Kalender 2017:Glänzende Aussichten für München

Mit dem Konzerthaus und der zweiten Stammstrecke geht es ebenso wie mit der Gasteig-Sanierung voran

Zweiter S-Bahntunnel

Den Termin hatte Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) im Oktober bei der Unterzeichnung der Bau- und Finanzierungsvereinbarung explizit genannt: Am 5. April 2017, um exakt 15 Uhr, möchte er zusammen mit Vertretern der Deutschen Bahn und weiteren Politikern den offiziellen ersten Spatenstich für die zweite S-Bahn-Röhre vornehmen. Ein Bürgerfest ist auch geplant. Es wäre peinlich, sollte dieser Termin nicht gehalten werden können. Die Planer der DB arbeiten daher mit Elan am Projekt: So läuft aktuell die Vergabe zahlreicher Arbeiten; vor allem wird spannend sein, wer den Zuschlag für die Tunnelarbeiten bekommt. Die Bohrmaschinen werden sich vom Leuchtenbergring und von Laim aus in Richtung Innenstadt vorarbeiten, parallel dazu werden nach und nach große Baugruben am Hauptbahnhof, am Marienhof und am Orleansplatz entstehen, um dort die Tiefbahnhöfe zu errichten. Dies alles wird nicht vor 2018 starten. 2017 gilt DB-intern als "Jahr der Vorabmaßnahmen" - insbesondere am Hauptbahnhof und am Marienhof müssen Leitungen, Kabel und Kanäle beiseite geräumt werden.

Gasteig-Sanierung

Am 29. März soll es nun wirklich zum Schwur kommen. Nach jahrelangen Verzögerungen und Vertagungen sollen Münchens Stadträte entscheiden, wie aufwendig das Kulturzentrum am Gasteig saniert wird - und wie teuer das kommen darf. Anfang Dezember hat sich der Aufsichtsrat der Gasteig GmbH ein überarbeitetes "Nutzerbedarfsprogramm" vorlegen lassen. Darin haben Stadtbibliothek, Volkshochschule, Philharmoniker und Musikhochschule ihre Anforderungen an Sanierung und Umbau des Kulturzentrums niedergeschrieben. 25 Punkte soll die Liste umfassen, der zuständige Bürgermeister Josef Schmid (CSU) ist voll des Lobes über den Wunschzettel: "Ich habe noch nie eine Vorlage zu einem Kulturprojekt gesehen, die so gründlich ausgearbeitet war", sagt Schmid der SZ. Details nennt er keine, der Aufsichtsrat habe aber keinen der 25 Punkte gestrichen. Je nachdem, wie viele Forderungen der Stadtrat erfüllt, könnte das Projekt zwischen 300 bis 700 Millionen Euro kosten. Auch zu diesen Zahlen schweigt Schmid, im Januar und Februar sollen sich erst einmal die Stadträte ein Bild machen. "Klar ist aber: Je länger wir zuwarten, desto teurer wird es", sagt der Bürgermeister. Ob 2017 dann aber wirklich auch mit der Sanierung begonnen wird, ist eine ganz andere Frage.

Umbau Sendlinger Tor

Vor dieser Großbaustelle haben alle Respekt: die Ingenieure der Stadtwerke München (SWM) und der beteiligten Fachbüros, aber auch die Verkehrsplaner der Stadt. Bis zum Jahr 2022 wollen die SWM den U-Bahnhof Sendlinger Tor komplett umbauen. Das Bauwerk, errichtet in den späten Sechziger- und frühen Siebzigerjahren, platzt insbesondere in der Hauptverkehrszeit aus allen Nähten. Deshalb sollen unter anderem zusätzliche Ausgänge errichtet und ein weiterer Querstollen auf der Ebene von U 1/2 gegraben werden. Seit Frühjahr 2016 laufen Vorarbeiten, im Frühjahr 2017 starten die Hauptmaßnahmen für das 150-Millionen-Euro-Projekt. Die werden sich zunächst vor allem an der Oberfläche bemerkbar machen: So soll der Autoverkehr vom Stachus kommend über die Nußbaumstraße und vor der Matthäuskirche vorbeigeleitet werden, damit die Bauarbeiter genügend Platz haben. In den kommenden Jahren werden dann auch die Fahrgäste der U-Bahn im Untergrund längere Fußwege zurücklegen müssen.

