Münchner im Doppelpack:Zusammen ist man weniger allein

Udo Wachtveitl und Miroslav Nemec bekommen den Karl-Valentin-Orden. Sie sind nicht die einzigen Münchner, die immer nur als Duo auftreten.

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Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl bekommen Karl-Valentin-Orden, 2015

Quelle: Catherina Hess

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Hauptstadt der Singles hat man München oft genug genannt, das lässt sich statistisch auch auf den ersten Blick leicht untermauern: In deutlich mehr als der Hälfte aller Münchner Wohnungen wohnt nur ein Mensch. Aber da geht es schon los: Ob dieser eine Mensch nämlich wirklich solo ist oder vielleicht doch ein Herz und eine Seele mit jemand anderem, der nur anderswo wohnt - darüber sagt die Statistik nichts. Und überhaupt: Was sollte man von einer Weltstadt mit Herz halten, wenn alle immer nur alleine wären? Nach den Oktoberfestwochen ist der Fasching eine der Münchner Hochzeiten für die Anbahnung neuer Liebschaften. Jedoch: Dass zwei zusammengehören, hat in München sehr viele Facetten. Das Duo Udo Wachtveitl/Miroslav Nemec, von dem man nie genau weiß, ob es nicht doch Leitmayr/Batic heißt, bekommt an diesem Freitag den Karl-Valentin-Orden der Faschingsgesellschaft Narrhalla.

Karl-Valentin-Orden an Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl

Quelle: dpa

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Dass die Wahl auf die beiden fiel, dürfte in München weitgehend konsensfähig sein und insbesondere die "Tatort"-Fans ihren Frieden machen lassen mit den umstrittenen letzten drei Preisträgern Til Schweiger, Horst Seehofer und Heino. Wachtveitl und Nemec gehören nun schon seit 25 Jahren zusammen, doch sie sind nur eines von vielen (Zwillings-)Pärchen, ohne die München gar nicht denkbar wäre. Das fängt schon beim Ordenspatron Karl Valentin an. Ohne Liesl Karlstadt fehlt ihm was, und im Grunde wird es Zeit, dass der Orden umbenannt wird: in Karl-Valentin-Liesl-Karlstadt-Orden.

Karl Valentin und Liesl Karlstadt, 1946

Quelle: SV-Bilderdienst

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Karl Valentin & Liesl Karlstadt

Nah beieinander und doch jeder am eigenen Platz - treffender als durch die ihnen gewidmeten Brunnen am Viktualienmarkt kann das Verhältnis zwischen Liesl Karlstadt und Karl Valentin nicht charakterisiert werden. Wenn auch heute noch über die legendären Sketche des großen Münchner Komikerduos gelacht wird, die Wirklichkeit sah anders aus: Er, der chaotische Hypochonder, verheiratet, zwei Kinder, sie, die junge Frau, die nicht nur auf der Bühne seine Partnerin wurde. Valentin, der Valentin Ludwig Fey hieß, und Elisabeth Karlstadt, mit bürgerlichem Namen Elisabeth Wellano, lernten sich 1911 kennen. Da war er schon erfolgreich. Sie, die 18-Jährige, wollte als Soubrette auf die Bühne, Valentin erkannte ihr komisches Talent und förderte sie. Sie gab das hundertfach zurück als kongeniale Partnerin auf der Bühne wie im wirklichen Leben. Hier wie dort verkörperte sie den gesunden Menschenverstand. Er, der über sich selbst schrieb, "aus Gesundheitsrücksichten erlernte ich im Alter von zwölf Jahren die Abnormität" und sich als "Brennnessel unter Liebesblumen" bezeichnete, verlangte ihr alles ab. Ein "Höllentanz der Vernunft um beide Pole des Irrsinns" - so charakterisierte Kurt Tucholsky die Auftritte, auch wenn er da nur die auf der Bühne meinte. Als Valentin nach 25 erfolgreichen Jahren 1936 eine neue junge Partnerin kennenlernte, unternahm Karlstadt einen Suizidversuch und ging dann mit den Gebirgsjägern als Muli-Helferin in die Alpen. Nach dem Krieg versuchten sie es noch einmal miteinander, Valentin starb 1948. Sie wurde als Schauspielerin erfolgreich und starb 1960 in Garmisch. Am Viktualienmarkt ist das Paar heute wieder -fast - vereint.

Günther Knoll

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Quelle: imago stock&people

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Alfons Schuhbeck & der Ingwer

Da war ja mal die Sache mit dem Sexgewürz! Irgendwelche beflissenen Verbraucherschützer zerrten vor anderhalb Jahren den TV-Koch Alfons Schuhbeck vor Gericht, weil er ein Sexgewürz verkauft, dessen Name zwar scharf klingt, das leider aber überhaupt nicht scharf macht. Die Kläger witterten Verbrauchertäuschung, scheiterten aber, der Gag mit dem Namen blieb ungestraft. Zu den Inhaltsstoffen des Gewürzes gehört unter anderem auch Ingwer, dem tatsächlich oft aphrodisische Wirkung nachgesagt wird, aber das gilt ja für allerlei Gewürze und Gemüsesorten: Wer's glaubt, wird rollig! Fest steht: Kaum ein Gericht, das Alfons Schuhbeck zusammenrührt, kommt ohne Ingwer aus. Ungesund ist die Knolle ja nicht, und gut schmecken tut sie auch. Schuhbeck empfiehlt unter anderem, Ingwerwasser zu trinken, das sei gut für den Stoffwechsel. Und dass sein Verhältnis zum Ingwer fast schon liebevoll ist, sehen die Fernsehzuschauer in den Kochsendungen. Da kommt es schon mal vor, dass Schuhbeck mit der Wurzel spricht: "Gell, du magst a nei?"

Andreas Schubert

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Quelle: Robert Haas

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Nordturm & Südturm

Sie sind ein echtes Zwillingspaar: Dem Anschein nach identisch, tatsächlich aber um Nuancen verschieden. Nicht etwa um einen Meter infolge eines Fehlers ihrer Erbauer, aber um immerhin zwölf Zentimeter überragt der Nordturm der Frauenkirche seinen südlichen Bruder. (Das ist zumindest die offizielle Angabe der Stadt.) Die beiden Brüder sind unzertrennlich; und wenn das Baugerüst am Südturm bald verschwunden ist, dann gleichen sie sich auch optisch wieder. Seit fast 500 Jahren steht dieses Zwillingspaar unverrückbar im Herzen der Stadt, völlig zu Recht ist es also zum Wahrzeichen Münchens aufgestiegen. Zumal es sich als äußerst durchsetzungsstark bis in die Gegenwart erwiesen hat: Bis heute darf in München kein Gebäude gebaut werden, das die beiden Türme überragt. Das ist nicht unwichtig dieser Tage, da München darüber debattiert, ob ein 75-Meter-Hochhaus am Hauptbahnhof die Silhouette der Stadt stört oder nicht. Nur wer genau hinsieht, merkt, wie bei dieser Frage die beiden Türme ungläubig ihre Welschen Hauben schütteln.

Kassian Stroh

David Baumgartner in der 'Dean&David' Filliale am Stachus, 2010

Quelle: Alessandra Schellnegger

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Dean & David

Namenspaare sind immer gut, wenn es etwas zu verkaufen gilt. Supergut funktionieren da zum Beispiel Stabreime wie Fix und Foxi und Dick und Doof oder, im Gastrobereich, Dean & David. Die Imbisskette ist hinreichend bekannt. 2007 von David Baumgartner in München gegründet, ist das Unternehmen inzwischen im deutschsprachigen Raum weitverbreitet. Das Dean steht angeblich für den Spitznamen seines Geschäftspartners, hat Baumgartner einmal in einem Interview erzählt. Und dieser stille Teilhaber ist Hermann Weiffenbach von der Enchilada-Gruppe, zu der 17 weitere Gastro-Marken gehören, unter anderem natürlich die Enchilada-Lokale sowie auch die Pommesfreunde, das Aposto oder The Big Easy. Freilich hört sich das englisch pronocierte Dean and David cooler an als etwa Weiffenbach und Baumgartner. Die Marke steht für gesundes, frisches Essen und ein hippes Konzept, das erfolgreich auch als Franchise funktioniert. Und als kluger Geschäftsmann weiß Baumgartner einfach, ein guter Klang ist wichtig - das Ohr isst mit.

