Münchner Kleingärten:Glück im Grünen

Kleingartenanlage in München, 2015

Grüne Lunge: 8700 Kleingärten in 83 Anlagen gibt es in München - und es werden immer noch mehr.

(Foto: Robert Haas)

11 000 Kleingärtner gibt es in der Stadt, Bewerber müssen jahrelang warten, um eine Parzelle zu bekommen.

Von Thomas Anlauf

Wer glaubt, ein Schrebergärtner sei zwangsläufig ein Spießer mit einem Spleen für Gartenzwerge, der irrt gewaltig: Es sind Programmierer, Rentner, junge Künstler, die ihr kleines Glück im Grünen suchen. Und der Ansturm auf die Parzellen in den Münchner Kleingartenanlagen ist enorm: Bewerber müssen jahrelang darauf warten, den Zuschlag für ein kleines Grundstück im Grünen zu bekommen.

11 000 Mitglieder hat der Kleingartenverband München derzeit. Da ist es nicht verwunderlich, dass zum Festakt anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Verbands am Wochenende nicht nur Bürgermeister Josef Schmid (CSU), sondern auch Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) den Kleingärtnern einen Besuch im "Schloss" an der Schwere-Reiter-Straße abstatteten.

Reiter versprach in seinem Grußwort, dass der Kleingartenverband auch in Zukunft mit Grundstücken bedacht werde, etwa, wenn neue Stadtteile entstehen. "In Freiham bekommen wir 150 bis 170 Parzellen", sagt Axel Pürkner, der Vorsitzende des Kleingartenverbands. Zwar stehe noch nicht genau fest, wo die Anlage in dem neuen Stadtviertel im Münchner Westen genau entstehen wird, doch "wir sind fest in der Planung vorgesehen", sagt Pürkner. Auch bei den bislang noch relativ vagen Plänen für ein großes Wohngebiet im Nordosten der Stadt "werden wir berücksichtigt".

Das klingt angesichts der Platznot in München, wo fast jeder Freiraum für neue Wohnungen gebraucht wird, zunächst widersprüchlich. Doch die Münchner Kleingärtner sind da selbstbewusst. Schließlich dienen die Anlagen auch als Erholungsflächen für gestresste Städter. In unmittelbarer Nähe zu ihren Wohnungen können sie sich im Grünen aufhalten und nebenbei ihre eigenen Lebensmittel produzieren. "Es ist uns ein Anliegen, dass die Menschen so nah wie möglich am Wohnsitz ihre Parzelle haben", sagt Pürkner. Dann könnten die Kleingärtner so oft wie möglich ihr kleines grünes Reich besuchen - "am besten mit dem Fahrrad oder zu Fuß".

Insgesamt 8700 Kleingärten gibt es derzeit in 83 Anlagen, sie dienen auch als "grüne Lungen" im dicht bebauten München. Die Anfänge des Kleingartenverbands reichen ins Jahr 1905 zurück, als zunächst fünf sogenannte Familiengartenanlagen mit knapp 600 Parzellen eröffnet wurden.

Münchner Kleingärten: Zum 100-jährigen Bestehen des Kleingartenverbands München gratulierte Oberbürgermeister Dieter Reiter dem Vorsitzenden Axel Pürkner (li.).

Zum 100-jährigen Bestehen des Kleingartenverbands München gratulierte Oberbürgermeister Dieter Reiter dem Vorsitzenden Axel Pürkner (li.).

(Foto: Robert Haas)

Den Gründern ging es anfangs neben der Selbstversorgungsmöglichkeit von Münchnern auch darum, dass sich Stadtkinder in der Natur aufhalten können. So wurde 1916 der Verein "Familienhilfe" und ein Jahr später - mitten im Ersten Weltkrieg - der "Familienkriegsgartenverband" gegründet. Diese Gründung gilt heute als Geburtsstunde des Kleingartenverbands.

Oberbürgermeister Dieter Reiter, der auch schon bei Jubiläen einzelner Kleingartenvereine zu Gast war, betont gerne, dass die Anlagen auch ein Stück Lebensqualität für die Stadt bedeuten - eben nicht nur für die Schrebergärtner, sondern für alle Münchner.

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