Münchner Start-up:Butler für (fast) alles

Illustration JAMES BITTE

Erfüllt alle Wünsche, theoretisch: Butler James.

(Foto: Illustration Jessy Asmus / SZ.de)
  • "Die Leute bezahlen uns für die Zeit, die sie sparen": Das Münchner Start-up-Unternehmen "James, bitte" will seinen Kunden jeden Wunsch erfüllen - von der Liefer-Pizza bis zur Kinokarte.
  • Wer etwas braucht, schickt eine SMS oder Whatsapp-Nachricht an die Betreiber. Ein Mitarbeiter prüft die Anfrage und macht dem Kunden ein Angebot.
  • Schon nach einer Woche bearbeitet die Firma 50 bis 70 Anfragen pro Tag.

Von Thierry Backes

Das Internet könnte ein schöner Ort sein, wäre dort nicht alles so umständlich. Flug buchen, Pizza bestellen, Blumen ordern, das kostet jedes Mal wahnsinnig viel Zeit. Es sei denn, James kommt zu Hilfe. James ist Butler, er erfüllt Wünsche, theoretisch kann er seinem Herrn bundesweit rund um die Uhr alles besorgen - "solange es legal ist".

So wirbt das Münchner Startup-Unternehmen "Doido" für seinen neuen Service "James, bitte". Vorbild ist "Magic" aus den USA, das Prinzip einfach: Wer etwas braucht, wendet sich per SMS oder Whatsapp-Nachricht an die Telefonnummer 0152/13626199. Die Mitarbeiter von Doido prüfen das Ansinnen, durchforsten ihre Datenbank nach Anbietern und machen dem potenziellen Kunden ein Angebot. Schlägt der ein, erhält er einen verschlüsselten Link zu einer Bezahlseite (akzeptiert wird zunächst nur Paypal, bald soll auch mit Kreditkarte oder per Lastschriftverfahren bezahlt werden können), es kommt zum Geschäft.

Eine Flasche Champagner in einer Stunde auf die Zugspitze

Niemand müsse sich registrieren, sagt Doido-Geschäftsführer Mateusz Warcholinski, 28: "Die Leute bezahlen uns für die Zeit, die sie sparen. Denn wir sind sehr, sehr schnell." Zumindest in der Theorie. Wer, wie auf jamesbitte.de prominent suggeriert, "eine Pizza Trüffel und eine Flasche Armand de Brignac Brut Gold Champagner in einer Stunde auf der Zugspitze!" ordert, dürfte enttäuscht werden. Ein erster anonymer Test per SMS an einem Vormittag:

"Hey James?"

"Ja, was kann James für Dich tun?"

Und weiter:

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(Foto: SZ.de-Screenshot)

Natürlich nicht! Nun wäre es unfair, "James, bitte" keine Chance zu geben: Der Dienst ist erst seit einer Woche online. "Wir befinden uns im Aufbau und haben noch keine Fahrer, die für uns Waren ausliefern", sagt Warcholinski. Einem Kunden habe er aber schon morgens um 8.30 Uhr Blumen gebracht - mit dem Rad.

James, kannst Du eine WG-Party organisieren?

Das Unternehmen konzentriert sich zunächst auf München und arbeitet schon jetzt mit mehr als 100 Partnern zusammen - vom Pizzalieferdienst bis zum Partyservice:

"James, kannst Du eine WG-Party organisieren für, sagen wir, 50 Leute?"

"Klar, bekommen wir hin. Allerdings brauchen wir dafür noch ein paar Details. Abhängig vom Standort sowie eventuell weiterer Leistungen (Aufbau/Abbau/Ausschenken) sowie der genauen Getränkewünsche ungefähr 300, 350 Euro. Die Location würde natürlich noch dazu kommen."

Auch banale Sachen könne man liefern, schreibt ein Mitarbeiter per SMS. Fahrradschlauch? MVV-Karte? "Ja, das geht alles!" Ein Döner am Samstagmorgen um vier Uhr? "Auch das ist möglich, ja."

Wie? Einer von fünf Doido-Mitarbeitern sitzt in Singapur - die Nachtschicht. Die anderen vier teilen sich die Zeit auf, damit der Dienst rund um die Uhr besetzt ist. 50 bis 70 Anfragen gebe es täglich zu bearbeiten, sagt Warcholinski, die meisten kommen aus München. "Viele buchen Kinokarten, Bus- und Flugtickets oder sie bestellen Essen." Einige hätten aber auch exotische Wünsche: "Jemand hat nach einer bayerischen Band gesucht für einen Auftritt, ein anderer nach einer Idee für ein verrücktes Geburtstagsgeschenk. Und vorhin wollte jemand ein Flugticket für einen Hund von Sarajewo nach Zürich."

Und was ist mit Fußball?

"James, siehst Du eine Möglichkeit, an zwei Karten für das Bayern-Spiel gegen Schachtjor Donezk in der Champions League zu kommen (Südkurve)?"

"Eine letzte Karte würde ich noch bekommen, in Block 115. Kostenpunkt: 133 Euro."

Woher die Karten kommen? "Mein Kollege wird da sicher sehr gut recherchiert haben", sagt Warcholinski - und betont noch einmal: "Wir machen nichts Illegales." Allerdings verlangt "James, bitte" einen ordentlichen Aufschlag: Im Schnitt 15 bis 20 Prozent auf den eigentlichen Preis. Doch dafür muss der Kunde sich auch um nichts kümmern.

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