Reformationsjahr

Als ein wirkmächtiges Zentrum der Reformation kann sich die Stadt München guten Gewissens nicht bezeichnen, im Gegenteil: Was vor 500 Jahren mit dem Augustinermönch Martin Luther in Wittenberg seinen Anfang nahm, wurde von den Bayernherzögen an der Isar streng bekämpft. Die evangelische Kirche in München feiert das Jubiläum dennoch mit zahlreichen Konzerten, Gottesdiensten und Veranstaltungen zu Ehren des Reformators. Das Festjahr hat bereits begonnen. Zu den Höhepunkten gehören ein großes Pop-Oratorium am 18. März in der Olympiahalle und eine zentrale Jubiläumsfeier am Odeonsplatz am 29. Juni. Das genaue Programm findet sich unter www.muenchen-evangelisch.de. Und der Reformationstag 2017, der 31. Oktober, ist ausnahmsweise in ganz Bayern ein gesetzlicher Feiertag.

Bundestagswahl

Der Termin im Herbst steht noch nicht fest, doch einige Prognosen für den Münchner Wahlausgang lassen sich schon jetzt erstellen. Bei der SPD zum Beispiel wird wohl alles beim Alten bleiben. Die beiden Abgeordneten Claudia Tausend und Florian Post haben auf der SPD-Liste derart gute Positionen, dass ihnen schon der Himmel auf den Kopf fallen müsste, um den Wiedereinzug in den Bundestag zu verhindern. Die restlichen SPD-Kandidaten der Stadt wiederum sind so schlecht platziert, dass sie wohl keine Chance haben werden. Die Münchner CSU dagegen wird in jedem Fall mit einer fast komplett neuen Riege in Berlin beginnen. Peter Gauweiler, Hans-Peter Uhl und Johannes Singhammer hören auf, einzig Wolfgang Stefinger tritt wieder an. Spannend wird vor allem, ob die neuen Kandidaten Michael Kuffer, Stephan Pilsinger und Bernhard Loos die Direktmandate verteidigen können. Aufregend wird die Bundestagswahl auch für die Grünen. Ihre Kandidaten haben nur eine Chance, über die Landesliste ein Mandat zu ergattern. Dieter Janecek auf Platz sechs muss wohl nicht zittern, dafür aber Margarete Bause. Die Chefin der Landtagsfraktion rangiert auf Platz neun, das reichte bei der letzten Wahl gerade noch so für den Einzug in den Bundestag. Die Münchner Linken hoffen schwer darauf, dass ihre jetzige Abgeordnete Nicole Gohlke wieder in den Bundestag einzieht.

Heckenstallerpark

Nachdem im Sommer 2015 der Straßentunnel rund um den Luise-Kiesselbach-Platz eröffnet wurde, wird an der Oberfläche gewerkelt. Unter anderem entsteht in der Garmischer Straße eine Promenade für Fußgänger in der Straßenmitte; dort, wo früher die Heckenstallerstraße verlief, wird nun ein 27 000 Quadratmeter großer Park angelegt. Die Arbeiten laufen nach Auskunft des Baureferats voll im Plan. Zum Ende des Jahres, so die Auskunft, soll dann der Heckenstallerpark für die Bürger geöffnet werden. Ein konkretes Datum aber wollen die städtischen Planer noch nicht nennen. Gearbeitet werden muss aber noch eine ganze Menge: Unter anderem müssen die Arbeiter entlang der Trasse insgesamt 340 Bäume sowie 160 Großsträucher und Hecken pflanzen. Und von April oder Mai an soll der Rasen angesät werden.

