Münchner Momente:Der Prinz mit Vespa und Chuck

Und lebten glücklich bis an ihr Lebensende... - wer meint, so etwas Märchenhaftes sei ausgestorben, der war nicht beim Heiratsantrag am Sonntag im Freiluftkino "Sonne, Mond und Sterne" dabei

Von Isabel Meixner

Das muss eine Welt sein, in der Prinzen auf weißen Pferden heranreiten, ihre Angebetete in den Sattel heben und sie in ihr Schloss bringen, wo beide glücklich bis an ihr Lebensende leben. Für solchen romantischen Firlefanz ist hierzulande kein Platz: Die Monarchie ist längst abgeschafft, jede zweite Ehe wird geschieden, und auch die Sache mit dem Klepper ist aus der Mode gekommen. Klar, wie soll der auch ins Internet kommen, wo sich immer mehr Paare auf Online-Plattformen kennenlernen? Oder besser: in sogenannten Singlebörsen, in denen der Wert der eigenen Aktie mit einem wenig vorteilhaften Foto schnell einmal ins Bodenlose fallen kann?

Und dennoch, Prinzen gibt es, auch in München. Nur reiten sie nicht mehr mit dem Pferd herum, sondern machen sich auf einer Vespa auf die Suche nach der großen Liebe. Im Gepäck: kein Goldschuh wie bei Aschenputtel, sondern ein Chuck. Ein Chuck der Größe 37, um genau zu sein. Mit einem solchen Schuh nämlich suchte ein junger Mann im "Kino, Mond und Sterne" im Westpark seine Cinderella. Ein Kurzfilm zeigte die verzweifelte Suche des Schwaben in weißem Hemd und Fliege: Er raste mit dem Roller durch die Gegend (das Pferd ließ er daheim stehen), ließ Passantinnen den Schuh anprobieren, berief sogar unter dem Bismarckturm bei Augsburg eine große Versammlung ein, bei der er der brünetten Dame feierlich seine Liebe geloben wollte, der der Chuck passte.

Einzig: Keine Frau ließ sich blicken. Am Sonntag wurde der junge Mann nun fündig. Vor 1000 Kinogängern überraschte er seine Freundin mit ihrem linken Chuck - und einem Heiratsantrag auf Knien. Natürlich hat seine Liebste Ja gesagt, ein Märchen wäre schließlich kein Märchen, gäbe es kein glückliches Ende - das hat sich, Prinz hin, Pferd her, in all den Jahren nicht geändert.

Wie die Geschichte des Paares wohl weitergeht? Hoffentlich ohne böse Stief- oder Schwiegermutter, die versucht, das junge Glück zu sabotieren. Und ohne Spinnrad, das der glücklichen Braut die Finger zersticht. Sondern idealerweise, dass die Beiden mit sieben Zwergen glücklich bis an ihr Lebensende leben.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: