Münchner Filmfest-Partys:Was vom Glanze übrig blieb

Zwischen Kunst und Kommerz, Champagner und Protest: Was hat das Münchner Filmfest abseits des Kinos zu bieten? Ein Party-Bericht.

Bildern.

27 Bilder

Filmfest

Quelle: Ruth Schneeberger

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Zwischen Kunst und Kommerz, Champagner und Protest: Was hat das Münchner Filmfest abseits des Kinos zu bieten? Ein Party-Bericht in Bildern.

Um mit einer so altbekannten wie sich immer wieder aufs Neue beweisenden Weisheit aufzuwarten: In München bleibt man ja gerne unter sich. Das heißt, unter denen, die sich ähneln. Und von denen gibt es ziemlich viele: Wenn man sich am Rande, oder, je nach Gusto, im Herzen des Münchner Filmfestes tummelt, nämlich abseits der Filme auf den Filmfest-Partys, bieten sich auf den ersten Blick genau zwei Bilder:

Text und Bildauswahl: Ruth Schneeberger/sueddeutsche.de

Shocking Shorts Award 2011

Quelle: Getty Images

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Da wäre zum einen die zumeist blonde Prominenz  - oder was dafür gehalten wird: Ob beim "Shocking Shorts Award" am Dienstagabend in der Pathologie, wo Ex-Topmodel-Anwärterin und Ex-Dschungel-Bewohnerin Sarah Knappik noch einmal ein verlegenes "Zack die Bohne" für die aufgeregten Bildermacher auflegt und wo ...

Shocking Shorts

Quelle: Gert Krautbauer/Universal

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... die auf allen Partys immer gleichen Gäste für die Fotografen in immer neuen und immer schön abgestimmten Outfits vor Sponsorenwänden sich räkeln, um nebenan von fleißigen Namenseinholern nach ihrer Funktion befragt zu werden, wie ...

Im Bild: Natascha Grün und Isabell Edvardsson

Filmfest

Quelle: Ruth Schneeberger

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...  etwa am Montagabend in Münchens einst bestem "Stüberl" P1. Dort plauderten Ex-Fußballspieler-Frauen und Ex-Moderatorinnen in teils umwerfenden Outfits ...

Im Bild: Noch einmal Natascha Grün und Verena Kerth

Filmfest

Quelle: Ruth Schneeberger

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... oder bezaubernde Ex-Topmodel-Anwärterinnen und durchaus auch ein paar Castingshow-Gewinnerinnen auf der "Movie meets Media"-Party freundlich über ihre Zukunftsträume.

Im Bild: GNTM-Models Marie Nasemann und Sara Nuru

Filmfest

Quelle: Ruth Schneeberger

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Es geht, wie so oft in München, ums Sehen und Gesehenwerden, um die schöne Hülle, und das in möglichst großer Fülle, und darum, möglichst weit oben auf der zeitgenössischen Aufmerksamkeitswelle mitzuschwimmen, ...

Im Bild: Schauspielerin Sophie Adell

Filmfest München - Movie Meets Media

Quelle: dpa

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... daran zu erinnern, dass man noch da ist, ...

Im Bild: Schauspieler Heiner Lauterbach und Gattin Viktoria

Shocking Shorts

Quelle: Gert Krautbauer/Universal

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... und dass man auch abseits des Bewegtbildes existiert.

Im Bild: Moderatorin Annemarie Warnkross und Schauspieler Wayne Carpendale

Filmfest München - ZDF-Empfang

Quelle: dpa

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Was die Eltern so treiben, ...

Im Bild: Schauspielerin Senta Berger

Shocking Shorts

Quelle: Gert Krautbauer/Universal

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... und wie der Nachwuchs gedeiht, ...