Ausstellungen

Die schlechte Nachricht zuerst: Nicht nur, dass auch 2017 die Sanierung der Alten Pinakothek wie erwartet weiter geht, zu den Bereichen, die nun geschlossen werden, gehört auch das beliebte Café Klenze. Welch ein Glück, dass in der Pinakothek der Moderne gegenüber gastronomisch wieder alles im Lot ist, so dass Museumsbesucher in dieser Hinsicht nicht darben müssen. Das Ausstellungsangebot selbst ist bei weitem vielfältiger. In der Villa Stuck ist beispielsweise von Mitte Februar an die großartige Cate Blanchett in den vielen Rollen zu sehen, die Julian Rosefeldt ihr in seiner Videoarbeit "Manifesto" zugedacht hat. Im Lenbachhaus wird man sich von Ende Mai an einem Thema nähern, welches das zurückliegende Jahr in seiner Ausprägung als Wort des Jahres "postfaktisch" zusammengefasst hat: In "after the fact" widmen sich Künstler der Propaganda seit der Jahrtausendwende. Im Stadtmuseum geht es vom 24. März an um Bilder der Überwachung, ein Thema, das den gesellschaftspolitischen Diskurs ebenfalls mitbestimmt hat. Zwei fantastischen Fotografen und ihrem Gesamtwerk kann man im neuen Jahr auch begegnen: dem Deutschen Thomas Struth im Haus der Kunst (von 28. April an), dem Engländer Martin Parr im Kunstfoyer (von 20. Oktober an).

Rock und Pop

Es gibt doch noch Überraschungen im Pop-Kalender 2017: Die Konzerte von Coldplay (6. Juni), Depeche Mode (9. Juni) und Andreas Gabalier (1. Juli) im Olympiastadion standen turnusgemäß an, selbst mit Robbie Williams war trotz längerer Live-Pause wegen seines neuen Albums zu rechnen (22. Juli). Die erste Überraschung unter den Ankündigungen war zunächst "Elvis in Concert" (21. Mai). Dass der ewige Untote Presley noch einmal in der Olympiahalle auftreten würde, damit konnte nun wirklich keiner rechnen. Tatsächlich ist der Titel nur ein Marketingtrick für ein Orchesterkonzert mit Film- und Tonzuspielern des King. Wundern dürften sich einige auch über die "Aeroviderci"-Tourstopp der Rocker Aerosmith ("Amazing") auf dem Königsplatz (26. Mai), die ja fast schon so abgemeldet waren wie Elvis. Die größte Sensation aber ist die Show von Guns'n Roses im Olympiastadion (16. Juni): Wer hätte gedacht, dass Axl Rose und Slash sich noch einmal zusammenraufen würden nach 23 Jahren und dass Rose seine Publikumsangst überwunden zu haben scheint. Viel mehr aber noch erstaunt, wie viele Fans die alten Heuler wie "Paradise City" oder "Sweet Child o' Mine" noch hören wollen: Binnen 24 Stunden waren eine Million Tickets für die Europa-Tournee verkauft, auch fürs Olympiastadion gibt es nur noch teure Restkarten.

Bildungszentrum "Einstein 28"

Noch sind es ausschließlich Bauarbeiter und Handwerker, die sich im neuen Bildungszentrum der Münchner Volkshochschule aufhalten. Von der Einsteinstraße aus sehen die Gebäude des "Einstein 28" bereits bezugsfertig aus, doch bis am 4. März der zweite große Standort der Volkshochschule neben dem Gasteig mit einer Aktionswoche öffnet, werden die Arbeiter noch jede Menge zu tun haben. In 70 Räumen gibt es künftig täglich bis zu 18 Stunden Kurse, einer der Schwerpunkte werden Integrationsprogramme sein. Voraussichtlich mehr als 20 Millionen wird das Projekt am Ende kosten, mit dem die MVHS erstmals ein eigenes großes Bildungszentrum bekommt.

