heine gefördert. Böhm wiederum, heute Anfang 30, förderte später Musiker, die noch jünger waren als er. Sein Geheimnis: Er geht offen auf junge Bands zu, nimmt sie ernst, weil er jedem erst einmal die Chance geben will, sich zu entwickeln und zu beweisen. Sein größter Verdienst: Er zeigte, dass Münchner Bands die Clubs dieser Stadt füllen können und somit für Veranstalter auch wirtschaftlich interessant sein können - oft war nicht genug Platz auf dem Kassentisch für all die Ausweise, die die Unter-18-Jährigen vor Konzertbesuch abgeben mussten. Heute betreibt Böhm zwei Plattenfirmen (Flowerstreet Records und In Bloom Records), zeitintensiver ist mittlerweile aber die Arbeit in seinem Musikverlag.

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Gerald Huber

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Quelle: Michael Dorn

Gerald Huber (hier mit Lebens- und Musikpartnerin Heidi Triska) ist selbst Musiker, arbeitet als Musikjournalist in München (unter anderem "Heimspiel - Platten aus München" im Stadtmagazin in münchen), kümmert sich als Musikmanager um die Szene und betreibt zusammen mit Marcus Zilg die Plattenfirma Redwinetunes. Allein deswegen kann man erwarten, dass sich Huber für Musik aus seiner Heimatstadt interessiert. Und doch ist sein Interesse anders, ehrlicher, ohne anderen Musikmanagern zu nahe treten zu wollen. Im Mittelpunkt steht bei ihm nicht der mögliche Ertrag, sondern der künstlerische Werdegang, die Entwicklungs- und somit auch die Fördermöglichkeiten. Und dafür taucht er tief ein bei seinen Entdeckungsreisen. Die Singer-Songwriterin Ella Josaline fand er bei Youtube - er stellte die heute 17 Jahre alte Musikerin den wichtigen Menschen in der Szene vor, besorgte ihr Konzerte, organisierte die Aufnahme ihrer ersten Platte und nimmt, so hat er einmal gesagt, solange kein Honorar, bis Ella Josaline volljährig ist.

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Thomas Lechner

Thomas Lechner, 2011

Quelle: Florian Peljak

Was wäre München ohne Thomas Lechner. Über die Jahrzehnte hat er bei fast allen wichtigen Festivals der Stadt mitgemischt - noch heute hält sich das Gerücht, dass er beim Pfingst-Theatron hinter der Bühne übernachtet hat, weil kein Geld für die Security da war. Und schon sind wir bei seinem Thema: der Forderung nach mehr Pop-Förderung. "Genau wie in der Hochkultur gibt es auch in der Popmusik Bereiche, die sich nicht selbst tragen, die aber wichtig sind in einem sozialen, gesellschaftlichen Kontext. Da braucht man eben Unterstützung", forderte Lechner vor Jahren. Mittlerweile arbeitet er zudem in der Fachstelle Pop vom Feierwerk - hier unterstützt er Bands und ist Bindeglied zur Stadt München.

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Marc Liebscher

Marc Liebscher

Quelle: Lukas Barth

Es gibt diese eine Geschichte über Marc Liebscher, die vermutlich jeder Münchner Popfreund kennt. Liebscher geht auf ein Konzert in Germering, findet die Musik "brutal catchy", obwohl das Talent der Musiker nicht alle Zuhörer entdeckt haben. Liebscher nahm die Sportfreunde Stiller unter Vertrag, es folgten mehr als tausend Konzerte und jede Menge Hits. Das ist die eine Seite, die andere: Liebscher ist immer noch der Entdecker wie vor 20 Jahren. Seit Jahren kümmert er sich um Newcomer wie Roman Fischer, Fertig, Los!, Exclusive. Auch wenn er mit diesen Bands nicht mehr zusammenarbeitet, das Interesse an jungen Bands ist nicht erloschen - regelmäßig holt er sich ein Update über die neue Szene und informiert sich auch jedes Jahr vor Ort beim Festival "Sound Of Munich Now".

