Münchner Mineralientage:Goldgräber suchen in Riem nach verborgenen Schätzen

Münchner Mineralientage: Auf den Münchner Mineraltagen wird alles genau untersucht.

Auf den Münchner Mineraltagen wird alles genau untersucht.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Bei den Münchner Mineralientagen wechseln mal eben Edelsteine für 120 000 Euro den Besitzer. Auch für Laien ist einiges geboten, etwa die größte Muschel der Welt.

Von Christian Gschwendtner

Das Erste, was beim Betreten der Messehalle auffällt, sind die Sicherheitshinweise. Eine Frauenstimme verkündet sie über Lautsprecher, so wie man das von Bahnhöfen kennt: Wer was Verdächtiges sieht, soll Alarm schlagen. Auch unter Schmuckfreunden ein durchaus angemessener Hinweis. Denn verdächtige Bewegungen gibt es zuhauf, bei der Eröffnung der Münchner Mineralientage.

Da ist zum Beispiel der Mann im Trenchcoat, der die Amethyst-Steine am liebsten gleich kiloweise kaufen will. Oder der blasse Mittfünfziger in Halle A6, ausgestattet mit Aktentasche und Blouson. Er tritt betont unauffällig an einen Bergkristallverkäufer heran, und flüstert: "Entschuldigung, kaufen Sie auch an?" Der Bergkristallkäufer nickt. Dann tauschen die beiden konspirativ Zahlen aus, nach zwei Minuten zieht der Mittfünfziger weiter. Man ist sich wohl doch nicht handelseinig geworden. Eher die Ausnahme. An den übrigen 1250 Ausstellerständen wird wie wild geordert, gefeilscht und gekauft.

Die Münchner Fachmesse für Mineralien, Edelsteine, Schmuck und Fossilien gehört inzwischen zu den größten in der Branche. Mit 40 000 Besucher rechnen die Veranstalter bis zum Messeende am Sonntagabend. Damit das gelingen kann, hat man sich auch in diesem Jahr breit aufgestellt. Die Mineralientage wollen mehr sein als ein bloßer Marktplatz für Insider. Es sollen auch Familien kommen, dafür gibt es aufwendig kuratierte Sonderschauen. So sehen die Messegäste in diesem Jahr zum Beispiel allerlei "verborgene Schätze".

Bekannte Museen wie das Natural History Museum in London haben den Münchnern für drei Tage Kostbarkeiten überlassen, die ansonsten in Archiven schlummern. Zu sehen gibt es außerdem die weltgrößte Riesenmuschel: Sie heißt Tridacna Gigantea und wiegt 355 Kilo. 2001 wurde sie in einem Steinbruch an der kenianischen Grenze gefunden. Der Blick auf Bayerns jüngsten Meteoriten ist ebenfalls nicht nur für Fachleute interessant.

Munich Show - Mineralientage München 2016

Die weltgrößte Riesenmuschel heißt Tridacna Gigantea und wiegt 355 Kilo.

(Foto: Sven Hoppe/dpa)

Das große Geld werden die Familien aber eher nicht mitbringen, obwohl die tausend privaten Kaufleute genau darauf warten. Ihre Firmen tragen Namen wie "Brazilian Stones", "Marokko Minerals", oder ganz einfach "Schlangenotto". Sie kommen aus der ganzen Welt. Nach Angaben der Händler kostet die Standmiete für drei Tage Mineralienmesse zwischen 2000 und 10 000 Euro. Geld, das erst mal wieder hereingewirtschaftet werden will. Die Grenzen zwischen Kunst und Kommerz sind deshalb fließend. Der Rhodochrosit aus der N'Chwaning Mine in Südafrika zum Beispiel ist für 25 000 Euro zu haben.

Wer in die "Gemworld Professional" will, also in den Schmuck- und Edelsteinbereich für die Hautevolee, der spaziert da nicht so einfach hinein, der braucht schon eine Spezialerlaubnis. Der Boden ist mit rotem Teppich ausgelegt, es gibt wieselflinke Juniorverkäuferinnen, die hohe Absätze tragen und sofort zur Stelle sind. Hier kommt es schon mal vor, das einzelne Klunker im Wert von 120 000 Euro den Besitzer wechseln. Penibel sind deshalb auch die Einlasskontrollen. Der Sicherheitsmann zeigt auf seine Kollegen im Umkreis. Er sagt: "Schauen Sie, alles gut gesichert."

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