Münchner Milliardenspiel:Digitales Einkaufen

Obwohl immer mehr Passanten in die Münchner Innenstadt kommen, sinkt dort der Umsatz. Viele Kunden lassen sich im Laden beraten und kaufen im Netz. Das zwingt die Händler zum Umdenken: Wie sieht der Einkauf der Zukunft aus? Fünf Szenarien, die nicht weit weg sind.

Von Varinia Bernau

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Kühlschrank

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Den Kühlschrank von unterwegs auffüllen

In München sollte man möglichst vor 20 Uhr merken, dass kein Käse mehr im Kühlschrank ist. Zwar gibt es auch hier Lebensmittelhändler, die Frisches bis Mitternacht nach Hause liefern. Aber so bequem wie im südkoreanischen Seoul ist die Bestellung noch nicht. Dort lässt sich der Einkauf unterwegs in der U-Bahn erledigen. Auf Plakatwänden, die wie Supermarktregale anmuten. Wer eine Packung Milch will, der scannt per Smartphone den Code auf der abgebildeten Packung. Die Waren werden nach Hause geliefert.

In Zürich hat kürzlich Europas erster Supermarkt auf Plakatwand mit 350 Artikeln eröffnet. Dennoch wird der echte Supermarkt so schnell nicht verschwinden. Im vergangenen Jahr wurde hierzulande nicht einmal ein Prozent der Lebensmittel im Internet bestellt. Denn die Deutschen sind bei solchen technischen Spielereien skeptisch. Vor allem aber gibt es hier ein gutes Netz an Supermärkten. Die Lieferung von Lebensmittel, vor allem solchen, die gekühlt werden müssen, ist dagegen viel zu aufwendig.

Gentechnik Supermarkt

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Nie wieder verloren zwischen den Regalen

Man kann das Hin und Her zwischen den Supermarktregalen natürlich zum persönlichen Fitnessprogramm erklären - oder das Smartphone zu Hilfe nehmen. In etwa 12 Läden in den USA ist darauf bereits Verlass. Dank einer App, die das Start-up Aisle 411 entwickelt hat. Die kennt die Regale bis zur letzten Konservenbüchse und leitet den Kunden. Anhand der eingegebenen Einkaufsliste berechnet das Smartphone die optimale Route durch die Regale. Auch andere Navigationsdienste tüfteln an ähnlichen Angeboten.

Google Maps leitet einen in München bereits durch den Oberpollinger, einige Filialen von Ikea und Saturn sowie den Flughafen. Der wichtigste Schlüssel dazu ist allerdings eine möglichst genaue Positionsbestimmung des Fußgängers. Und das ist gerade in Gebäuden schwierig. Denn dort steht das Navigationssignal der GPS-Satelliten nicht zur Verfügung. Damit der Dienst trotzdem den kleinen blauen Punkt auf der Karte anzeigt, muss Google Funksignale aus der Umgebung auswerten.

Internationale Gutschein-App für mobile Verbraucher

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Rabatt genau zum richtigen Zeitpunkt

Meist bekommt man den Rabattgutschein für Kaffee und Kuchen in der Einkaufsstraße genau dann zugesteckt, wenn man gerade ein Eis gegessen hat. Die Kaffeekette Starbucks lotet den Zeitpunkt für ihre Gratisangebote schon deutlich besser aus. In Japan schickt sie guten Kunden einen Gutschein genau dann aufs Smartphone, wenn im Café um die Ecke gerade ein Freund sitzt.

Mit ähnlichen Rabattaktionen verhilft das amerikanische Start-up Think Near Boutiquen zu Kundschaft, wenn gerade wenig los ist. So können etwa Blumenhändler die Dienste des Werbespezialisten in der Ferienzeit nutzen: Nähert sich jemand auf eine Meile, so erhält er auf seinem Smartphone einen Einkaufsgutschein, versehen mit einer Straßenkarte. Umfragen zufolge ist die Bereitschaft, einen Gutschein auf dem Handy einzulösen, in den USA allerdings doppelt so hoch wie in Deutschland. Hierzulande hat dies bislang erst jeder Zehnte schon mal ausprobiert. Auch weil viele nur ungern persönliche Daten wie ihren Standort preisgeben.

Images of WhatsApp As Facebook Inc. Makes Acquisition For $19 Billion

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Beratung von den Facebook-Freunden

Das britische Luxuslabel Burberry führt neue Kollektionen nicht nur auf dem Laufsteg, sondern auch in sozialen Netzwerken vor. Und der Sportartikelhersteller Adidas stattet die Spiegel in einigen seiner Shops mit einem Internetanschluss aus: Wer aus der Umkleidekabine kommt, kann vor dem Spiegel ein Foto machen, es auf Facebook posten - und die Freunde fragen, ob er den neuen Fitnessdress kaufen soll. "Dieser Austausch war schon immer wichtig", sagt Eva Stüber vom Institut für Handelsforschung in Köln. "Früher war man mit den Freunden bummeln, heute sind sie virtuell dabei."

Wobei junge Leute inzwischen eher Whatsapp als Facebook zu ihrem virtuellen Shopping-Assistenten nutzen. Dennoch wollen auch sie nicht auf einen Verkäufer verzichten. "Er soll allerdings nicht nur vorlesen, was auf der Verpackung steht, sondern sie wirklich beraten", sagt Stüber. Über die technischen Eckdaten eines neuen Computers etwa haben sich die meisten ohnehin schon im Netz informiert, ehe sie ins Geschäft gehen.

Bitkom Trendkongress - MyWallet der Telekom

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Zum Bezahlen das Smartphone zücken

Es gibt bereits Smartphones mit einem speziellen Chip - und Läden mit Lesegeräten, an die man diese nur halten muss, dann seine Geheimzahl eintippt und so die Rechnung begleicht. Bislang sind die Geräte nur noch nicht weit verbreitet. Vor allem fehlt ein einheitlicher Standard. Kreditkartenunternehmen, Händler und Mobilfunkanbieter arbeiten aber daran, das Bezahlen per Handy zu erleichtern.

Dem Marktforscher Juniper Research zufolge haben im vergangenen Jahr bereits weltweit mehr als 200 Millionen Menschen regelmäßig per Smartphone gezahlt, ein Jahr zuvor waren es nur halb so viele. Hierzulande können sich zwei von drei Menschen unter 25Jahren gut vorstellen, dass das Smartphone in wenigen Jahren das Portemonnaie ersetzt

© SZ.de/ahem
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