Jagd- und Fischereimuseum:Herpes? Das Schwein ist schuld!

Bronze-Keiler vor dem Jagd- und Fischereimusum in München, 2013

Zack, da ist es halt schon wieder passiert. Herpes, na toll.

(Foto: Stephan Rumpf)

Dass sich das Virus in München ausbreitet, liegt angeblich an der Wiesn. Das stimmt nicht. Vielmehr ist es ein bestimmter Bronze-Eber, dem man nicht zu nahe kommen sollte

Kolumne von Martin Bernstein

Die Wiesn soll schuld sein daran, dass in diesen Tagen so viele Münchner und ihre Gäste mit einem Mords-Schnupfen oder mit Herpesbläschen an den Lippen herumlaufen. Saufen, grölen, leicht bekleidet heimgehen, das ruiniere das Immunsystem, hieß es dieser Tage. Wir wissen es wieder einmal besser, alldieweil vorliegende Kolumne sonst erst auf der folgenden Oktoberfest-Seite abgedruckt würde.

Nicht die Wiesn - die Sau ist schuld. Genau gesagt: der Bronze-Eber vor dem Jagd- und Fischereimuseum in der Fußgängerzone. Die vom Bildhauer Martin Mayer 1960 geschaffene Skulptur "Sitzender Eber" wurde 1976 aufgestellt. Das Tier ist Kunst. Eine Schweinerei ist nur, was seine Bewunderer mit ihm anstellen. Irgendwann hat irgendwer nämlich den Schmarrn aufgebracht, dass körperlicher Kontakt mit dem Eber irgendwie Glück verheißend ist.

Es mag sich dabei schlicht um eine Verwechslung handeln. Denn auch in Florenz sitzt seit 400 Jahren ein Bronze-Schweindl herum, selbst die Kopie einer römischen Kopie eines griechischen Originals und zugleich Vorbild für die Münchner Kopie. Dieser Florentiner "Porcellino" soll Glück bringen, wenn man Folgendes beachtet: Nase reiben, Geld in die Schnauze legen, Geld fällt in das Brunnengitter, Glück kommt - Hurra!

In München sind nur sehr rudimentäre Ableger dieses Brauchtums angekommen: Entweder wird das Gemächt des Ebers gestreichelt. Oder Besucher reiben ihre Nase an der Schweineschnauze. Oder sie weichen angesichts des Andrangs am Schwein auf den daneben stehenden Waller aus und reißen dem die bronzenen Barthaare ab. Oder aber eine völlig enthemmte Dirndlträgerin verpasst dem Schwein einen Zungenkuss. Pfui Deifel! Das bringt dann weder Münzen in die Stadtkasse noch irgendwem Glück. Sondern bestenfalls Herpes.

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