Münchner Konzertsäle:Mit Pauken und Moneten

Entscheidung für neues Münchner Konzerthaus

"Schneewittchensarg" oder genialer Wurf? Über das gläserne Konzerthaus, das im Werksviertel entstehen soll, diskutierten die Münchner heftig.

(Foto: Cukrowicz Nachbaur)

Die großen Pläne für philharmonische Bauprojekte kamen 2017 um einiges voran - doch fix ist noch nichts

Von Christian Krügel

So eine halbe Milliarde Euro kommt ja schnell mal zusammen, allzumal in München und ganz besonders, wenn man der Klassik-Szene der Stadt was Gutes tun möchte. So addieren sich die Summen für philharmonische Projekte rasch, für die 2017 zwar noch kaum ein Euro ausgegeben, dafür aber kräftig voran geplant wurde. Bis zu 370 Millionen Euro soll das neue Konzerthaus kosten, dass der Freistaat im Werksviertel bauen möchte. Rund 100 Millionen Euro veranschlagen Gasteig GmbH und Münchner Philharmoniker für die Generalsanierung der bestehenden Philharmonie. Und weil in der Zwischenzeit die Orchester ja auch irgendwo spielen müssen, dürfte ein temporärer Konzertsaal in Sendling auch noch mal etwas mehr als 30 Millionen Euro kosten. Alle drei Projekte sind 2017 soweit geplant worden, dass schon ganz bald im Jahr 2018 die Um- und Neubauten begonnen werden könnten.

Der Konjunktiv bleibt allerdings. Denn beim staatlichen Konzerthaus gibt es nach wie vor Nörgler in der CSU-Landtagsfraktion. Und wegen den städtischen Philharmonie-Projekten rumort es immer wieder in der Münchner SPD. Offen mag das ja niemand zugeben, aber natürlich steckt bei beiden die banale Frage dahinter: "Braucht's des wirklich?" Die paart sich dann mit blankem Neid, entweder auf die Kulturstadt München als solche (CSU-Landtagsabgeordnete) oder auf die vermeintliche Hochkultur im Besonderen (Münchner SPD). Es traten 2017 aber auch neue Befürworter auf die Bühne, die für die Musikstadt München unerwartet heftig kämpften. Auf städtischer Seite ist das Gasteig-Geschäftsführer Max Wagner. Der hat es zumindest geschafft, bis Weihnachten einen Masterplan für den Umzug des Gasteigs nach Sendling vorzulegen, den sogar die dort Betroffenen gutheißen. Also könnten die Räte im Januar die Sache beschließen. Das wäre insofern nur konsequent, als dass sie im April die Planungen für die große Gasteig-Sanierung freigegeben hatten, die sie nun selbst torpedieren würden, wenn sie den Umzug weiter verzögerten. Beim staatlichen Konzerthaus kommt Bauminister Joachim Herrmann (CSU) eine immer wichtigere Rolle zu. Sein Staatliches Bauamt hat zwar im Frühjahr bittere juristische Pleiten im Vorfeld des Architektenwettbewerbs hinnehmen müssen, was das Projekt leicht ein halbes Jahr verzögerte. Der Wettbewerb selbst war aber ein großer Publikumserfolg. Denn das gläserne Haus der siegreichen Architekten Cukrowicz Nachbaur elektrisierte und polarisierte die Münchner derart, das die Wettbewerbsschau fast 10 000 Menschen besuchten. Herrmann nutzte die Aufmerksamkeit, versprach ein hartes und sparsames Projektmanagement und kann wohl mit der Order der Landtagsabgeordneten für 2018 gut leben: lieber gründlich als schnell zu planen. Es geht ja doch um ein bisschen Geld.

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