Münchner Seiten:Stenz mit Stöckelschuh und Hummer

Koch Joseph Peter im Restaurant Mangostin in München, 2015

Seit 25 Jahren ist das Restaurant Mangostin sein Reich: Küchenchef Joseph Peter hat ein Buch über seine Erfahrungen in anderen Ländern vorgelegt.

(Foto: Florian Peljak)

Stolzer Pfau, beleidigter Puter, gerupftes Huhn - Mangostin-Küchenchef Joseph Peter packt seine Lehr- und Wanderjahre in ein Buch, gewürzt mit Anekdoten

Von Franz Kotteder

Ja, warum ist das jetzt eigentlich ein Münchner Buch, wo es doch dauernd um Bangkok, um Brüssel, um die Schweiz, um Tunesien, Bahrain und gar um Venezuela und Australien geht? Es kommen Charlie Chaplin darin vor und auch Jassir Arafat, Charles Aznavour, Frank Sinatra und Tina Turner. Es enthält einen japanischen Koch, der ein göttliches Tomatensugo draufhat, und einmal werden gar Jakobsmuscheln mit Ketchup, Mayonnaise und Pommes serviert. Auch eine Reihe schöner Frauen kommen vor.

"Von Küchenluft und Frauenduft" heißt das 214 Seiten starke Werk (Piper Verlag, 24,90 Euro), und geschrieben hat es Joseph Peter, seit 25 Jahren Küchenchef und Geschäftsführer im Mangostin, das eine feste Größe in der Münchner Gastronomie ist. Ebenso wie Peter, der in dem Buch vor allem seine Lehr- und Wanderjahre als Koch beschreibt, weshalb es völlig zurecht den Untertitel "Ein Weltkoch packt aus" trägt.

Wie er die Welt sieht, die er als junger Koch 15 Jahre lang ausgiebig kennenlernt, das ist wiederum durchaus sehr münchnerisch und somit auch nicht frei von Selbstironie: "Ich bin als stolzer Pfau durchs Leben gelaufen, als beleidigter Puter und als gerupftes Huhn", schreibt er selbst im Vorwort. Wie es sich für einen Münchner gehört, ist Joseph Peter in der Frauenklinik an der Maistraße auf die Welt gekommen, im Mai 1958. Auch altersmäßig gesehen dürfte er damit ein jüngerer Bruder des Monaco Franze sein, ein Bruder im Geiste ist er sowieso. Auf dem Schutzumschlag des Buches sieht man Peter mit spitzbübisch-lauerndem Lächeln und einem roten Stöckelschuh in der rechten Hand sowie einem Teller nebst Hummer in der Linken. Dass der Frauenduft also eine nicht unbeträchtliche Rolle spielt in diesem Buch, liegt auf der Hand. Ganz klar, Peter hat das Zeug zum Stenz, und er würde das auch gar nicht leugnen.

Deutlicher wird er, wenn's ums Kochen geht. "Ich habe gelernt, dass Kochen keine Kunst ist", schreibt Peter ganz am Anfang, "sondern ein achtbares Handwerk, in dem man mit immerwährendem Lernen, mit Fleiß und Disziplin eine gewisse Meisterschaft erreichen kann." Daran lässt er seine Leser teilhaben: Das Buch enthält auch 16 Rezepte, angefangen vom Reisauflauf und den Kartäuser-Klößen der Mama bis hin zur thailändischen Tom-Yum-Goong-Garnelensuppe. Peter ist sowieso ein wandelndes Lebensmittellexikon, und so gibt es speziell über die thailändische Küche einiges zu lernen in seinem Buch.

Den größten Teil machen freilich die Anekdoten aus dem Küchenleben aus. Da hat Joseph Peter rund um die Welt genug erlebt - Komisches, Aufregendes, Gefährliches und Absurdes. Da wird im Tunis Hilton unter den Augen eines Heers von Leibwächtern für die Staatschefs der Arabischen Liga gekocht. In Caracas hingegen ist ein äußerst komisches und lustvoll beschriebenes "kochendes Gruselkabinett" in der Küche zugange, und am "Chef's Table" werden mit schöner Regelmäßigkeit vor allem diverse Whiskys verkostet. Peter beschreibt das alles mit viel Gespür für die komischen Seiten des Lebens. Auch in den kurzen Schlusskapiteln, in denen es um die Anfangszeit des Mangostin geht, in dem er sein Konzept eines Restaurants verwirklichte, das die Vielfalt der Küchen Asiens widerspiegeln soll. Das schien keine leichte Aufgabe zu sein in Thalkirchen und in einem etwas heruntergekommenen Wirtshaus namens Deutsche Eiche, über das im Viertel der Spruch kursierte: "Essen in der Eiche - nur über meine Leiche".

Doch dann war das Mangostin von Anfang an ein Erfolg, und nicht nur die Münchner Gesellschaft von Rudolph Moshammer über Ralph Siegel bis zu Gerd Käfer fand hier bald einen neuen Treffpunkt. Da gäbe es sicher eine Menge hübscher Klatschgeschichten zu erzählen. Die folgen wohl dann im nächsten Band.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: