Münchner Bäder im Vergleich:Gutes Münchner Wasser

Es gibt praktisch nichts, was es nicht gibt: Biologisch gereinigtes Isarwasser, Wasserpilze und Ruhe für Morgenschwimmer - ein Streifzug durch die acht Münchner Freibäder.

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Es gibt praktisch nichts, was es nicht gibt: Wer frühmorgens vor der Arbeit seine Bahnen ziehen will, ist im Dantebad gut aufgehoben. Naturanhänger und Fans der Freikörperkultur können im frisch renovierten Freibad Maria Einsiedel in biologisch gereinigtes Isarwasser hüpfen - auch ohne Badeklamotten. Acht Freibäder betreiben die Stadtwerke München inzwischen, die Fangemeinde ist so gemischt wie der Charakter der Bäder selbst.

Ungererbad: Der Dauergast

Sobald die Sonne scheint, steigt Armin Feeser, 43, auf sein Radl und fährt von Freimann bis zum Ungererbad. Sein Erkennungszeichen, einen italienischen Liegestuhl, den er einst billig in einem Baumarkt erworben hat, braucht er dabei nicht dauernd hin und her zu schleppen. Denn Feeser ist Mieter eines Saisongepäckfachs. Und täglich Eintritt zahlen muss er auch nicht, bloß die Monatskarte vorzeigen.

Etwa 1992, erinnert sich Feeser, muss es gewesen sein, als er das Ungererbad entdeckte und sich so oft als möglich am Beckenrand niederließ. Seither sitzt er tagaus tagein an derselben Stelle: gleich vorne links am hinteren, großen Becken, und er genießt den Blick auf sauberes, glitzerndes Wasser. "Ich gehe nicht gerne zum See, weil ich Gras, Schlamm und Hunde nicht mag." Stattdessen liegt er hier in seinem lässigen Lehnstuhl und träumt vor sich hin. Und das, wenn es seine Zeit erlaubt, durchaus von morgens 9 Uhr bis nachmittags um 17 Uhr.

Den ganzen Tag über ernährt er sich von Wasser, Obst und den mannigfaltigen Eindrücken, die er hier geboten bekommt. Herumstolzierende junge Männer und Frauen zum Beispiel, die sich in dem als eine der heißesten Flirtlocations bekannten Ungererbad - man will ja schließlich auch flirten - ein bisschen produzieren. "Ja, die gibt's hier schon. Die Hormone werden halt durch die Hitze etwas angeregt."

Er selbst kann allerdings von solchen Erfahrungen nicht berichten. In 16 Jahren habe er keine einzige Frau am Beckenrand kennengelernt. Das heißt, Frauen habe er natürlich viele getroffen. All die weiblichen Stammgäste zum Beispiel, die mit ihm am Wasser liegen und mit denen er die heißen Tage plaudernd verbringt. Aber daraus wurde eben nicht mehr. "Ich bin dafür viel zu schüchtern", bekennt Feeser, obwohl er in seinem Tanga absolut nicht so aussieht. Aber den, erklärt er, habe er nur an, weil er wenig Stoff hat" und er somit schön braun werde.

Ohne Sonnencreme hält es jedoch selbst ein Bade-Profi wie Feeser nicht aus. Viele Marken hat er im Laufe der Jahre schon getestet und die drei besten Sorten immer dabei. Ebenso wie seine Lieblingsmusik, mit der er bei allzu hoher Geräuschkulisse, etwa durch Kindergeschrei im Nachbarbecken, die Umwelt ausblendet. "Ich bin ein großer Hardrockfan", erklärt er. Am liebsten höre er "Metallica". Um 17 Uhr aber ist Schluss. Dann kriegt er richtig Hunger und radelt schnell nach Hause.

Das Ungererbad auf maps.sueddeutsche.de

Ungererbad, Traubestraße 3; Angebot: drei Schwimmbecken, Erlebnisbecken mit Strömungskanal, Wasserpilz und 57 Meter langer Wasserrutsche, Sprunganlage, FKK-Bereich.

Text: Claudia Wessel Foto: Robert Haas

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Prinzregentenbad: Die Liegewiesen-Veteranen

Haben Sie sich schon überlegt, wie Sie Ihren Alltag nach dem Berufsleben gestalten wollen? Das pensionierte Ehepaar Elisabeth und Fritz Wehringer kann gute Ratschläge für die Zukunftsplanung geben: Seit vielen Jahren kommen sie tagtäglich in das Prinzregentenbad, "außer wenn es regnet" - und können es nur weiterempfehlen.

