Nah beieinander und doch jeder am eigenen Platz - treffender als durch die ihnen gewidmeten Brunnen am Viktualienmarkt kann das Verhältnis zwischen Liesl Karlstadt und Karl Valentin nicht charakterisiert werden. Wenn auch heute noch über die legendären Sketche des großen Münchner Komikerduos gelacht wird, die Wirklichkeit sah anders aus: Er, der chaotische Hypochonder, verheiratet, zwei Kinder, sie, die junge Frau, die nicht nur auf der Bühne seine Partnerin wurde. Valentin, der Valentin Ludwig Fey hieß, und Elisabeth Karlstadt, mit bürgerlichem Namen Elisabeth Wellano, lernten sich 1911 kennen. Da war er schon erfolgreich. Sie, die 18-Jährige, wollte als Soubrette auf die Bühne, Valentin erkannte ihr komisches Talent und förderte sie. Sie gab das hundertfach zurück als kongeniale Partnerin auf der Bühne wie im wirklichen Leben. Hier wie dort verkörperte sie den gesunden Menschenverstand. Er, der über sich selbst schrieb, "aus Gesundheitsrücksichten erlernte ich im Alter von zwölf Jahren die Abnormität" und sich als "Brennnessel unter Liebesblumen" bezeichnete, verlangte ihr alles ab. Ein "Höllentanz der Vernunft um beide Pole des Irrsinns" - so charakterisierte Kurt Tucholsky die Auftritte, auch wenn er da nur die auf der Bühne meinte. Als Valentin nach 25 erfolgreichen Jahren 1936 eine neue junge Partnerin kennenlernte, unternahm Karlstadt einen Suizidversuch und ging dann mit den Gebirgsjägern als Muli-Helferin in die Alpen. Nach dem Krieg versuchten sie es noch einmal miteinander, Valentin starb 1948. Sie wurde als Schauspielerin erfolgreich und starb 1960 in Garmisch. Am Viktualienmarkt ist das Paar heute wieder -fast - vereint.