Münchner Wirte:Nachhilfe in Gemütlichkeit

Münchner Wirte: Das Hofbräuhaus ist immer noch eine der Hauptanlaufstellen für Touristen in München.

Das Hofbräuhaus ist immer noch eine der Hauptanlaufstellen für Touristen in München.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Schlafende Asiaten oder verärgerte Araber: Münchner Wirte erleben mitunter Kurioses mit Gästen aus anderen Kulturkreisen. So manchem Touristen müssen sie dabei erst beibringen, wie man sich in einem Münchner Lokal benimmt.

Von Jakob Dreher

Manpreet Mundra hat mit dem Radlsteg einen guten Platz für sein indisches Restaurant Garam Masala. Jeden Tag kommen hungrige Touristen zu ihm. Darunter sind auch viele Araber, die eine ihnen bekannte Küche der bayerischen vorziehen. Drei jugendliche Araber verpassten ihm vor Kurzem eine blutige Nase, sie waren aufgebracht, nachdem sie aus ihrer Sicht zu lange warten mussten. "Das ist natürlich ein Ausnahmefall", sagt Mundra. Kuriose Erfahrungen haben aber auch andere Münchner Wirte schon mit Touristen gemacht.

Nach einer Tour durch die Münchner Innenstadt landen viele Touristen im Tal oder am Platzl. Dort sind sie auf der Suche nach etwas zu essen, für viele soll es natürlich bayerische Küche sein. Bereits um halb fünf füllen sich die Tische der Wirtshäuser, zum Beispiel im Augustiner. "Bei uns sind sehr viele Italiener, vor allem an Weihnachten und Silvester", erzählt Wirt Thomas Zeilermeier. Warum die Italiener genau dann nach München reisen, weiß er nicht. "Ich habe nur einmal gehört, dass es in Italien keine Christkindlmärkte gibt. Außerdem ist angeblich in vielen Städten wegen der engen Straßen Feuerwerk verboten", sagt der Wirt.

"Ein reines Touristenlokal ist das Augustiner aber nicht", betont Zeilermeier immer wieder. Das gleiche sagen auch Natalie Zarazik, Juniorchefin im Paulaner im Tal, und Sabine-Elisabeth Bartelmeß, Pressesprecherin des Hofbräuhauses, über ihre Wirtshäuser. Alle legen Wert darauf, dass sie viele Stammgäste haben, was ein echtes bayerisches Wirtshaus eben ausmache.

"Die Touristen wollen diese Wirtshauskultur. Aber unsere Stammgäste haben so immer was anzuschauen", sagt Zeilermeier. Zum Beispiel, wenn Touristen Weißwürste bestellen. "Mittlerweile wissen die meisten, wie sie die Würste essen müssen. Aber manchmal müssen wir ein bisschen helfen", erzählt der Wirt.

Kulturelle Unterschiede beim Essen

Arabische Touristen finden sich in keinem der traditionellen Wirtshäuser. "Araber bevorzugen bekanntes Essen und vertrautes Ambiente", erklärt Hamid Hasun. Der 37-jährige Libanese führt das Arabesk, dort gibt es libanesische und arabische Spezialitäten. Zu seinen Kunden zählen deshalb viele Touristen aus dem Nahen Osten.

"Die arabischen Familien wollen ihr Essen immer sehr schnell", erzählt er. Das berichtet auch Manpreet Mundra. "Sie behandeln oft unsere Bedienungen schlecht. Vor allem Touristen aus Saudi-Arabien und Kuwait, Leute aus Dubai und Katar sind höflicher", sagt Mundra. Hamid Hasun glaubt, dass es sich um ein kulturelles Missverständnis handelt. Zu Hause seien die Araber gewohnt, ihr Essen sehr schnell zu erhalten. "Aber wenn ich erkläre, dass das hier etwas länger dauert, gibt es nie ein Problem", sagt er.

Manche Touristen wünschen sich in München weder bayerische Kost noch die Speisen ihres Landes, sondern Sterneküche. Dann gehen sie zum Beispiel ins Restaurant Dallmayr. "Bei uns gibt es manchmal Tage, da spricht kein Gast Deutsch", sagt Restaurantleiter Andrej Grunert. Er schätzt, dass Besucher aus dem asiatischen Raum den Großteil der Touristen in seinem Restaurant stellen. "Asiaten haben ja eine ganz andere Esskultur. Das führt manchmal zu lustigen Szenen", erzählt Grunert. Zum Beispiel seien es die Asiaten nicht gewohnt, so viel Zeit mit Essen zu verbringen wie die Mitteleuropäer. "Da kann es schon passieren, dass ein Gast zwischen zwei Gängen einnickt."

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