Münchner Momente:Saubere Saubären

Kippen auf der Straße sind bäh! Aber es gibt Zeitgenossen, die noch schlimmer sind

Von Karl Forster

Singapur ist natürlich nicht so schön wie München. Ein bisschen größer, das schon, auch mit einem verstehbaren ÖPNV-Ticketsystem ausgestattet, und manche behaupten, die dort heimische Suppe mit Namen Laksa, bestehend unter anderem aus Kokosmilch, Chili und Krabben, könne es gar mit dem Leberkäs aufnehmen. Aber das ist ein Gerücht. Kein Gerücht ist die Tatsache, dass, wer in Singapur Kaugummi kaut (den es ohnehin nur auf Rezept gibt) und diesen nach Erledigung der ersten Silbe auf die Straße spuckt, das Lächeln verlieren wird. Erstens wird ihm eine Geldstrafe aufgebrummt, dass er mit deren Gegenwert eine Woche im Bayerischen Hof übernachten könnte; zweitens muss er, wenn der Richter streng ist, für mehrere Tage den Müllmann geben und Straßen putzen - mit einer Weste um den Leib, auf der steht: "Ich habe Abfall auf die Straße geworfen."

Es gibt allerdings Momente, in denen der Münchner in München sehnsuchtsvoll an Singapur denkt, und das nicht wegen Laksa und anderer Köstlichkeiten. Sondern wegen einiger ganz münchnerischer Saubären. Zum Beispiel jener Kategorie von Rauchern, die zwei Meter neben einem Aschenbecher die Kippe fallen lassen und mit der Schuhsohle in die Ritze zwischen die Steinplatten quetschen. Wahrscheinlich schmeißen sie zu Hause das Klopapier nach Gebrauch auch einfach neben die Schüssel.

"The winner" in Sachen ignoranter Dummheit aber ist jene Sorte von Hundehaltern, die zwar zunächst, wie es sich gehört, nachdem ihr Vierbeiner den Rundrücken gemacht hat (nicht den zur Fortpflanzung, sondern den zur Darmentleerung), das Plastiktütchen aus der Tasche holen und die Ausschüttung mit geübtem Griff in selbiges befördern. Dann aber das gefüllte Plastik am Wegesrand platzieren, wohl in der Annahme, irgendein Trottel wird sich schon finden, der es in den nächsten Abfalleimer befördert. Er steckt also ein (zwar stinkendes, aber eben doch) Stück Natur mit einer Halbwertszeit von ein paar Tagen in ein Kunststoffgefäß, das 100 Jahre überleben kann. Wäre man ein Richter aus Singapur, würde man ihm zur Strafe den vollen Plastiksack über den Kopf ziehen.

Für Leserbriefautoren: Der Autor raucht und liebt seinen Hund.

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