Münchner Südosten:Polizei verstärkt Fahndung nach Brandstifter

  • Ein Unbekannter hat innerhalb der letzten zwölf Monate mindestens 19 Brände gelegt, vor allem an sonnigen Tagen in Wäldern im Münchner Südosten.
  • Die Ermittler haben nun den Fahndungsdruck mit zivilen und uniformierten Streifen, Fahndungsplakaten und Flugblättern verstärkt.

Von Martin Bernstein

Die Brandfahnder der Münchner Kriminalpolizei können die Wanderschuhe derzeit fast schon anlassen: Kaum ein Tag, an dem sie nicht einen Brandherd mitten im Wald untersuchen müssen. Und immer geht es hinaus vor die Tore der Stadt Richtung Südosten. Zuletzt in den Perlacher Forst und in den Wald am Autobahnkreuz Süd.

Irgendwann, so die Hoffnung der Ermittler, müsste der geheimnisvolle Zündler doch einen Fehler machen. Mindestens 19 Brände binnen der letzten zwölf Monate gehen auf das Konto des unbekannten Brandstifters. Immer schlägt er an sonnigen Tagen zu, wenn viele Spaziergänger im Wald unterwegs sind. Wie zuletzt am Karfreitag und am Ostermontag. Viele Menschen im Forst, das ist offenbar seine Tarnung.

"Wir kriegen ihn." Im Polizeipräsidium an der Ettstraße ist man zuversichtlich. Und man verstärkt den Fahndungsdruck. Zivile und uniformierte Streifen sind zwischen Keferloh und Taufkirchen verstärkt im Einsatz. Mit Fahndungsplakaten und seit Dienstag auch mit Flugblättern bittet die Kriminalpolizei Anwohner und Spaziergänger um besondere Aufmerksamkeit. 5000 Euro Belohnung sind ausgeschrieben. Wenn ein neuer Brandherd gemeldet wird, rückt die Polizei mit Spürhunden an oder beobachtet das Waldstück aus der Luft vom Hubschrauber aus. In Kürze werden wohl auch berittene Polizisten zum Einsatz kommen.

Es ist ein Katz-und-Maus-Spiel, das der Brandstifter sich mit Polizei und Feuerwehr liefert. Manchmal kehrt er an frühere Tatorte zurück, dann wieder schlägt er an Stellen zu, die bisher niemand auf dem Schirm hatte. Manchmal liegen Tage zwischen den Taten, dann wieder - wie am Ostermontag - nur drei Stunden. Um 15.30 Uhr brennen 400 Quadratmeter Waldboden auf einer Lichtung im Perlacher Forst, um 18.30 Uhr 2500 Quadratmeter südlich von Taufkirchen. Spaziergänger entdecken die Flammen und können die Unterhachinger Feuerwehr rufen.

Brandbeschleuniger oder Zündmittel wie Benzin benutzt der Feuerteufel nicht. Er macht sich zu Nutze, dass in den Wochen um Ostern das bis zu ein Meter hohe Reitgras vom Vorjahr völlig ausgetrocknet und neues, grünes Gras noch nicht nachgewachsen ist. "Das brennt wie Zunder", sagt ein Polizeisprecher. Der Täter braucht also nur ein Streichholz oder ein Feuerzeug.

Fest steht: Der Brandstifter kennt sich in den Wäldern zwischen Unterhaching, Höhenkirchen, Keferloh und Perlach gut aus. Auch gut genug, um die in vielen Wäldern installierten Wildkameras zu kennen und ihnen entgehen zu können? Die Ermittler jedenfalls haben Kontakt zu Förstern, Waldbesitzern und Jagdpächtern aufgenommen - vielleicht hat eine der Kameras ja statt Fuchs oder Reh den Brandstifter abgelichtet. Die Bilder sollen jedenfalls im Kommissariat 13 (Telefon 089/2910-0) ausgewertet werden.

Einen Fahndungserfolg wünschen sich auch die Löschkräfte. Neben der Münchner Berufsfeuerwehr und den freiwilligen Abteilungen in Waldperlach und Waldtrudering sind zunehmend Feuerwehrleute aus dem Landkreis im Einsatz. Sie sind zuständig, wenn der Frevler in ihren Wäldern zuschlägt. Und tatsächlich verlegt er sein kriminelles Tun offenbar zunehmend dorthin. Vier der sechs Waldbrände der vergangenen Ostertage ereigneten sich im Landkreis München.

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