Münchner Kirchenzeitung:Von München in die Welt

Die Kirchenzeitung verliert ihren Chefredakteur

Von Jakob Wetzel

Vor zweieinhalb Jahren ist er angetreten, jetzt geht er schon wieder: Am Dienstag hat Anian Christoph Wimmer, der Chefredakteur der Münchner Kirchenzeitung, per Twitter und auf seinem Blog seinen Abschied angekündigt. Die Entscheidung sei ihm nicht leicht gefallen, schreibt der 42-Jährige. Ende September wird er zum globalen katholischen Netzwerk EWTN wechseln, das neben einem Fernsehsender auch einen internationalen Agenturdienst betreibt.

Wimmers Abschied ist überraschend, ein bisschen auch für ihn selbst. Dem Vernehmen nach gab es keinen Ärger im Medienhaus Sankt Michaelsbund, in dem die Kirchenzeitung erscheint. Vielmehr habe er ein einmaliges Angebot erhalten, sagt Wimmer. Im neuen Job könne er internationaler und auch wieder bilingual arbeiten - Wimmer hatte lange als Journalist in Australien gearbeitet. Künftig könne er dabei helfen, den Stimmen aus der deutschen katholischen Kirche im Ausland mehr Gehör zu verschaffen. Bislang werde jene dort als sehr monolithisch wahrgenommen. Zudem sei der neue Job flexibel, das tue der Familie gut. Und auch wenn EWTN Deutschland in Köln und Bonn sitze, er bleibe in München, das habe er sich ausbedungen.

Wimmer war 2013 angetreten, um die Kirchenzeitung digital und auch als Forum für Debatten zu stärken. Das sei gelungen, findet er: Auf den Seiten des Bistumsblattes hätten die Leser etwa sachlich über Themen wie Homosexualität diskutiert, in den sozialen Medien gehe das so nicht. Die verkaufte Auflage der Kirchenzeitung sinkt allerdings seit Jahren, zuletzt laut IVW von etwa 29 000 Exemplaren Ende 2012 auf derzeit etwas mehr als 24 000. Ein Stellenangebot für Wimmers Nachfolge steht bereits online. Der Job ist freilich schwierig; denn der Chefredakteur ist nicht der einzige Chef. Es gibt einen Direktor und einen Gesamtleiter für alle Redaktionen - und dann ist da auch noch das Erzbistum. Formell ist die Kirchenzeitung zwar von diesem unabhängig. Aber sie erscheint in dessen Auftrag.

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