Der Weg zur Waschmaschine führt bei uns an einem ganzen Sortiment an Skiern vorbei. Die stehen an der Wand, träumen vom Pulverschnee und können nicht verstehen, warum keiner sie abholt. Dabei ist der Dezember schon fast vorbei und sonst dürfen sie gleich mit den ersten Schneeflocken raus zum Spielen. Zeit also für eine Erklärung.
Der Bericht von draußen wird lang und irgendwie traurig. Dass die Stare und Zilpzalpe sich noch nicht mal auf den Weg nach Süden gemacht haben, klingt zunächst harmlos. Vielleicht finden sie ja nur genug zu Fressen, weil inzwischen jeder Supermarkt dieses billige Fett im gelben Plastiknetz verkauft, mit denen Stadtmenschen Stadttiere mästen. Wir haben auch noch gelacht, als wir neulich im Kollegenkreis verglichen haben, wer wann seine Winterreifen aufgezogen hat. Endlich mal konnte man die Oktober-Fraktion als Streber hinstellen, deren Vorausplanung sich als vollkommen nutzlos erwiesen hatte.
Alarmstimmung kam aber beim letzten Ausflug an die Isar auf. Statt nach Advent fühlt es sich dort klar nach April an: Da wird jongliert, gegrillt, Musik gehört. Scherben auf dem Radweg zeugen von den jüngsten Partys und überhaupt, radeln konnte man am Wochenende bei den irdischen Heerscharen, die am Fluss ihre Frühlingsgefühle ausgelebt haben, sowieso nicht. Umkehren also, eine Schneise durch die Menge klingeln und fassungslose Blicke auf die blühenden Zierkirschen am Wegrand werfen.
Irgendwas müssen wir alle verpasst haben. Oder geht der Herbst jetzt wirklich direkt in den Frühling über? Seit einigen Tagen gibt es sogar schon den Pollenflugbericht für Hasel und Erle, Fachleute faseln vom Weihnachtsheuschnupfen. Immerhin die Skier lassen sich trösten, als sie hören, dass der Lawinenwarndienst noch nicht einmal die Arbeit aufgenommen hat. Gibt also offenbar tatsächlich nichts zu verpassen da draußen. Bleibt nur die Frage, wer hier eigentlich wirklich getröstet werden muss.