Münchner Stadtteile: Ludwigsvorstadt:Geschichte, Daten, Fakten

Die Ludwigsvorstadt wurde einst als grünes Villenviertel südlich der Altstadt konzipiert. Heute geht es rund um den Hauptbahnhof und die Theresienwiese vor allem laut und bunt zu.

Anna Fischhaber

Jahr für Jahr im Herbst herrscht in der Ludwigsvorstadt für zwei Wochen Ausnahmezustand, dann wird das kleine Viertel von Millionen Menschen überrannt. Dabei hatte im Oktober 1810 alles ganz idyllisch angefangen: Als anlässlich der Hochzeit von Kronprinz Ludwig I. mit Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen ein Pferderennen auf der Theresienwiese veranstaltet wurde, war diese noch eine freie Grünfläche vor den Toren der Stadt. Doch das Oktoberfest veränderte alles. 1818 kamen das erste Karussell und zwei Schaukeln dazu. Die ersten großen Bierbuden folgten ab 1896. Heute ist die Wiesn in der Ludwigsvorstadt das größte Volksfest der Welt.

Ludwigvorstadt

Obsthändler, Sexshops, Elektroläden und Verwaltungsgebäude sorgen für eine bunte Mischung in der Ludwigsvorstadt.

(Foto: Fischhaber)

Aber die Ludwigsvorstadt ist nicht nur Oktoberfest. Der Name tauchte 1804 zum ersten Mal auf, in Anlehnung an den späteren König. Sie war Teil seines Stadterweiterungsprogramms - und wurde als grünes Viertel mit repräsentativen Villen- und Mietshäusern für wohlhabende Bürger der Stadt konzipiert. Die Bewohner schossen damals auch etwas für die 1906 fertig gestellte neugotische St. Paul-Kirche mit dem zweithöchsten Kirchturm Münchens dazu. Westlich der Theresienwiese stehen noch heute viele Villen, die meisten werden inzwischen aber als Bürogebäude genutzt.

Mittelpunkt des Viertels sollte damals die Ruhmeshalle werden, die ab 1843 auf der Anhöhe der Theresienwiese entstand - als Ehrentempel für vorbildliche Menschen, die sich um Bayern verdient gemacht hatten. Ihre Büsten stehen im Inneren der von Leo von Klenze erbauten Säulenhalle. Die von Ludwig Schwanthaler entworfene Bavaria, fast 20 Meter hoch, galt damals als technische Meisterleistung. Die 1500 Zentner schwere Erzstatue mit Bärenfell, Eichenkranz und Schwert wurde aus Kanonen gegossen. Sie sollte das optische Highlight der Ludwigsvorstadt werden. Doch schon bald machte die immer größer werdende Stadt die ursprüngliche Planung zunichte, der Hauptbahnhof wurde gebaut, die Klinik erweitert.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebiet rund um den Hauptbahnhof fast komplett zerstört, der Wiederaufbau veränderte den Charakter des Stadtviertels erneut. Wohnhäuser und Kleingewerbe mussten Büros und Verwaltungsgebäuden weichen, vor allem Geschäftshäuser und Hotels wurden saniert und dominierten bald die Ludwigsvorstadt. Heute ist München nirgendwo so großstädtisch wie hier. In den Straßen rund um den Hauptbahnhof geht es Tag und Nacht laut und chaotisch wie auf einem orientalischen Bazar zu. Sexshops, Elektroläden, Obsthändler und Verwaltungsgebäude sorgen für eine bunte Mischung - dörfliches Idyll findet man hier nicht, dafür viel Toleranz. Über 50 Prozent der Einwohner in der Ludwigsvorstadt haben Migrationshintergrund. Langweilig wird es einem in diesem Viertel also nicht, auch wenn gerade nicht Oktoberfest ist.

Daten und Fakten:

(Die folgenden Daten beziehen sich auf den kompletten Stadtbezirk 2, zu dem neben der Ludwigsvorstadt auch die Isarvorstadt gehört)

Fläche: 441,20 Hektar groß ist der Stadtbezirk und gehört damit zu den kleineren Bezirken Münchens. Dabei ist dank den Isarauen viel Erholungsfläche geboten: 17 Prozent des Stadtbezirks sind grün.

Bevölkerung: 47.357 Menschen leben in Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt, das sind drei Prozent der Münchner Bevölkerung. Auf einen Hektar kommen durchschnittlich 107 Personen - damit ist das Viertel unter den Top fünf der dicht besiedeltsten Stadtbezirke. Der Ausländeranteil liegt mit 25,9 Prozent über dem Durchschnitt.

Verkehrsanbindung: Mit dem Hauptbahnhof liegt der Verkehrsknotenpunkt Münchens in der Ludwigsvorstadt.

Kultur und Bildung: Nirgendwo sonst gibt es mehr Kinos als im Stadtbezirk 2: 32. Dazu kommen zwei Museen, acht Bibliotheken und fünf Theater.

Kinderbetreuung: In 53 Einrichtungen werden 1973 Kinder betreut. Auf jede Einrichtung kommen damit durchschnittlich 37 Kinder. Das ist der zweitniedrigste Wert in München.

(Stand: 31.12.2009, mit freundlicher Unterstützung des Statistischen Amtes der Landeshauptstadt)

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