Münchner Momente:Unter Männern

Das Rockavaria-Festival fand die vergangenen Male im Olympiapark statt, nun kommt es an den Königsplatz. Angst vor den langhaarigen Metal-Fans braucht dort aber niemand zu haben, gefährlich sind die nicht. Als Frau bringt es sogar ein paar ungewohnte Annehmlichkeiten, sich unter sie zu mischen

Kolumne von Melanie Staudinger

Laut, hart und groß soll es werden am Münchner Königsplatz. Wo Müßiggänger sonst gemütlich ein Buch in der Sonne lesen, Autos langsam über das Kopfsteinpflaster schleichen und Kunstliebhaber über Statuen aus dem alten Rom sinnieren, werden an diesem Wochenende bis zu 40 000 Menschen erwartet, denen nichts ferner zu liegen scheint als ein beschauliches Leben. Das Rockavaria ist nach einem Jahr Pause zurück und dieses Mal mitten in die Stadt gezogen. Olympiapark war gestern, jetzt kommen die Metal-Fans auf den Königsplatz. Und die Nachbarn haben Angst vor schlaflosen Nächten, in denen all die langhaarigen Typen durch ihr aufgeräumtes Viertel ziehen, die oft grimmig dreinblickend ihre "Rocker-Finger" so gerne nach oben strecken.

So böse sie aussehen, so laut sie screamen, so wild sie im Kreis laufen: Gefährlich ist die Metal-Gemeinde nicht, was nach dem Besuch von zwei der bisher zwei stattgefundenen Rockavaria-Ausgaben als gesicherte Erkenntnis gelten kann. Wenn es eine Eigenschaft gibt, die das Publikum wie die meisten auftretenden Bands eint, dann die: Beide sind vor allem männlich. Gefühlt 95 von 100 Besuchern sind keine Frauen, und die wenigen Frauen, die da sind, erscheinen zu allermeist in männlicher Begleitung. Der geringe Frauenanteil hat Vorteile: Frau muss am Klo mal nicht anstehen. Frau kann kostenlose Getränke abstauben, wenn sie will. Und Frau bekommt ungewohnte Aufmerksamkeit. Schaut sie freundlich, wird sie angesprochen ("Gefällt's dir auch?"). Schaut sie genervt, wird sie angesprochen ("Lach' doch mal!"). Und will sie tanzen, stehen sofort zahlreiche männliche Partner bereit. Was die aber meist nicht verstehen: Fast 190 Euro Eintritt bezahlt man zwar für Iron Maiden und die Toten Hosen, nicht aber für das Privatkonzert eines betrunkenen Metal-Fans, so gut das auch sein mag.

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