Münchner Momente:Liebes Publikum, das Wiesnwetter

Es gibt nur eine prägnante meteorologische Vorhersage für die Wiesn 2015: "Es ko renga, es ko schneim oda a schee Weda bleim!"

Von Günther Knoll

Was ist unentbehrlich für den Wiesngänger außer Dirndl respektive Lederhose, reservierter Box und ausreichend Bier- und Hendlmarken? Man stelle sich vor, draußen schüttet es aus Kübeln oder aber die Herbstsonne sticht unbarmherzig vom Himmel und man selbst sitzt im Bierzelt, schon ist einem die ganze Gaudi verdorben. Denn ohne die rechte Prognose für das Oktoberfest-Wetter bleibt dem Besucher gar nichts übrig, als dumm aus der Wäsche zu schauen. Darf der Herr ein leichtes Tüchlein um den Hals tragen, wenn draußen sich nicht einmal das leiseste Lüftchen regt? Kann die Dame langärmelig gehen, wenn die Temperaturen steigen? Sind Haferlschuhe wirklich Allwetter-Fußbekleidung?

Nur Modemuffel werden jetzt vielleicht sagen, das sei ihnen aber so was von wurscht, Hauptsache das Bier sei gut eingeschenkt und die Kapelle spiele oft genug "Hölle, Hölle, Hölle". Dabei ist es in Wirklichkeit so, dass selbst das musikalische Programm meteorologisch beeinflusst ist, was freilich nur ganz besonders wetterfühligen Zeltbesuchern auffällt. Klar: "Die Hände zum Himmel" geht immer, "Ab in den Süden" grölt sich dagegen am besten, wenn's draußen stürmt und regnet. Und während "Brenna tuats guat" beziehungsweise "Ein Bett im Kornfeld" den Frühherbst in all seiner Schönheit hörbar zu machen versucht, geht "Schifoan" eher auf dessen unerbauliche Variante ein.

Statt nun aber die ganze mögliche Spannbreite abdeckend "30 Grad oder Feiern im Schnee" zu titeln, wie es ein Boulevardblatt in einer meteorologischen Nachbetrachtung zum Oktoberfest getan hat, wagen wir lieber eine prägnante musikalische Vorhersage für die Wiesn 2015: "Es ko renga, es ko schneim oda a schee Weda bleim!" Das ist der Text eines alten Wirtshauslieds, und wären alle Bierzeltbesucher des Bairischen mächtig, hätten die Festwirte diesen Song den Musikanten wohl zur Auflage gemacht. Dessen Refrain lautet - zur Verdeutlichung auf Hochdeutsch: "Sepp, bleib da! Du weißt ja nicht, wie's Wetter wird." Diese Aufforderung ist im Grunde mindestens so umsatzsteigernd wie das ewige "Ein Prosit der Gemütlichkeit!"

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