Münchner Prügelpolizist bleibt:Guter Cop, böser Cop

Die Entscheidung von Polizeipräsident Andrä, den im Fall Teresa Z. verurteilten Beamten im Dienst zu behalten, stößt auf Empörung. Die Polizei dürfe keine Gewalttäter in ihren Reihen dulden, sagen die Grünen - und verlangen eine Erklärung.

Von Susi Wimmer

Die Entscheidung von Polizeipräsident Hubertus Andrä, den wegen Körperverletzung im Amt verurteilten Polizisten Frank W. nicht zu entlassen, stößt sowohl auf Zustimmung als auch Empörung. Die Polizei dürfe keine Gewalttäter in ihren Reihen dulden, erklärt die Fraktion der Münchner Grünen. Diese Entscheidung im Fall der krankenhausreif geschlagenen Teresa Z. sei den Bürgern "nicht zuzumuten". Auch der Anwalt des Opfers zeigt sich erstaunt, dass der "rüde und uneinsichtige" Polizist im Dienst bleiben solle. Das Polizeipräsidium hingegen rechtfertigt das Vorgehen, man habe sich an der Begründung des Gerichts orientiert. In der Ettstraße hatten sich die Verantwortlichen lange Zeit gelassen: 15 Monate lang war der Beamte vom Dienst suspendiert - bei vollen Bezügen. Im August 2013, nach der ersten Verurteilung des damals 33-Jährigen, hatte Polizeipräsident Andrä dem Opfer auch eine rasche finanzielle Entschädigung in Aussicht gestellt. Auf die Anfang Mai 2014 eingereichten Forderungen von Teresa Z.s Anwalt reagierte das Präsidium mit Vertröstungen. Nach einem SZ-Bericht am Dienstag ging plötzlich alles sehr schnell: Mittwochvormittag erhielt Anwalt Frank Erlmeier einen Anruf. Man werde erst einmal 8000 Euro Schmerzensgeld überweisen, nach Einreichung ärztlicher Atteste könne man über eine weitere Summe sprechen. Außerdem verkündete das Präsidium noch am selben Tag, man werde an dem verurteilten Beamten festhalten. Er werde vorerst in den Innendienst versetzt - und habe mit einer Degradierung und einer fünfjährigen Beförderungssperre zu rechnen. "Der Beamte wird in der Abteilung Einsatz beschäftigt und man schaut sich genau an, was er macht", sagte Polizeisprecher Wolfgang Wenger. Der damals 33-jährige Frank W. hatte im Januar 2013 der gefesselt auf einer Pritsche liegenden Teresa Z. mindestens einen Faustschlag ins Gesicht versetzt. Er fügte der zierlichen Frau einen Bruch des Orbitabodens zu, eine Nasenbeinfraktur, außerdem leidet die 24-Jährige bis heute unter einer Verletzung am Auge. "Wer sich gegenüber einer viel schwächeren und noch dazu gefesselten Person derart gehen lässt, eignet sich nicht zum Polizisten", meint Grünen-Sprecher Markus Viellvoye. Seine Partei hat nun im Stadtrat eine Anfrage gestellt, und will eine Begründung für die Entscheidung haben. Das Gericht sei von einem "Augenblicksversagen" ausgegangen, erklärt Wolfgang Wenger. Frank W. sei kein "Prügelpolizist", er habe in verständlicher Erregung gehandelt und sein aufrichtiges Bedauern ausgedrückt. Während Jürgen Ascherl von der Polizeigewerkschaft DPolG die Maßnahme mit einem "das Disziplinarverfahren entspricht den Vorgaben" quittiert, sieht der Anwalt von Teresa Z. seine Befürchtungen erfüllt. Der Beamte habe sich während der Verhandlung uneinsichtig gezeigt und sinngemäß erklärt, er würde in einer vergleichbaren Situation wieder so handeln. Lediglich die Schwere der zugefügten Verletzungen habe er bedauert. "So einen kann man im Polizeidienst nicht halten", meint Erlmeier. Und: "Irgendwann wird er wieder auf die Bürger losgelassen." Vor allem sei der Mann vor den Schlägen gegen Teresa Z. bereits aufgefallen, als er auf eine Schwangere losgegangen sei. Erlmeier hat die Akten des Vorfalls studiert. "Der Fall hat bei der Beurteilung seiner charakterlichen Eignung im Disziplinarverfahren wohl keine Rolle gespielt." Wenger sagte dazu, das Verfahren sei damals eingestellt worden und für ein Fehlverhalten des Beamten habe es keine Anhaltspunkte gegeben. Tatsächlich mussten Polizeibeamte schon wegen geringfügigerer Delikte den Dienst quittieren. Ein Polizeiobermeister und alleinerziehender Vater, der die Getränkekasse der Kollegen geplündert hatte, wurde aus dem Dienst befördert. Für Furore sorgte 2006 ein Kriminaloberkommissar, weil er einen Strafzettel von Franz Beckenbauer verschwinden lassen wollte. Dafür verschwand er für immer aus dem Polizeidienst. Und erst am Montag dieser Woche wurde ein 36-Jähriger aus dem Polizeidienst entlassen, weil er privat völlig betrunken geschlägert hatte und wenig später einen gefassten Einbrecher "geschüttelt und mit dem Schlagstock höchstens berührt" hatte, wie er im Prozess sagte. Durch die Schläge gegen Teresa Z. sei das Ansehen der Münchner Polizei ramponiert worden, meint der Grüne Viellvoye. "Durch Andräs Entscheidung wird es weiteren Schaden nehmen."

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