Münchner Kliniken:Personalnot: Baby-Intensivstationen können nicht genutzt werden

Frühchenversorgung mit modernster Medizintechnik

Frühchenversorgung mit modernster Medizintechnik: In den Münchner Neonatologien müssen Betten frei bleiben.

(Foto: obs)
  • In Intensivstationen für Babys sollen in München nach Vorgaben des bayerischen Krankenhausplans 84 Plätze zur Verfügung stehen.
  • Einem Bericht der Stadt zufolge werden derzeit aber nur 46 Betten genutzt - wegen Personalmangels bei Hebammen und Pflegekräften.
  • Die Opposition im Stadtrat hält die Lage für "dramatisch", die CSU weist Vorwürfe zurück.

Von Heiner Effern

Die Krankenhäuser in München können aus Personalnot etwa ein Drittel der Betten in den Intensivstationen für Neugeborene nicht nutzen. Das geht aus einem Bericht der Kämmerei und des Gesundheitsreferats für den Stadtrat hervor. 84 Plätze sollten die sogenannten Neonatologien in der Stadt nach den Vorgaben des bayerischen Krankenhausplans vorweisen. Bei einer Umfrage unter den neun infrage kommenden Kliniken wurden 46 Betten als verfügbar gemeldet.

Zwei Häuser, die zehn Plätze haben sollten, machten keine Angaben. Wegen der Personalknappheit drohten bei großem Andrang oder bei vermehrt auftretenden Krankheiten mit hohem Betreuungsbedarf in den Kliniken "Versorgungslücken", heißt es in dem Bericht. Schwangere könnten "abgewiesen und in andere Kliniken verlegt werden".

Die Opposition im Stadtrat findet die Situation "dramatisch", gerade angesichts der Geburtenrekorde in den vergangenen Jahren und des stetigen Zuzugs. "Es ist so, dass Frauen in München nicht so versorgt werden können, wie es ihnen rechtlich zusteht", sagte Grünen-Stadträtin Lydia Dietrich. Die Bemühungen von CSU und SPD, das Problem mit Studien und einem Runden Tisch in den Griff zu bekommen, fielen ein wenig gering aus. "Wir müssen mal einen Schritt weiterkommen." Sonja Haider von der ÖDP formulierte im Ausschuss klare Forderungen: "Wir brauchen dringend mehr Kreißsäle und mehr Personal. Mir geht das zu langsam."

CSU-Gesundheitssprecher Hans Theiss wies die Kritik zurück. "Wir haben politisch gut die Weichen gestellt." In der Tat sei der Hebammenmangel und die zu wenigen Kreißsäle ein Problem, doch die städtischen Kliniken würden ihre Kapazitäten ausbauen. Nun müssten auch die anderen Betreiber nachziehen. "Die stehen in der Pflicht."

Die städtischen Krankenhäuser könnten nach dem Ausbau 7500 Geburten pro Jahr schaffen, derzeit seien es noch 6000, sagte ein Sprecher. Die Hebammen-Stellen seien alle besetzt. Für die Suche nach weiteren Kräften könnten auch 77 neue Wohnungen in Harlaching genutzt werden, die im Juni bezugsfertig seien.

Um die Zukunft auf dem umkämpften Markt besser planen zu können, vergibt die Stadt im Juni eine Studie zur Situation der Pflegekräfte und Hebammen in den Münchner Krankenhäusern. Sollte es derzeit zu Abweisungen von Schwangeren wegen Personal- oder Platzmangel kommen, müsse das aber nicht "dramatisch" sein, sagte Ingo Mittermaier, Gesundheitssprecher der SPD-Fraktion. Wenn andere Häuser freie Kapazitäten hätten, sei dort auch die Betreuung besser als in möglicherweise überfüllten Geburtsstationen. Eva Caim (Bayernpartei) warf CSU und SPD Verharmlosung vor. "Man darf das Problem nicht schönreden."

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