Münchner Wirte über das Rauchverbot:"Das Ende des zweiten Wohnzimmers"

Ab 2008 darf nur noch in abgetrennten Bereichen geraucht werden. Und wenn das Lokal nur einen Raum hat? Wir haben Münchner Wirte gefragt, was sie dazu sagen.

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Schall und Rauch

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Ab 2008 darf nur noch in abgetrennten Bereichen geraucht werden. Und wenn das Lokal nur einen Raum hat? Wir haben Münchner Wirte gefragt, was sie dazu sagen.

Markus Giletti, Wirt im Schall & Rauch:

"Für mich hätte das Gesetz mit Sicherheit große Umsatzeinbußen zur Folge, weil ich zu neunzig Prozent Raucher da habe. Das 'Schall und Rauch' ist eine klassische Ein-Raum-Kneipe. Tagsüber kommen vorwiegend Studenten, abends ist das Publikum gemischt.

Da ich nur einen Raum habe, bin ich durch das Gesetz anderen Gaststätten gegenüber klar benachteiligt - die können ja einfach einen Nichtraucherbereich einrichten.

Da wird mit zweierlei Maß gemessen. Wenn ich die Gäste auf die Straße schicke zum Rauchen, wie in Italien, gibt's sicherlich Probleme, weil die Leute hier nicht so tolerant sind wie in südlichen Ländern. Ich habe mal beim Kreisverwaltungsreferat nachgefragt, wie das wäre, wenn die Leute draußen stehen und rauchen.

Man hat mir gesagt, dass das klar zu meinen Lasten gehen würde. Da hätte ich im Handumdrehen 15, 20 Anzeigen! Ich kann mir allerdings vorstellen, dass die Leute bei Rauchverbot gar nicht mehr kommen. In Schottland hat sich gezeigt, dass es massive Umsatzeinbußen gab.

Kneipen wie meine mussten dicht machen. Die Leute gehen einfach woanders hin, wo sie in abgetrennten Bereichen rauchen dürfen. Wenn die das mit dem Gesetz durchziehen, dann sehe ich schwarz."

Foto: Gäste im Schall&Rauch (Robert Haas)

Bayerischer Hof

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Innegrit Volkhardt, Geschäftsführerin des Hotels Bayerischer Hof:

"Wir werden erst einmal abwarten, was nun tatsächlich beschlossen wird, bevor wir uns an wirklich große Umbauten machen. Viele in der Branche gehen nämlich davon aus, dass die eher lockere bayerische Variante eine Übergangslösung ist, die dann nach einem Jahr einer strengeren Auslegung weicht.

Was unsere Räume betrifft, haben wir in den meisten Restaurants zum Glück bereits abgetrennte Bereiche, die sich relativ zügig zu geschlossenen Nichtraucherzonen machen lassen. Im 'Palaiskeller' das 'Trinkstüberl' oder im 'Trader Vic's' die 'Menehune Bar' - dort können die Gäste rauchen. Offen ist noch, was mit unserer 'Falk's Bar' passiert.

Das muss wohl ein reiner Nichtraucherbereich werden, aber wir warten ab, was das Gesetz eventuell an Ausnahmeregelungen bringt. Für viele unserer Gäste ist die Zigarre Teil des kulinarischen Genusses - die konnte ich beruhigen: Ihr dürft das ja weiter, ihr müsst nur woanders hin.

Ich persönlich bin nicht ganz unglücklich, wenn das Gesetz in Kraft tritt. Es gibt mittlerweile international eine recht ablehnende Haltung gegen das Rauchen, die wir auch bei unserer Klientel bemerken. Und es ist doch so, dass einfach das Klima in einem Lokal, die Lebensqualität besser ist ohne Rauch. Man bleibt viel länger gerne sitzen. Bei Großereignissen in unserem Haus wie dem Deutschen Filmball werden wir die Entscheidung dem Veranstalter überlassen."

Foto: Schauspieler Christian Berkel und Andrea Sawatzki beim Filmball im Bayerischen Hof (Robert Haas)

Schwabinger Sieben

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Gerd Waldhauser, Wirt der Schwabinger Sieben:

"Ich bin zwar der älteste Wirt Schwabings, allerdings ist das Rauchen in Kneipen ja nicht nur eine Frage, die Wirte betrifft. Die Leute kommen doch, um zu rauchen! Wen das stört, der muss ja nicht herkommen.

Auf Autobahnraststätten ist das was anderes, da muss man 'rein, es gibt sonst nichts. Aber in Schwabing haben wir doch viele Kneipen. Ich bin gegen diese Einschränkungen: Was man darf, was man nicht darf. Wenn, dann sollte es alle Lokale betreffen. Ein generelles Rauchverbot, damit man Chancengleichheit hat. Das wäre gerecht. Jetzt sind die großen Lokale die Nutznießer.

Für uns ist die Idee eines Raucherzimmers indiskutabel. Wir sind in einer Baracke untergebracht, die aus Kriegsschutt aufgebaut ist. Wir haben keine zwei Räume, sonst wär's ja einfach. Ich bin kein Wallfahrtsort wie Lourdes, es gibt niemand, der zu mir herpilgert. Die Leute gehen dann halt woanders hin. Ich finde, man sollte ein Schild aufstellen: 'Hier kann geraucht werden - hier nicht.'

Ein Freund von mir hat ein Nichtraucher-Lokal aufgemacht, das war vor 20 Jahren in der Nähe des Viktualienmarkts. Er ist damals damit sang- und klanglos untergegangen. Der war seiner Zeit voraus. Heute würde das sicher laufen.

In Italien macht das Rauchverbot Sinn, da kann man draußen stehen. Aber hier heißt's gleich: ,Unerlaubte Erweiterung der Ausschankfläche.' Ich habe vor zehn Jahren aufgehört zu rauchen, aber ich kenne das noch von früher. Wenn man trinkt, dann zieht man gleich eine Kippe dazu 'raus. Wenn es die Hochzeit zwischen Bier und Tabak nicht mehr gibt, dann fehlt für viele eben was."

Foto: Wirt Gerd Waldhauser von der Schwabinger Sieben (Robert Haas)

Hofbräuhaus

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Sabine Barthelmeß, Sprecherin des Hofbräuhauses:

"Die Pläne für die Schwemme stehen, es gibt noch eine Vorbesprechung, und ab November wird dann umgebaut. Wir hoffen, dass der Raucherraum im Dezember fertig ist. Er wird im hinteren Teil mit den niedrigeren Decken sein.

Vorne, in der sogenannten hohen Schwemme, wird alles Nichtraucherzone. Die Bauarbeiten werden ziemlich aufwendig, der Raum muss ja vollkommen abgetrennt sein, es wird eine extra Belüftung eingebaut. Der Betrieb geht aber normal weiter, wir haben 365 Tage im Jahr offen. Als die ganze Diskussion aufkam, haben wir in der Schwemme schon einzelne rauchfreie Bereiche im Küchengang und Richtung Biergarten eingerichtet, die gut angenommen werden.

Ehrlich gesagt oft auch deshalb, weil es überall sonst voll ist - da nimmt man den Platz, den man kriegen kann. Für das Bräustüberl im ersten Stock, das erst vor gut zwei Jahren renoviert wurde, vermute ich, dass es ganz rauchfrei wird. Ähnliches gilt für den Festsaal und die Nebenräume. Sollte aber die Ausnahmeregel für Ein-Raum-Gaststätten kommen, werden wird natürlich davon Gebrauch machen.

Bier und Rauchen gehören zusammen, und natürlich ist unsere Klientel eher so, dass sie gern raucht. Wir haben 3500 registrierte Stammgäste, viele kommen seit 20 Jahren, die haben ihren eigenen Maßkrug und rauchen gern Zigarre oder Pfeife. Wie ein zweites Wohnzimmer eben. Sie müssen jetzt ihre angestammten Plätze räumen. Das tut mir leid."

Foto: Traditionalisten im Hofbräuhaus (Robert Haas)

Cafe Rothemund

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Georg Bittner, einer von drei Geschäftsführern des Cafés Rothmund:

"Im Prinzip sind wir für das Gesetz, wobei es uns lieber wäre, wenn es nicht die Regelung mit den abgetrennten Räumen gäbe. Denn wir haben zwar im Moment noch einen Raucher- und einen Nichtraucherbereich, aber wir können keinen separaten Raucher-Raum einrichten.

Da ist technisch gar nicht möglich bei uns, weil wir nur eine Lüftung für das ganze Lokal haben. Ich glaube zwar nicht, dass die Folgen sehr groß sein würden, weil viele Gäste ja zum Essen zu uns kommen. Aber unser Publikum besteht momentan schon zu etwa 70 Prozent aus Rauchern. Wenn dann nur 5 Prozent wegblieben, macht sich das schon im Umsatz bemerkbar.

Dennoch begrüße ich das Gesetz im Grunde. Vor allem, weil wir ja selber den ganzen Tag im Qualm stehen. Da ist es eigentlich schön, wenn man das nicht acht Stunden oder länger ertragen muss. Insgesamt ist es für alle weniger anstrengend, wenn es rauchfrei wird."

Foto: Georg Bittner im Café Rothemund (Robert Haas)

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