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Mira Mann

Candelilla 2013 Presse-Foto PR-Bild

Quelle: Nikolas Fabian Kammerer

Jetzt kann man ja über Auszeichnungen immer streiten - aber außergewöhnlich ist das schon. Seit vier Jahren, also von Beginn an, ist Mira Mann (2.v.l.) für das Band-Booking für den Club Milla zuständig. Nun hat sie gerade zum dritten Mal in Folge den Programmpreis der Initiative Musik dafür gewonnen - jeweils 25 000 Euro für die Bandauswahl. Jede Menge Geld, das man in noch bessere (und somit teurere) Bands investieren könnte. Mira Mann ist allerdings ihrer Linie treu geblieben. Weiterhin nimmt sie Münchner Bands ins Programm (auch als Vorband), richtet viele Release-Konzerte von Münchner Bands aus und bietet den Musikern der Stadt regelmäßig eine offene Bühne.

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Fabian Rauecker

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Quelle: Stephan Rumpf

Mit 60 Stundenkilometern fing alles an, im Feuerwehrauto quer durch Bayern, mit La Brass Banda, den bayerischen Balkan-Beat-Buam. Fabian Rauecker wurde relativ schnell nach der Schule Tourmanager bei der Band von Stefan Dettl. Kilometer für Kilometer, Show für Show hat er dabei alles gelernt, was er heute für seine Arbeit, aber auch für seine Pop-Förderung braucht. Rauecker managt junge Bands, er ist Teil des Veranstaltungsteams der Manic Street Parade, er kümmert sich mit anderen um junge Künstler beim Förderprogramm BY-on. Zudem hat er mit seinem Büropartner Stefan Schröder die Veranstaltungsreihe "Sing Matrose Sing" gegründet - ein Heimathafen auch für Münchner Bands.

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Sportfreunde Stiller

Sportfreunde Stiller

Quelle: Universal Music

Peter Brugger, Florian Weber und Rüdiger Linhof sind die Sportfreunde Stiller. Ihr Liebe zu München ist bekannt. Aber Förderer der lokalen Popszene? Das überrascht - und ist doch sehr naheliegend. Die Sportfreunde haben es sich zur Aufgabe gemacht, regelmäßig Münchner Bands mit auf Tour zu nehmen, um ihnen auch mal die Möglichkeit zu geben, vor großem Publikum zu spielen: Instrument, Talking Pets, Exclusive, Ami, Moop Mama, Pelzig, Dicht & Ergreifend, Fiva, Five!Fast!!!Hits, Monta, Cosmic Casino, Campus, Slut . . . eine beeindruckende Liste. Aber damit der Bandfreundschaften nicht genug: Als die Indie-Pop-Band Fertig, Los! einmal wegen Krankheit einen Auftritt bei einem Open-Air-Festival im Süden von München absagen musste, sprangen spontan die Sportfreunde ein.

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Niko Strnad

Niko Strnad

Quelle: Jakob Berr

Natürlich werden viele Musikmanager von sich behaupten, dass sie in allem, was sie tun, ein besonderes Augenmerk auf ihre Heimatstadt richten. Niko Strnad spricht nicht über ihre Arbeit, sie macht einfach. Sie fördert Münchner Bands in Veranstaltungsreihen wie "Munich Rocks" - hier wird seit 2009 vierteljährlich im Ampere die neue Münchner Musikszene präsentiert. Sie lässt Münchner Künstler bei der Neuhauser Musiknacht oder beim Blues-Fest des Hide Out auftreten. Seit 2015 hat sie einen Biergarten beim Tollwood Festival - auf ihrer Bühne: Münchner Bands.

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Julia Viechtl

Julia Viechtl, 2016

Quelle: Stephan Rumpf

Bis vor einem Jahr hat man Julia Viechtl nicht unbedingt mit Musik-München in Verbindung gebracht. Gut, sie ist Musikerin, spielte bei der Indie-Pop-Band Fertig, Los! Bass und unterstützte später Marc Liebscher beim Management der Rapperin Fiva. Dann kam allerdings ihre Masterarbeit: "Der Weg zur Music City. Status Quo und Potenziale der regionalen Pop-Musik-Szene". Dass es hierbei um München geht, ist klar. Julia Viechtl möchte dazu beitragen, dass in München noch viel mehr entstehen kann, was Musik und Kreativität angeht. Nicht nur theoretisch - gemeinsam mit ihrem Verein Zwischenprost hat sie das Club-Festival "Manic Street Parade" gestartet - hierfür hat sie die Stadt München als Förderer gewonnen. Mittlerweile hat Julia Viechtl eine neuer Herausforderung: Seit kurzem gehört sie zum Team der Fachstelle Pop - hier kann sie Bands direkt helfen.

© SZ.de/infu
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