Münchner Markthallen:Boris Schwartz wird neuer Chef

Eigentlich wäre Boris Schwartz gerne Kommunalreferent geworden, stattdessen soll der Grünen-Stadtrat künftig die Münchner Markthallen leiten. Aus dem Rathaus kommt viel Lob für die Entscheidung, aber auch von "peinlicher Personalpolitik" ist die Rede.

Silke Lode

Die Sanierung des Viktualienmarkts, der Neubau der Großmarkthalle - bei den Markthallen München stehen wichtige Weichenstellungen an. Nun ist auch klar, wer diesen Umbruch als Chef begleitet: Grünen-Stadtrat Boris Schwartz. Der Planungsexperte wollte eigentlich Kommunalreferent werden und wäre damit ebenfalls für die Markthallen zuständig gewesen. Der Stadtrat hatte Schwartz bereits gewählt - doch er konnte das Amt nicht antreten, da laut Gesetz dafür ein Fachhochschulabschluss nicht reicht. Kommunalreferent ist nun Axel Markwardt (SPD), Schwartz soll kommenden Mittwoch vom Stadtrat zum "zweiten Werkleiter", also zum Markthallen-Chef, bestimmt werden.

25 Kandidaten hatten sich um den Posten beworben, vier Bewerber haben sich am Donnerstag im Kommunalausschuss vorgestellt. Doch die Entscheidung für Schwartz war da eigentlich schon gefallen. Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD) hatte schon vor Monaten gesagt, sie habe Schwartz die Leitung des Referats zugetraut, also traue sie ihm auch die Leitung der Markthallen zu.

Ähnlich äußerte sich Grünen-Fraktionschefin Gülseren Demirel nach der Vorstellungsrunde. Boris Schwartz sei "ein Profi" - und der klare Favorit der Grünen. Auch Alexander Reissl (SPD) sagte, dass seine Fraktion die Entscheidung wohl mittragen werde.

Peinliche Personalpolitik

Politiker anderer Parteien sprechen Schwartz zwar eine große kommunalpolitische Kompetenz zu - trotzdem ist aus dem Rathaus scharfe Kritik an der Postenbesetzung zu hören. Die Rede ist von "einem abgekarteten Spiel", schon bei der Vorauswahl durch die Verwaltung sei "alles in die Richtung geschoben worden, dass es nur Boris Schwartz werden kann".

Andere halten die Personalpolitik der Stadt für peinlich: "Mit der Ausschreibung erzeugt die Stadt die Idee, dass sie wirklich jemanden sucht - obwohl das nicht so ist." Obwohl Boris Schwartz im Stadtrat überparteilich geschätzt wird, gibt es auch Politiker, die lieber einen der Konkurrenten zum Markthallen-Chef machen würden: Gerhard Harter etwa, der den Job derzeit kommissarisch macht. Oder einen Bewerber aus der freien Wirtschaft.

Grundsatzkritik übt Dagmar Henn (Linke): Sie stört, dass der Großmarkt ein Betrieb sein soll, der Gewinne erwirtschaftet, das diene nicht den Bedürfnissen der Stadt.

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