Am meisten überzeugt sind die Rentner von der "familiären Atmosphäre": "Da hinten ist der alte Tscheche, in der Ecke ist ein Kumpane von Boris Becker, die Gruppe hinter den Bäumen - das sind auch Freunde von uns", erzählt der 70-Jährige, der das Prinzregentenbad bald besser kennt als seine eigene Wohnung. "Die Bademeister sind nett, es gibt Sonne, genug Schatten, und die Stammgäste sind freundlich", lobt er das Bad.

Hierher kommt man also weniger zum Schwimmen als zum "Ratschen". Ein Blick auf die fast leeren Becken bestätigt die Vermutung. Drei verschiedene gibt es, eines für Kinder, eines mit 25 Meter Länge und ein weiteres ist mit Wasserpilzen, -schnecken und -strudeln bestückt. Was Schwimmsportler eher abschreckt, ist für den Rentner ebenso wie für Familien ein kleiner Traum. "Ich komme sehr gerne hier hin. Da habe ich meine Ruhe und kann ein bisschen hin und her schwimmen", sagt Elisabeth Wehringer.

Die meiste Zeit aber liegt der klassische Besucher des Bades gemütlich im Camping-Liegestuhl, es sei denn er ist jünger als zehn. Dann ist er irgendwo zwischen Rutschbahn und Kletterwand unterwegs. Offenbar kommen Jung und Alt gut miteinander aus. "Obwohl das hier ein Familienbad ist, stören die Kinder überhaupt nicht", sagt Fritz Wehringer. Dies hänge auch mit der Aufteilung des Bades zusammen, die dem Umbau im Jahre 2001 zu verdanken sei. Vor der Renovierung tummelten sich alle Besucher auf einem Platz und störten sich dabei manchmal gegenseitig: "Jugendliche, Kinder und Sportler teilten sich alle ein Becken", sagt der Rentner. Jetzt dagegen sind die Becken nach den Interessen ihrer Klientel aufgeteilt.

Der Kinderbereich ist eigens ein wenig von den anderen Bereichen abgerückt. "Da können die spielen und ihren Spaß haben, und wir können trotzdem schlafen", sagt Elisabeth Wehringer. An Wochenenden, so berichten beide, ist hier in dem eher kleinen und gemütlichen Schwimmbad allerdings nicht mehr viel Platz. "Da muss man schon manchmal ein bisschen schubsen, um schwimmen zu können", sagt Elisabeth Wehringer und lacht dabei wie ein junges Mädchen.

Wenn sie keine Lust mehr auf Schwimmen, Sonnen oder Liegen haben, gehen sie einfach in das Restaurant. "Da müssen Sie einen Blick in die Speisekarte werfen. Das Essen ist gut und auch nicht teuer", sagt Fritz Wehringer. Angesichts der beiden ist eines jedenfalls Gewiss: Das Prinzregentenbad wird nicht langweilig. Fest steht für das Ehepaar allemal: Langweilig ist es ihnen im Prinzregentenbad noch keinen einzigen Tag geworden.

Das Prinzregentenbad auf maps.sueddeutsche.de

Prinzregentenbad, Prinzregentenstraße 80; Erlebnisbecken mit Strömungskanal und Nackenduschen, Kleinkinderbecken, Sprunganlage, 50 Meter Rutsche

Text: Sarah Wessel Foto: Andreas Heddergott

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Schyrenbad: Der Gute-Vorsätze-Krauler

Schatten unter alten Bäumen, weitläufige Wiesen, ein Schwimmbadkiosk der denkmalwürdigen Art, die Luft kühl von der nahen Isar, im Hintergrund leuchten die alten Fassaden der Au in der Abendsonne. Das ehrliche Schyrenbad ist für Nostalgiker trotz einiger verwerflicher und sehr teurer Umbauten immer noch das Schönste seiner Art und an sehr warmen Tagen sogar bis acht Uhr offen.

Das macht die Sache schwierig für den Gute-Vorsätze-Schwimmer. Er sieht sich selbst als den Typ Mann, der nach harten Tagen am Schreibtisch abends noch heroisch 1000 Meter schwimmt, der die altmodischen Einrichtungen der Stadt noch zu würdigen weiß, es weit unter seiner Würde betrachtet, je eines dieser albernen Spaßbäder zu betreten, kurz: als einen, der im Schyrenbad genau am richtigen Ort ist.

Seltsam nur, dass er das Bad nur sehr selten von innen gesehen hat. In seinen Vorsätzen schwimmt er fast täglich hier, härtet seine Muskeln zu Stahl, entspannt seinen Geist, lässt sich beim Schwimmen treiben von seinen Gedanken, dem Rauschen der Blätter und dem fröhlichen Geschrei der Kinder im Planschbecken (falls sie nicht wieder auf der ebenfalls neuen Großrutsche verunglücken). Heute könntest du ins Schyrenbad gehen, so denkt er in der Früh beim Aufwachen. Es ist ganz nah. Aber leider sind die Hindernisse so groß.

Wo hat sie bloß wieder seine Badehose hingeräumt? Passt die Hose überhaupt noch? Ist im Büro nicht doch zu viel Arbeit? Ist er nicht eigentlich viel zu müde? Hocken die Jungs abends nicht längst beim Griechen? Ist das Bad dann nicht viel zu voll? Verträgt er beim Schwimmen die Sonne an heißen Tagen, die erbarmungslos auf seinen vom Haupthaar nur noch partiell bedeckten Schädel brennt? Es ist Sommer in München. Man sollte mal wieder ins Schyrenbad gehen.

Das Schyrenbad auf maps.sueddeutsche.de

Schyrenbad, Claude-Lorrain-Straße 24, Bäder-Hotline 01801/796223. Angebot: Breitwasserrutsche, Sprudelliegen, "Qi Gong" bei gutem Wetter jeden Donnerstag von 10.15 bis 11 Uhr.

Text: Joachim Käppner Foto: Andreas Heddergott

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Georgenschwaige: Die Zeitreisenden

In manchen Freibädern kann man eine Zeitreise machen. Mit dem Durchschreiten des Drehkreuzes wirbelt man zurück in die Kindheit, in die Zeit der Wasserbomben, der brennenden Chlor-Augen, in die Zeit, als im Nogger-Eis noch eine Karamell-Füllung war und man am Kiosk wegen Essschnüren und Schaum-Mäusen anstand.

Die Georgenschwaige ist eines dieser Bäder, die sich in 30 Jahren kaum verändert haben. Kinderbecken, Schwimmerbecken, Kiosk, fertig. Kein Brimborium. Manche mögen es gerade deshalb. Und Schwimmer können hier in Ruhe ihre Bahnen ziehen. Auch Tester Quentin, acht Jahre alt, findet die Georgenschwaige "super" - vor allem die Schlangenrutsche und das Sprungbrett.

Nicht so toll findet er, dass in dem einen Becken Schwimmer sind, die immer ihre Bahnen schwimmen. "Das ist total langweilig." Auch das Trampolin, das es früher hier gab, fehlt ihm. "Und ein Becken, in dem man so im Kreis schwimmen kann wie im Ungererbad, wäre schön." Seine Mutter liebt das Bad, weil sie hier schon ihre Kindheit verbracht hat. "Für mich muss ein Freibad auch nicht so supermodern sein. Hauptsache, es ist sauber, und das ist es hier. Nur das Pommesfett im Kiosk könnte öfter gewechselt werden."

Das Freibad Georgenschwaige auf maps.sueddeutsche.de

Freibad Georgenschwaige, Belgradstraße 195; Angebot: 50 Meter Sportbecken, 25 Meter-Nichtschwimmerbecken, Plantschbecken, Kinderrutschen

Text: Birgit Lutz-Temsch Foto: Stephan Rumpf

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Dantebad: Der Frühsportler

Morgens 7.30 Uhr am Dantebad. Hier warten die echten Frühschwimmer - und zwar zehn Minuten bevor sich die Pforten öffnen, damit sie garantiert jeden Zug im Schwimmbecken vor der Arbeit auskosten können. Marco Treiber gehört zwar nicht ganz zu dieser Kategorie, aber auch ihn treibt es morgens des öfteren ins Dantebad: Der 34-jährige Diplomingenieur schätzt das freundliche Ambiente des Schwimmbades und als "Gelegenheits-Frühschwimmer" das 50-Meter-Becken.

Vermutlich hängt es mit der frisch sanierten Tribüne neben dem Stadionbecken und den abgebildeten Olympiakreisen zusammen, dass hier eine sportliche Atmosphäre herrscht: Morgens um acht Uhr sind die Becken schon gut gefüllt, für die ganz fleißigen Sportler sind zwei Bahnen zum Kraulen und Rückenschwimmen abgetrennt. Der gewöhnliche Brustschwimmer teilt sich den größeren Teil des Beckens mit den anderen ambitionierten Frühaufstehern. Für Marco Treiber, der weder Hardcore-Sportler noch reiner Genussschwimmer ist, ist die Entscheidung für einen der beiden Bereiche nicht ganz leicht: Entweder ist Zickzackschwimmen angesagt oder er muss sich mit drängelnden Schnellschwimmern arrangieren.

