Münchner Flughafen:Wer muss umziehen? Wann heben die Flieger ab?

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Warum der Münchner nicht mit dem Londoner Flughafen vergleichbar ist, was schon passiert ist und wie es weitergeht - die wichtigsten Fragen in Kürze erklärt.

Dominik Hutter

Was genau soll im Erdinger Moos gebaut werden?

Das Symbol ist eindeutig: keine dritte Startbahn (Foto: Foto: SZ/Heddergott)

Im Mittelpunkt der Planung steht eine 4000 Meter lange und 60 Meter breite Betonpiste: die dritte Start- und Landebahn. Dazu gehören diverse Rollwege, auf denen die Flugzeuge - unter Umfahrung der bestehenden Nordbahn - nach zehnminütiger Tour die Vorfelder und Abstellpositionen erreichen können, sowie eine Feuerwache in unmittelbarer Bahn-Nähe.

Weniger bekannt ist, dass auch das östliche, also nahe dem Terminal 2 gelegene Vorfeld um 157 Hektar erweitert werden soll, damit dort mehr Flugzeuge abgestellt werden können. Der östliche Grenzzaun verschiebt sich um etwa 1500 Meter. Insgesamt wächst das derzeit 1560 Hektar große Flughafengelände um 970 Hektar an. Zum Vergleich: Der neue Flughafen Berlin wird 1470 Hektar groß, Frankfurt kommt aktuell auf 1900 Hektar.

Wofür benötigt man eine dritte Bahn - wo doch selbst London-Heathrow mit zweien auskommt?

Die Prognosen fürs Raumordnungsverfahren gehen davon aus, dass der Flughafen München, den Bau der dritten Startbahn vorausgesetzt, im Jahr 2020 gut 55 Millionen Passagiere abfertigen wird - selbst bei einem Verzicht stiege die Zahl noch auf 41,9 Millionen. Der Flughafen zählt damit zu den wachstumsstärksten Airports der Welt. Entscheidend für die Bahn-Kapazität ist aber die Zahl der Flugbewegungen - und die soll von jährlich rund 380.000 auf etwa 610.000 anwachsen. So viele Starts und Landungen könnte auch London-Heathrow, mit jährlich 68 Millionen Passagieren der größte Flughafen Europas, niemals auf seinen zwei Bahnen abwickeln.

London wird aber fast ausschließlich von sehr großen Maschinen angeflogen, die bei höherer Sitzzahl weniger Bahnkapazität fressen als die in München übliche Vielzahl kleiner Maschinen. Umweltschützer fordern daher, auf unnötige Inlandsflüge zu verzichten. Mit diesen Verbindungen allerdings "füttert" die Lufthansa ihre Interkontinentalmaschinen.

Wo liegt die dritte Start- und Landebahn? 1180 Meter nördlich der bestehenden Nordbahn - parallel verlaufend, aber um 2100 Meter nach Osten versetzt. Derzeit verläuft dort noch die Staatsstraße 2084 zwischen Freising und Erding, die dann verlegt wird.

Wie viele Menschen müssen zwangsabgesiedelt werden?

Finanzminister Kurt Faltlhauser (CSU) geht von 41 Menschen in den Orten Schwaigermoos und Attaching aus, die Haus und Grundstück für die Airporterweiterung räumen müssen. Dazu kommen 16 Mieter in Gebäuden, die bereits dem Flughafen gehören.

Welche Ortschaften sind besonders von Fluglärm betroffen?

In erster Linie der Freisinger Ortsteil Attaching und die östlich des Airports gelegene Gemeinde Berglern. Aber auch in Eittingermoos dürfte es deutlich lauter zugehen. Insgesamt 100 Grundstückseigentümer dürften künftig einer durchschnittlichen Lärmbelastung von 70 Dezibel oder mehr ausgesetzt sein - ihnen muss vom Flughafen ein Kaufangebot unterbreitet werden.

Wie weit ist die Planung?

Die Flughafengesellschaft, ermächtigt von ihren Gesellschaftern Freistaat, Bund und Stadt, hat im August 2006 das Raumordnungsverfahren bei der Regierung von Oberbayern eingeleitet. Untersucht werden zunächst vor allem überörtliche Belange, etwaige Konflikte mit anderen Planungen beispielsweise.

Eine Baugenehmigung steht erst am Ende des anschließenden Planfeststellungsverfahrens, bei dem auch die Bürger Gelegenheit zu offiziellen Einwendungen haben. Flughafen-Chef Michael Kerkloh hofft, im Jahr 2011 die ersten Flugzeuge starten zu lassen.

Gibt es schon ein Betriebskonzept?

In den Raumordnungsunterlagen ist vorgesehen, die dritte Bahn vor allem für Landungen und die bisherige Nordbahn überwiegend für Starts zu nutzen. Auf der Südbahn soll weiterhin beides gemischt stattfinden.

Wer bezahlt die Investition?

Der Flughafen selbst. Eine offizielle Kostenschätzung gibt es noch nicht, zu rechnen ist aber mit einem höheren dreistelligen Millionenbetrag.

Müssen demnächst auch die Abfertigungsgebäude erweitert werden?

Streng genommen reichen die Bauten bis zur Marke von etwa 50 bis 55 Millionen Passagiere aus. Die beiden Terminals sind allerdings ungleich ausgelastet - während sich das von der Lufthansa und ihren Partnern genutzte Terminal 2 langsam, aber sicher seiner Kapazitätsgrenze nähert, ist Terminal 1 nur zur Hälfte ausgelastet. Die Lufthansa will aber ihre Passagiere möglichst in Terminal 2 abfertigen und drängt daher auf einen Erweiterungsbau, den so genannten "Satelliten".

Wer will die Bahn, wer ist dagegen?

Die drei Flughafengesellschafter Freistaat, Bund und Stadt haben sich klar für den Bau der dritten Start- und Landbahn ausgesprochen - das betrifft sowohl die Vertreter der CSU als auch die der SPD. Die Grünen hingegen sind auf allen Ebenen gegen die Erweiterung . In den betroffenen Gemeinden rund ums Moos kämpfen aber durchaus auch CSU-Politiker gegen die neue Piste.

© SZ vom 2.10.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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