Im Bild: Schauspieler, Regisseur und Senta-Berger-Sohn Simon Verhoeven

Eroeffnung des 29. Filmfests Muenchen

Quelle: dapd

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... von dem es in einer Stadt wie München auch innerhalb der Branche nie genug geben kann - das sind so die Themen auf Partys wie diesen, von denen es an den bewährten Orten der Isarmetropole seit Donnerstagabend und noch bis zum Sonntag täglich mehrere zu feiern gibt. Was das inhaltlich mit dem Filmfest zu tun hat? Nunja:

Im Bild: Schauspieler und Friedrich-von-Thun-Sohn Max von Thun

Filmfest München - Bavaria-Empfang

Quelle: dpa

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Das ist das zweite große Thema der Filmfest-Partys: Branchentalk unter Graumelierten. Wer dreht mit wem (die große Frage auf dem Bavaria-Film-Empfang am Dienstag im Künstlerhaus), welchen Schauspieler haben vor und nach welchem Casting Alpträume gequält und warum (wurde beim Empfang der Filmakademie in der neuen In-Location "Upside East" über den Dächern der Stadt vor einer traumhaften Kulisse wie für eine Raffaello-Werbung besprochen), welcher Produzent könnte sich mit welcher Newcomerin welchen neuen Film vorstellen und liegt das auch an ihrem neuen Kleid (heißes Eisen bei der Filmfest-Eröffnung am Freitag Abend im Bayerischen Hof) - und was ist zu tun, wenn man auf drei Partys gleichzeitig geladen ist? Das sind die drängenden Fragen. Die Zukunft des deutschen Films, die Digitalisierung der Bilder, der Einfluss von Fukushima, Osama und dem Arabischen Frühling auf das kommende Kino - wären das nicht die Themen, die hier eigentlich brennen dürften? Eher nicht. Schauspielerinnen, Synchronsprecher, Filmproduzenten und Pressesprecherinnen sind eben auch nur Menschen, die im Zweifel zu viel oder zu wenig arbeiten, und froh sind, wenn sie sich über ihre Alltsgproblemchen austauschen können. Hübsch aufgemotzt, versteht sich. Apropos Alltagssorgen:

Im Bild: Schauspielerin Gaby Dohm umd Produzent Wolfgang Rademann

Filmfest München

Quelle: A. Achmann

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Um nicht nur Glanz und Gloria des Showbusiness zu zelebrieren, sondern auch auf die Schattenseite der Filmindustrie aufmerksam zu machen, zeigten sich am Samstag einige der Schauspieler in selbst für ihren Beruf erstaunlicher Nacktheit:

Filmfest München

Quelle: A. Achmann

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Am Stachusbrunnen demonstrierten sie für bessere Arbeitsbedingungen - denn natürlich ist auch hier längst nicht alles Gold, was glänzt.

So zum Beispiel Andreas Guenther: "Es ist ungeheuerlich, dass wir über Jahre Höchstbeiträge in die Arbeitslosenversicherung zahlen, aber keinen Anspruch geltend machen können. Der Beruf des Schauspielers bietet keine sozialen Sicherungen. Wir bieten unsere Kunst tageweise, mal wochenweise, also befristet an und werden dabei als Angestellte gesehen, zahlen alle Pflichtbeiträge und das alles zu Höchstsätzen. Ist das Engagement zu Ende, fallen wir durchs Arbeitslosengeld-Raster. Es bedarf dringend einer Änderung der Gesetzes, alles andere ist eine Diskriminierung unseres Berufes."

Zu diesem Thema diskutieren am Freitag, 1. Juli, im Rahmen des Filmfestes in der Blackbox im Gasteig auch die Podiumsteilnehmer: Was passiert, wenn Kürzungen in den Produktionsbudgets, Einsparungen von Drehtagen und fehlende Tarifverträge dazu führen, dass die vermeintliche Traumfabrik zu einem Albtraum wird und sich Künstler mit geringem Verdienst und ohne wirtschaftliche Sicherheiten am Rande der Selbstausbeutung verdingen?

Insofern kann es ja nicht schaden, ...

Shocking Shorts

Quelle: Gert Krautbauer/Universal

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... wenn auf Partys wie diesen die Sponsoren auf der einen, die Künstler auf der anderen, die Produzenten mittendrin und drumherum Presse und Schaulustige möglichst viel miteinander reden. Dass es dann doch meistens eher um Äußerlichkeiten geht, ...

Filmfest

Quelle: Ruth Schneeberger

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... liegt gerade in München auch daran, dass sich der schöne Schein nun einmal gerne aufdrängt: Zu Anlässen wie den Shocking Shorts Awards, dem bisherigen Höhepunkt des Party-Marathons, ...

Filmfest

Quelle: Ruth Schneeberger

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... werden traditionell in liebevoller Detail- und Vorarbeit Deko- und Showeffekte geboten. Zum Genre Horror und zur Location Pathologie passende Speisen und Getränke heißen da Blutige Bete, Tote Grütze oder Shocking Shots und sehen auch so aus, und auf der Toilette spult ein Tonband schmatzende OP-Geräusche ab - um nur einige der Special Effects zu nennen.

Filmfest

Quelle: Ruth Schneeberger

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So dass man eben nur schwerlich über das Äußere hinwegsehen kann ...

Filmfest

Quelle: Ruth Schneeberger

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... oder will: Schließlich wird an diesem Abend auch traditionell ein Gewinner gekürt, der mit diesem Preis den Sprung nach Hollywood schaffen soll:

Shocking Shorts

Quelle: Gert Krautbauer/Universal

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Der Hamburger Nachwuchsregisseur Timo Pierre Rositzki war diesmal der sichtbar Glückliche, der für seinen Kurzfilm "Profil" den ersten Platz ...

Shocking Shorts

Quelle: Gert Krautbauer/Universal

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... der Jury erhielt. Das ist nicht nichts: Der Gewinner des ersten Shocking Shorts Award war im Jahr 2000 immerhin Filmemacher Florian Henckel von Donnersmarck, der bis heute betont,  dass der Hauptpreis, nämlich der Besuch des "Filmmasters Program" bei den Universal Studios in Hollywood, ihm maßgeblich Türen und Augen geöffnet habe für seinen späteren Erfolg - und auch für den Oscar. Rositzkis Kurzfilm jedenfalls ...

Shocking Shorts

Quelle: Universal

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... nennt sich "Profil" und dreht sich um eine Begegnung der so alltäglichen wie besonderen Art: Caro wird beim Shoppen von Thomas angesprochen, den sie angeblich von einer Party kennt. Es stellt sich heraus, dass dem nicht so ist und dass das nicht die einzige böse Überraschung sein wird.

Die Top Ten des Kurzfilm-Wettbewerbs, der sich um Horror, Thrill und Schauder aller Art rankt, werden an diesem Donnerstag bei der "Langen Nacht der Shocking Shorts" im Cinemaxx-Kino gezeigt.

Shocking Shorts

Quelle: Gert Krautbauer/Universal

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Gerade weil es in der Filmbranche eben nicht nur um Können, sondern auch um Kontakte, um Förderer und Entdeckte geht und darum, immer im Gespräch zu bleiben, ob nun miteinander oder übereinander, ...

Im Bild: GNTM-Model Barbara Meier

Shocking Shorts

Quelle: Gert Krautbauer/Universal

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... genau deshalb ist es für das Münchner Filmfest, abseits der großen Schwester Berlinale, wo es eher um das nationale Filmbewusstsein geht, so wichtig wie richtig, den Patienten Filmbranche immer wieder neu zu beleben ...

Filmfest München - CineMerit Award für Malkovich

Quelle: dpa

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... und am Leben zu erhalten. Auch wenn die Partys diesmal insgesamt eher schleppend verliefen, wenig getanzt und dafür umsomehr getalkt wurde: Charlotte Rampling und John Malkovich waren da, Veronica Ferres war mächtig stolz, im P 1 wurde gebechert und hofiert, was das Zeug hielt, und ein paar Momente für die Ewigkeit gab es auch:

Filmfest

Quelle: Lars Langenau

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Schauspielerin Sibel Kekilli etwa, zu abendlichen 32 Grad beim schwedischen Empfang am Wiener Platz in der Sonne sinnierend, ...

Filmfest München

Quelle: dpa

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... oder Thomas Doret, der kleine Hauptdarsteller des grandiosen Eröffnungsfilms "Der Junge mit dem Fahrrad" der belgischen Regie-Brüder Jean-Pierre (l.) und Luc Dardenne (r.): Der Rothaarige war schon zur feierlichen Eröffnungszeremonie des Filmfests so, wie man sich den Abschluss der diesjährigen Sause und insgesamt die Zukunft des Films nur wünschen kann: erfrischend, ein bisschen frech - und für seine vergleichsweise jungen Jahre schon sehr selbstbewusst.

© sueddeutsche.de/rus/wib
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