Trotzdem kommt Treiber gerne ins umgebaute Dantebad: "Nach der Renovierung sind die Räumlichkeiten schön geworden. Und der neue Spielbereich ist gut für meine Tochter." An den Wochenenden planscht die Vierjährige am liebsten in der Wasserschnecke, für die sich aber auch andere Altersgruppen begeistern: Manche lassen sich zehn oder zwanzig Runden von dem Wasserstrom im Kreis treiben. Marco Treiber interessiert sich um diese Uhrzeit eher weniger für die vergnüglichen Dinge, die es Dantebad gibt: Rutschbahnen, Liegewiesen, Tischtennis oder Bodenschach. Für ihn ist wichtiger, dass er seinem Morgensport in dem beheizten Freibad auch im Winter nachgehen kann: "Wenn es draußen kalt ist, ist es hier besonders schön", schwärmt er. Das Dantebad bietet also wenigstens einen Grund, sich auf den Winter zu freuen.

Das Dante Sommerbad auf maps.sueddeutsche.de

Dante-Freibad, Postillonstraße 17. Angebot: Ein Erlebnisbecken (ca. 30 Grad) mit Strömungsrondell und Sprudelliegen, Kinderspielbereich, zwei 50-Meter-Becken, Massagen, Trampolin.

Test: Sarah Wessel Foto: Andreas Heddergott

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Michaeli-Freibad: Die Unentwegten

Morgens die Bahnenzieher, nachmittags die Beckenplantscher. Das Michaeli-Freibad hat Schwimmgäste in allen Kategorien. Die drei treuesten ziehen in dem Bad im Münchner Osten "schon immer" ihre Runden. Jeden Morgen, punkt 9 Uhr, steigen Charlotte Doll, 82 Jahre alt, Sylvia Weusten, 67, und Karin Eckart, 74, (von rechts nach links) ins Schwimmerbecken. Dann beginnt ihr Training. Tägliche Distanz: mindestens 1000 Meter. "Ich komme vom Meer, ich brauche das Wasser", sagt Charlotte Doll. "Ist gut für die Venen", meint Karin Eckart. "Das Ratschen kommt nicht zu kurz", sagt Sylvia Weusten. Dann lachen sie, stoßen sich ab und weiter geht's. Nach Charlotte Doll könne man seine Uhr stellen, sagt ein Bademeister. Die ziehe ihre Runden wie ein Uhrwerk.

Seit seiner Eröffnung ist das Freibad mehrmals umgebaut worden, das letzte Mal im Jahr 2000. Die Anlage bietet einen Badespaß, der fast alle Wünsche erfüllt: das 50-Meter-Becken für die drei kraulenden Damen, ein Erlebnisbecken mit Wasserpilz und Strömungskanal für Jugendliche, die Abkühlung vom Volleyball- und Fußballspielen suchen, sowie Sprungtürme und Massagedüsen. Auf den Liegewiesen gibt es zwei Beachvolleyballplätze, einen Fußballbereich und sogar einen abgetrennten FKK-Teil. Die Kleinsten rutschen im Rüssel eines Mini-Elefanten in das Kinderbecken.

Die verschiedenen Bereiche des Freibads schätzen die drei Damen auch am meisten: "Die Tober können ins Spaßbecken und wir hier in Ruhe unsere Runden drehen", lautet die einstimmige Meinung. Lobenswert seien auch die geräumigen Umkleiden und die netten Bademeister. Die kennen die drei Damen bereits alle mit Namen. Auch wenn an warmen Tagen bis zu 9000 Besucher ins Bad strömen, wirkt das Michaeli-Freibad, zumindest am Morgen, wie eine eingeschworene Gemeinschaft aus Personal und Gästen.

Jeden Mittwoch schwimmen die Damen nicht nur, sondern machen auch Gymnastik auf der Liegewiese. "Fast keine Männer", schwärmt Karin Eckart. "Sehr entspannt". Charlotte Doll hat noch einen anderen Favoriten im Bad: die 40 Meter lange Wasserrutsche. Natürlich sei sie da schon einmal drauf gewesen! Das sei doch das beste am Michaeli-Freibad.

