Münchner Momente:Städtische Vorkoster

Die Stadt München sucht Kantinentestesser _ um die Verköstigung der Beamten zu verbessern

Von Dominik Hutter

Asterix-Leser wissen, welche Leiden der arme Vorkoster von Königin Kleopatra erdulden musste, als der ägyptischen Herrscherin ein vergifteter Kuchen vorgesetzt wurde. Ohne das Antidot des Druiden Miraculix hätte der wackere Testesser wohl das Zeitliche gesegnet, und er hätte sich nicht mit den Worten "Ich habe Hunger" in den wohlverdienten Ruhestand verabschieden können. Lang, lang ist's her, den Beruf des Essen-Inspizienten aber gibt es immer noch. Die Stadt München etwa ist gerade wieder auf der Suche nach "Kantinentestesser_innen", die "wichtige Informationen und Meinungen" über das lukullische Angebot auf dem kommunalen Resopaltablett einholen, anschließend auswerten und so die Qualität verbessern helfen.

Natürlich kann nicht jeder einen solch verantwortungsvollen Posten übernehmen. Laut der Stellenanzeige des Gesamtpersonalrats sind nur städtische Mitarbeiter angefragt, die über die notwendige "soziale Kompetenz" verfügen. Dazu zählt die "Bereitschaft, an unterschiedlichen Orten ein Kantinenessen einzunehmen" - schließlich verfügt die Stadt München gleich über mehrere Großküchen fürs eigene Personal. Noch wichtiger als die Fähigkeit, in fremder Umgebung souverän Kartoffelbrei zu ordern, sind freilich "gesunde Geschmacksnerven", "Freude am Essen" und "methodische Kompetenz". Letzteres bedeutet die "Fähigkeit zur möglichst objektiven Bewertung und Dokumentation". Damit sich niemand ein Rind als Schwein vorsetzen lässt und anschließend noch behauptet, es sei Huhn gewesen.

Einen kleinen Wermutstropfen enthält die Ausschreibung allerdings: "Eine Einarbeitung ist leider nicht möglich." Und auch wer erst noch seine Doppelhaushälfte abbezahlen muss, kann von dem Mittagsjob keinen nennenswerten Beitrag erwarten. Die Stadt bietet lediglich die "Übernahme der anfallenden Essenskosten und gegebenenfalls der notwendigen Fahrkosten" sowie "mehrere kostenfreie Mittagsspeisen" an. Und natürlich das Allerwichtigste: "Die Möglichkeit, einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung der Essensversorgung der Kolleginnen und Kollegen zu leisten." Na dann, Mahlzeit!

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