Münchner Wahrzeichen: Hygienevorschriften:Viktualienmarkt in Gefahr

Die Hütten auf dem Münchner Viktualienmarkt genügen nicht den Hygiene- und Brandschutzvorschriften - das belegt eine TÜV-Studie. Die Stände müssen deswegen womöglich abgerissen werden - und das Wahrzeichen der Stadt könnte sein Gesicht verändern.

Dominik Hutter

Gut möglich, dass schon bald die Abrissbagger auf dem Viktualienmarkt anrollen: Eine Studie, die das Kommunalreferat beim TÜV Rheinland in Auftrag gegeben hat, stuft die Brandschutz- und Hygieneprobleme der veralteten Marktbuden als so gravierend ein, dass eine "umfassende und vollständige Umplanung" unausweichlich ist, steht in einer Vorlage von Referentin Gabriele Friderich für die Sitzung des Kommunalausschusses am Donnerstag. Soll heißen: Die kleinen Hütten mit den dunkelgrünen Jalousien müssen teilweise abgebrochen und - mit größerem Zwischenabstand - völlig neu errichtet werden.

Die Diagnose, die die Stadt teuer zu stehen kommen kann, gilt auch für die Märkte am Elisabeth- und Wiener Platz sowie den Pasinger Viktualienmarkt. Priorität bei der Sanierung hat aber der Viktualienmarkt in der Münchner Altstadt, der zu den beliebtesten Touristenattraktionen der Stadt zählt. Ohne eine umfassende Erneuerung, da sind sich die städtischen Referate einig, droht den Buden mittelfristig die Schließung - es bestehe "akuter Handlungsbedarf". Die Hygieneprobleme seien übrigens ausschließlich auf die bauliche Situation und nicht etwa auf das Verhalten der Händler zurückzuführen, betont das Kommunalreferat.

Festgestellt wurde in der Untersuchung allerdings auch, dass sich weder die Standlbesitzer noch die Besucher der Probleme wirklich bewusst sind. Beim Viktualienmarkt wünschen sich die Besucher zudem längere Öffnungszeiten - wie in den umliegenden Geschäften eben.

Die Mängelliste des TÜV für die Münchner Märkte ist lang. Hauptproblem ist die Enge in und um die Nachkriegsbuden, deren Ausstattung dem heutigen Standard nicht mehr entspreche. Die vielen Auslagen im Freien, umgeben von Zeltwänden, gelten sowohl bei starkem Wind als auch im Brandfall als kritisch. Eine Ausnahme bildet da lediglich der großzügiger gestaltete Markt am Wiener Platz.

Dazu kommt die antiquierte Technik in den Verkaufsständen, deren bauliche Abnutzung nicht mehr "mit laufend geführtem Unterhalt" ausgebessert werden könne. Und die Keller, die es nur am Viktualienmarkt gibt, erfüllten schon wegen ihrer technischen Ausstattung die strengen Brandschutzanforderungen nicht mehr. Empfohlen wird, am Viktualienmarkt künftig wesentlich größere Tiefgeschosse zu bauen - für Lagerräume allerdings, nicht als Verkaufsflächen.

Bei der Hygiene hapert es vor allem an den Oberflächen. Fußböden, Wände, Decken und Arbeitsflächen müssten möglichst leicht zu reinigen, sprich: ganz glatt sein. Außerdem bemängelt der TÜV das Fehlen von Personaltoiletten. Und auch die öffentlichen WCs seien nicht unbedingt in einem Zustand, von dem hygienebewusste Menschen träumen.

Die Sanierung soll nun in einem nächsten Schritt mit den Händlern besprochen werden - um deren Bedürfnisse mitberücksichtigen zu können. Erst dann könne man sich an die Kostenkalkulation machen. Friderich hält es für wichtig, dass der typische Charakter der Märkte auch nach einem weitreichenden Umbau so weit wie möglich erhalten bleibt. Betriebswirtschaftlich seien die Märkte am Elisabeth- und Wiener Platz schon heute defizitär. Und rechne man den in sechs Jahrzehnten entstandenen Investitionstau mit ein, verdüstere sich auch das auf den ersten Blick so positive Bild der Viktualienmärkte in der Altstadt und in Pasing.

Für den Geschmack von CSU-Stadtrat Georg Schlagbauer, der selbst eine Metzgerei am Viktualienmarkt betreibt, geht das Kommunalreferat deutlich zu langsam voran. Die Probleme seien, auch wenn die Analyse zu einem anderen Ergebnis gekommen ist, längst bekannt. Schlagbauer vermisst einen konkreten Zeitplan, damit sich die Standlbesitzer auf die Bauarbeiten einstellen können. "Da geht es um Lebensplanung", betont er. Klar ist: Der Verkauf soll auch während des Umbaus weitergehen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: