Muse in der Olympiahalle:Geniestreich mit Streichern

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Befreit von den letzten Zwängen, bringen Muse ein gewaltiges Stück Rock in die Olympiahalle.

Alexandra Pilz und Bernhard Blöchl

Das südenglische Teignmouth ist schon lange zu klein für eine der größten Bands Europas. Dennoch kehrten Muse kürzlich in ihre Heimat zurück, um hier erstmals ihre neuen Songs auf die Bühne zu bringen. "Es war fantastisch, wir waren richtig nervös" erzählt Bassist Chris Wolstenholme. Inzwischen ist die fünfte Platte "The Resistance" erschienen, ihre wohl mutigste bis dato, und nicht nur die britischen Fans staunen über die ungebremste Experimentierfreudigkeit der Musiker, die für ihren Bombast und ihre perfekten Rock-Shows weltweit verehrt werden. Am Freitag, 20. November, 20 Uhr, gastiert das Trio in der Münchner Olympiahalle.

Matt Bellamy (Mitte) spielt mit siener Band Muse in München. (Foto: Foto: oh)

SZ: Ein Höhepunkt der Platte ist das finale dreiteilige Stück "Exogenesis", das Journalisten mitunter als moderne Klassik bezeichnen. Wie ordnen Sie selbst Ihr orchestrales Werk ein?

Matt Bellamy: Das Stück hat viele retro-klingende Harmonien und melodische Parts, und man kann das vielleicht mit klassischer Musik aus dem 19. oder 20. Jahrhundert assoziieren. Kombiniert mit einem Rocksound aus Schlagzeug und Bass, kommt das Ganze ziemlich gegenwartsnah daher. Ich bin ein großer Fan von Musik aus der Spätromantik sowie der frühen Moderne und Filmmusik, von Komponisten wie Rachmaninow, Liszt und Wagner - das ist alles darin zu finden.

SZ: Sie haben "Exogenesis" Ihre erste Symphonie genannt.

Bellamy: ( lacht) Das war eher ironisch gemeint, weil sich dann alle fragen, was eine Symphonie auf dem Album macht. Mir bedeutet das Stück viel, weil ich selbstbewusster im Umgang mit Streicher-Arrangements wurde. Der ganze Prozess begann damit, dass mich der Regisseur Tom Tykwer vor einem Jahr darum gebeten hat, den Abspann für seinen Film The International zu komponieren. Als das von den Berliner Philharmonikern eingespielt wurde, war das für mich der Beginn, mich mit Orchestermusik zu beschäftigen - und der Anfang von "Exogenesis".

SZ: Mit "The Resistance" haben Sie zum ersten Mal ein Album selbst produziert, in Ihrem eigenen Studio in Italien. Inwiefern hat Sie diese Freiheit beflügelt?

Bellamy: Wir hatten nun die Möglichkeit, die ungewöhnlicheren Aspekte einer Idee zu erforschen, ohne uns darüber Gedanken zu machen, was eine andere Person davon hält. Wenn Produzenten dabei sind, hast du immer das Gefühl, alles, was du machst, machst du für sie. Sie werden zu deinem Publikum. Wenn die Band alleine ist, ist man viel befreiter und muss nichts fürchten. Einige Dinge wären uns vielleicht zu peinlich gewesen, wenn wir einen Produzenten gehabt hätten. "Undisclosed Desires" zum Beispiel, diese rein elektronische Arbeit, womit wir uns gar nicht auskannten. Oder "United States Of Eurasia", das sehr dramatische Momente hat und zum Teil wie ein Musical klingt - da hätte mancher Produzent vielleicht auf halbem Wege aufgegeben.

SZ: Sie bereiten sich gerade auf Ihre Tour vor. Worauf dürfen sich Fans freuen?

Bellamy: Wir wollen etwas Aufwändiges, etwas, das in Richtung Musical geht. Mit Akrobaten oder dergleichen. Ich habe das Gefühl, das wird die Tour, von der die Leute sagen: Das geht zu weit!

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