Gärtnerplatztheater

Vielleicht sollte man es nicht in die Zeitung schreiben, denn nachher kommt wieder was dazwischen und alles verschiebt sich. Aber nach jetzigem Stand der Dinge ist die Wiedereröffnung des Gärtnerplatztheaters für Herbst 2017 geplant. Dann wird ein mühsames Kapitel in der Geschichte des Theaters hoffentlich ein gutes Ende finden. Seit 2012 nämlich läuft die groß angelegte Sanierung des Hauses, was dazu führte, dass das Ensemble zwischen Ausweichspielstätten wie der Reithalle, dem Prinzregententheater oder dem Circus Krone pendelt. Für künstlerisches Arbeiten eine eher unbequeme Situation. Die geplante Eröffnung zu Spielzeitbeginn 2016 musste verschoben werden - angeblich wegen schlechter Arbeit der für Fliesenbelag, Boden und Dämmung zuständigen Firmen. Überdies sind aus den ursprünglich für die Sanierung vorgesehenen 75 Millionen Euro inzwischen rund 95 Millionen geworden. Nun aber ist das Ziel in Sicht, und die Elbphilharmonie ist ja schließlich auch fertig geworden.

Neues Konzerthaus

Zwei Tage lang, am 17. und 18. Mai, will Ministerpräsident Horst Seehofer in Klausur gehen. Nicht zum Zwecke innerer und politischer Umkehr und auch keinesfalls alleine. Er nimmt seine Minister Joachim Herrmann, Markus Söder und Ludwig Spaenle mit, dazu noch Oberbürgermeister Dieter Reiter und mehrere Münchner Stadträte, vor allem aber ganz viele Architekten und Bauexperten. Die illustre Runde soll sich über Entwürfe für Münchens neues Konzerthaus die Köpfe heiß reden, um wohl am späten Nachmittag des 18. Mai einen Sieger des Architektenwettbewerbs zu verkünden. Seehofer sei der Bau des Konzerthauses ein solches Herzensanliegen, dass er unbedingt selbst in der Jury sein wolle und das auch von seinen Ministern erwarte, heißt es aus der Staatsregierung. Entsprechend hoch sind auch die Erwartungen an die 35 Büros, die seit Herbst Konzepte entwerfen, darunter große Namen der Architekturszene wie Frank Gehry oder Jacques Herzog und Pierre de Meuron. Ob der Sieger des Wettbewerbs tatsächlich auch die neue Philharmonie im Werksviertel bauen wird, dürfte sich erst in den Wochen nach Seehofers Klausur herausstellen, wenn alle Kosten kalkuliert sind.

25 Jahre Flughafen

Es war ein spektakulärer Umzug: In der Nacht vom 16. auf den 17. Mai 1992 zog der Münchner Flughafen vom Areal in Riem im Münchner Osten ins Erdinger Moos. Seither wächst und wächst der Airport. Die Betreibergesellschaft des Flughafens wird das Jubiläum nutzen, um sich zu präsentieren. Ein ganzer "Reigen an Veranstaltungen" sei geplant, sagt ein Flughafensprecher - unter anderem wieder so etwas wie der "Airport-Day", den der Flughafen im Juni 2015 veranstaltet hatte. Fast 20 000 Menschen strömten damals ins Erdinger Moos.

Viel Geld für die Bildung

Das neue vierzügige Gymnasium an der Knorrstraße im Münchner Norden hat zwar schon zum Start des Schuljahres 2016/2017 den Betrieb aufgenommen, die offizielle Eröffnungsfeier findet aber erst am 23. Februar 2017 statt. Die Schule hat unter anderem eine abgesenkte Dreifach-Sporthalle mit einer lichten Höhe von zehn Metern, eine eigene Judo-Halle und hochwertige Freisportanlagen, die hervorragende Trainingsmöglichkeiten für leistungsorientierten Unterricht an der eingegliederten Eliteschule des Sports bieten. Im Mehrjahresinvestitionsprogramm 2016 bis 2020 sind für Planung, Erweiterung, Umbau und Instandsetzung von Schulen 1,85 Milliarden Euro veranschlagt. Konkret für 2017 sind für den Schulbau rund 345 Millionen Euro vorgesehen. Für den Kitabau sind 70 Millionen Euro im Haushalt eingestellt.

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