Andreas Schubert

Winter im Zoo

Quelle: dpa

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Nela & Nobby

Die beiden waren schon Stars, kaum dass sie geboren waren: Und das lag nicht nur daran, dass die Geburt der Zwillinge Nela und Nobby die erste Eisbärengeburt war, die in Farbe gefilmt wurde. Ihr Vorgänger-Vorzeigebär, Knut aus Berlin, war schon süß. Wenn Eisbärenbabys aber gleich im Doppelpack auftreten, ist der Ohhhh-Faktor noch einmal um einiges höher. Extra für die kleinen flauschig-weißen Tiere ließ der Tierpark Hellabrunn vorsichtshalber Sträucher und andere Blick-Hindernisse im Gehege entfernen, so dass möglichst viele Menschen die beiden Babys sehen konnten. An einem Samstag im März 2014 kamen alleine 10 500 Besucher, um Nela und Nobby zu sehen. Insgesamt pilgerten in ihrem ersten Jahr 2,28 Millionen Menschen zum Gehege der Eisbären. Doch die beiden blieben nicht klein, und so hat ihr Zwillingsleben bald ein Ende. Nela zieht in eine Mädels-WG nach Holland, Nobby teilt sich sein neues Revier in Yorkshire mit drei Junggesellen. Auch in der freien Natur verlassen Eisbären nach zwei Jahren ihre Mutter.

Melanie Staudinger

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Quelle: SZ

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Christian Ude & Uli Bauer

Am Ende war es nicht mehr so ganz klar, ob Uli Bauer noch Christian Ude parodiert. Oder ob Christian Ude schon längst zum Uli Bauer seiner selbst geworden ist. Der Politiker, der sich oft auch kabarettistisch sah, und der Kabarettist, der wirkt wie ein echter Politiker - das hat zu einem fast symbiotischen Verhältnis der beiden beigetragen. Der Nockherberg hat sie als Duo groß gemacht, jahrelang gab Bauer dort den Ude, und nach wie vor sind beide bei gemeinsamen Auftritten als "der doppelte Ude" zu sehen. Das Paar blieb erhalten, obwohl der eigentliche Anlass längst weggefallen ist mit Udes Abtritt vom OB-Sessel im Jahr 2014. Eine erstaunlich nachhaltige Beziehung hat sich da also entwickelt. Beim letzten gemeinsamen Auftritt auf dem Nockherberg 2014 ging es durchaus pathetisch zu. "München", sang Ude/Bauer, "ohne mich bist du allein, denn ohne mich bist du ein Nichts". Das hat sich dann letztlich nicht bewahrheitet, weil sich zeigte, dass sogar Ude einen Nachfolger haben konnte. Doch ob es noch einmal ein solches Duo gibt, ist ziemlich fraglich.

Frank Müller

g1

Quelle: Haas

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Leo von Klenze & Friedrich von Gärtner

Sie sind das ungleiche Paar in Münchens Architekturgeschichte: Leo von Klenze (1784 - 1864) und Friedrich von Gärtner (1791 - 1847). Sie prägten die Stadt mit ihren Bauten - und doch konnten sich die beiden Zeitgenossen schlicht nicht ausstehen. Der gebürtige Niedersachse Franz Karl Leopold Klenze wurde früh von König Ludwig I. entdeckt, der ihn zu seinem Privatarchitekten ernannte. Die folgenden Jahrzehnte sollte er München nachhaltig verändern: Er schuf die Ludwigstraße, die Glyptothek und die Alte Pinakothek, die Ruhmeshalle, das Odeon und den Monopteros im Englischen Garten. Der König hielt große Stücke auf den Stararchitekten aus Norddeutschland, und doch stellte er ihm schließlich den einige Jahre jüngeren Friedrich Gärtner zur Seite und beauftragte diesen im Jahr 1827 mit dem Entwurf für den Bau der heutigen Staatsbibliothek. Ludwig ließ die beiden Architekten absichtlich als Konkurrenten auftreten - Monopol tauge nichts, meinte der König. Gärtner baute die Ludwigskirche, die Feldherrnhalle und das Universitätsgebäude. Sein wachsender Ruhm und Erfolg ließ Gärtner gegen Klenze sticheln: "Himmelschreiende Fehler" attestierte er dem Älteren bei dessen Plänen für die Münchner Residenz und beklagte sich umgekehrt, dass "Klenze mir einen Tritt" versetze, wann immer er könne. Die beiden Streithähne blieben zeitlebens unversöhnlich. Die Ironie der Geschichte: Klenze und Gärtner wurden auf dem Alten Südfriedhof fast nebeneinander begraben. Und auf dem Gärtnerplatz stehen ausgerechnet die Büsten der beiden. Aber jeder Kopf ist an einer Seite des Platzes aufgestellt - natürlich blicken sie sich von dort aus nicht an.

Thomas Anlauf

© SZ vom 22.01.2016/vewo
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