Muhammad Ali:"Schädelweh at the Schwanthalerhöh"...

Muhammad Ali ist tot

Am 24. Mai 1976 brauchten die Münchner nicht mitten in der Nacht aufzustehen, um Muhammad Ali boxen zu sehen.

(Foto: dpa)

...gehörte freilich nicht zu seinen ganz großen Kämpfen, doch auch München hatte seinen Moment in der Geschichte des Muhammad Ali.

Kolumne von Franz Kotteder

Münchner, die dem Rentenalter bedenklich nahekommen, erinnern sich dieser Tage gern daran, dass sie als Kind nachts vom Papa aufgeweckt wurden, um fernzusehen. Heutzutage vollkommen undenkbar, inzwischen weiß jeder, dass so etwas zarte Kinderseelen unrettbar zerrüttet und schwerste Traumata auslöst.

Damals aber war man noch der Ansicht, die Kinder dürften weltgeschichtliche Ereignisse wie die erste Mondlandung oder den Boxkampf zwischen Joe Frazier und Muhammad Ali auf keinen Fall verpassen und würden noch ihren Enkeln davon erzählen. Tun sie heute ja auch, selbst wenn sie sich nur noch an fahrige Schatten zwischen Hellgrau und Schwarz erinnern. Ob das jetzt die Mondlandung war oder zwei Boxer, lässt sich nicht mehr mit hinreichender Sicherheit sagen.

Einmal aber brauchten die Münchner nicht mitten in der Nacht aufzustehen, um Muhammad Ali boxen zu sehen. Es war der 24. Mai 1976, und Ali war zum Kampf gegen den Engländer Richard Dunn nach München in die Olympiahalle gekommen. Dunn hatte gegen den Größten keinerlei Chance, wurde von Ali aber trotzdem erst in der fünften Runde ausgeknockt, weil der Fernsehsender NBC für fünf Runden Werbung gebucht hatte. Schon damals wusste man, wie man so eine Show vermarktete. Alis große Kämpfe hatten zum Beispiel einen Namen, "Rumble in the Jungle" etwa (Kinshasa) oder "Thrilla in Manila". Von "Randale in the Olympiahalle" oder gar einem "Schädelweh at the Schwanthalerhöh'" ist freilich nichts überliefert.

Allerdings weiß man von dem auch schon verrenteten Sportreporter Waldemar "Waldi" Hartmann, dass Ali vor dem Kampf öffentlich im Circus Krone trainierte und jeden Tag 1500 Leute zehn Mark Eintritt dafür zahlten. Der blutjunge Hartmann durfte Ali damals als Pressesprecher der Boxpromoter begleiten. Natürlich fand es Waldi damals schon extrem lässig, Ali zu duzen. Weil es im Englischen keinen Unterschied zwischen Du und Sie gibt, bekam er vom Champion dafür auch keine aufs Maul, und so blieb er bei allen künftigen Interviewpartnern einfach beim Du. Muhammad Ali ist also schuld daran. Soweit man weiß, hat sich aber bei ihm keiner darüber beschwert.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: