Celtic-Fans am Marienplatz:München hat endlich seinen Müllskandal

FC Bayern München - Celtic Glasgow

Was vom Besuch der Celtic-Fans übrigblieb? Jede Menge Müll.

(Foto: dpa)

Und das, obwohl die Stadt seit Wochen mit riesigen Kaffeebechern gegen die Vermüllung kämpft. Denn leider wurde die wirkliche Gefahr verkannt.

Kolumne von Melanie Staudinger

Kurz nach der Wiesn verfällt München schon wieder in einen Ausnahmezustand. Bei den neuerlichen Exzessen offenbarte sich ein bekanntes Muster, die gefährliche Mischung aus ausgelassener Stimmung, Menschen in seltsamen Kostümen und zu viel Alkohol. Nur der Ort unterschied sich. Diesmal traf es nicht die Theresienwiese, sondern den Marienplatz.

Dort, wo der FC Bayern normalerweise die Feierhoheit besitzt, sammelten sich vor dem Champions-League-Spiel am Mittwoch Tausende Anhänger in Grün und Weiß. Sie grölten, sie tanzten, sie tranken und hüpften dann im Pulk nach unten zur U-Bahn, die sie raus zur Arena in Fröttmaning chauffierte. Zurück blieb der Müll. Plastikbecher, Glasflaschen, Bierkästen - das alles haben die Schotten liegen gelassen. Klar, die Briten wieder, typisch. Neben üblichen Wortwitzen ("Alle Schotten dicht") reagierte München auf die Feierei empört. "Der große Glas-Gau" titelte der Boulevard.

Das Ganze hat aber auch etwas Gutes. München hat endlich seinen Müllskandal. Die Stadtverwaltung hatte so etwas bereits geahnt. Schon im Mai beschäftigte der Stadtrat sich mit der drohenden Vermüllung. Doch die wirkliche Gefahr wurde total falsch eingeschätzt.

Denn Abfallwirtschaftsbetrieb und Kommunalreferat dachten tatsächlich, das Ungemach drohe von Kaffeebechern aus Pappe. Die Münchner werfen 190 000 davon täglich weg. Viel Geld investierte die Stadt in eine Werbekampagne. Seit Wochen weisen zwei aufgeblasene Kaffeebecher zuerst an Marienplatz und Stachus, dann in der Kaufingerstraße, am Leonrodplatz und am Harras auf das Umweltverschmutzungspotenzial hin - sie haben genau das Volumen der weggeworfenen 190 000 Becher.

Hätte das Kommunalreferat doch lieber auf die Bierflasche als Werbeträger gesetzt. Vielleicht hätten die Schotten ihre Flaschen dann brav zurückgetragen. Den Freunden der gepflegten Sichtachse im Stadtbild aber dürfte dieser Vorschlag nicht gefallen. Denn würde man eine aufblasbare Flasche mit dem Volumen der alkoholischen Getränke aufstellen, die von den Briten am Mittwoch vernichtet wurden, würde das Mahnmal die Frauenkirche wohl überragen. Und das wäre ein richtiger Skandal.

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