Münchner Stadtteile: Lochhausen:Geschichte, Daten, Fakten

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Durch Lochhausen führt eine der ersten Eisenbahnstrecken des Landes, Industrie gab es hier trotzdem nie. Das Viertel entwickelte sich deshalb äußerst behutsam, bis heute bestimmen die Landwirtschaft und der alte Dorfkern das Ortsbild.

Anna Fischhaber

Um 950 wird Lochhausen erstmals erwähnt - damals heißt es noch "Lochhusa", "Häuser am Wald". Über die Geschichte des Ortes ist wenig bekannt, dabei soll die frühmittelalterliche Salzstraße auch Lochhausen gekreuzt haben. Grabstätten und Bronzewaffen, die an der heutigen Lochhausener Straße gefunden wurden, deuten sogar auf eine noch frühere Besiedlung hin. Seit dem 11. Jahrhundert muss es in Lochhausen einen Ortsadel gegeben haben, auch den Wittelsbachern gehörten einige Höfe hier. Im 14. Jahrhundert schenkte Kaiser Ludwig der Bayer drei Höfe in Lochhausen schließlich zusammen mit Aubing dem Kloster Ettal.

Fast wie auf dem Dorf: Im Zentrum von Lochhausen sind die alten Strukturen noch gut zu erkennen. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Um 1870 war Lochhausen eine Pfarrei mit 233 Seelen und 25 Häusern, zu der damals Lochhausen selbst, Gröbenzell, das fast doppelt so große Langwied, die Moosschwaige und Freiham gehörten. 1839 wurde hier die Bahnstrecke München-Lochhausen als zweite Eisenbahnlinie Deutschlands überhaupt eröffnet. Für den Ort hatte das aber - im Unterschied zu Pasing, das nun einen gewaltigen Schub machte - kaum Auswirkungen. Bis auf die Ziegeleien gab es so gut wie keine Industrie in Lochhausen, zudem gaben sich die Bauern, die über das Schicksal der Gemeinde walteten, äußerst konservativ.

So blieben die Ziegeleien der größte Steuerzahler in Lochhausen, ohne sie wären viele Bauten nicht denkbar gewesen. Anfang der siebziger Jahre stellten die "Süddeutschen-Ziegel-Werke" als letztes verbliebenes Werk aus Rentabilitätsgründen ihren Betrieb ein - und nahmen Lochhausen damit seine einzig bedeutende Industrie. Der Bevölkerung wuchs in Folge nur langsam. Auch in städtebaulicher Hinsicht entwickelte sich der Ort äußerst behutsam: Hier gibt es bis heute kaum Großsiedlungen, dafür viele Einfamilien- und Reihenhäuser.

Im alten Dorfkern sind die bäuerlichen Strukturen rund um die Pfarrkirche St. Michael noch gut zu erkennen. Zudem hat Lochhausen nicht nur zahlreiche Grün- und Waldflächen, sondern auch immer noch rein landwirtschaftlich genutzte Flächen. Die zugehörigen Bauernhöfe und Gärtnereien bestimmen das Ortsbild. 1942 wurde Lochhausen schließlich eingemeindet. Heute bildet es mit Aubing und Langwied den flächenmäßig größten Bezirk am westlichen Stadtrand von München. Über die S-Bahn ist der Stadtteil direkt an das öffentliche Verkehrsnetz angebunden, dennoch hat man fast überall im Viertel das Gefühl, die Innenstadt sei meilenweit entfernt. Vielleicht weil der Bezirk 22 nicht nur der größte, sondern auch der dünnbesiedelste im gesamten Stadtgebiet ist.

Daten und Fakten:

(folgende Zahlen beziehen sich auf den 22. Stadtbezirk, zu dem neben Lochhausen auch Aubing und Langwied gehören)

Fläche: 3406,01 Hektar hat Aubing-Lochhausen-Langwied und ist damit mit Abstand der größte Bezirk Münchens. 341,89 Hektar davon, also nur zehn Prozent, sind Grünfläche. Dazu kommen aber noch einmal 67,05 Hektar Wasserfläche

Bevölkerung: 38.863 Menschen leben in Aubing-Lochhausen-Langwied, das entspricht etwa drei Prozent der Münchner Gesamtbevölkerung. Die Einwohnerdichte ist mit nur elf Menschen pro Hektar die niedrigste der Stadt. Auch der Ausländeranteil ist mit 19,5 Prozent eher niedrig

Verkehrsanbindung: In Aubing hält die S4, nach Neuaubing die S8. Die S3 fährt auch durch Lochhausen und Langwied

Kultur und Bildung: In Aubing-Lochhausen-Langwied gibt es zwar vier Bibliotheken, allerdings kein Kino, Museum oder Theater

Kinderbetreuung: In 30 Einrichtungen werden 1564 Kinder betreut

(Stand: 31.12.2009, mit freundlicher Unterstützung des Statistischen Amtes der Landeshauptstadt)

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