Das Michaeli Freibad auf maps.sueddeutsche.de

Michaeli-Freibad, Heinrich-Wieland-Straße 24, 81735 München; Erlebnisbecken mit Sprudel, Trampolin, bis 15.September: mittwochs von 10.15 Uhr-11 Uhr Gymnastik auf der Liegewiese (bequeme Kleidung, Matte oder Handtuch selbst mitbringen)

Text: Christine Auerbach Foto: Andreas Heddergott

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Maria Einsiedel: Die Naturnahen

Grün schimmert der neue Schwimmteich, den der kleine Martin gleich einmal mit Vergnügen testet. Er ist zwar relativ klein, aber umso attraktiver. Das Sommerbad Maria Einsiedel an der Zentralländstraße in den Isarauen ist aufgrund seiner traumhaften Lage das schönste der acht Münchner Freibäder - und jetzt können sich die Besucher noch über einen weiteren Vorzug freuen. In den vergangenen neun Monaten haben die Stadtwerke für 3,3 Millionen Euro das Schwimmer-Areal zum ersten "Naturbad" Münchens umgestaltet. Technisch aufwendige Systeme zum Filtern und Desinfizieren des Wassers sind nicht notwendig, die Reinigung erfolgt auf biologische Art und ohne Chemie.

Schon der erste Blick auf die umgestaltete Becken-Landschaft zeigt den Unterschied zu "normalen" Bädern. Dort schimmern die Wasserflächen bläulich, in Maria Einsiedel sind die Becken mit grünlicher Folie ausgekleidet. So entsteht der Eindruck, man schwimme in einem See. Am Rand des Geländes finden die Badegäste auch einen neuen bepflanzten Kiesteich. Dort und in zwei weiteren Filtern unter den Liegewiesen findet die Reinigung des Wassers durch Mikroorganismen, Kleinstlebewesen und Wasserpflanzen statt. Schweb- und Schmutzpartikel werden in mineralische Salze umgewandelt. Das saubere Wasser fließt in den Schwimmteich zurück.

Die Qualität sei besser als in einem Badesee, sagt Stadtwerke-Chef Kurt Mühlhäuser. Der spürbare Unterschied: In Maria Einsiedel beträgt die Wassertemperatur 22 Grad, in den anderen Freibädern liegt sie bei rund 24 Grad. Das städtische Gesundheitsreferat überwache das Wasser genau, berichtet die Bäderchefin der Stadtwerke, Christine Kugler.

Dass ein Naturbad mit beträchtlichem Aufwand verbunden ist, liegt also auf der Hand. Dabei diskutierte man noch vor einigen Jahren, ob Maria Einsiedel überhaupt erhalten bleiben soll. Eine Alternative wäre ein frei zugängliches "Bad im Park" gewesen, das aber dann die Stadtwerke nicht mehr unterhalten hätten. Die Idee eines Naturbads war nie ganz vom Tisch, da von den Kunden immer wieder "chlorfreies Baden" gefordert wurde.

Eine von den Stadtwerken in Auftrag gegebene Studie zeigte, dass man die biologische Wasseraufbereitung in dem relativ kleinen Bad Maria Einsiedel realisieren kann. In anderen Freibädern sei dies wegen der weitaus höheren Besucherzahlen nicht möglich, so Mühlhäuser. Der Flächenbedarf für die Wasseraufbereitung wäre zu groß. Eine Umstellung aller Sommerbäder auf "Chlorfreiheit" kommt daher nicht in Frage.

Seit 1899 besteht das idyllisch gelegene Bad Maria Einsiedel mit seinen alten Bäumen und dem Isarkanal, der das Gelände durchzieht. Die letzte umfangreiche Sanierung habe im Vorfeld der Olympischen Spiele von 1972 stattgefunden, berichten die Stadtwerke. Jetzt ist man stolz darauf, das 100. kommunale Naturbad in Deutschland zu sein. Norbert Deppisch von der Deutschen Gesellschaft für naturnahe Badegewässer überreichte Stadtwerke-Chef Mühlhäuser einen speziellen Rettungsring, um ihn im Club zu begrüßen. Europaweit gibt es inzwischen rund 200 Naturbäder.

Das Maria Einsiedel Naturbad auf maps.sueddeutsche.de

Naturbad Maria Einsiedel, Zentralländstraße 28; Angebot: 50m-Schwimmerbecken, das mit einem sechs Meter breiten Kanal mit dem Nichtschwimmerbereich verbunden ist, großzügiger Kinderplanschbereich, bis September von 9 bis 18 Uhr geöffnet, an heißen Tagen bis 20 Uhr.

Text: Alfred Dürr Foto: Alessandra Schnellnegger

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Westbad: Die Profis

Im Westbad schlängelt sich eine 64 Meter lange Wasserrutsche ins Kinderbecken, und daneben ziehen die Schwimmer im 50-Meter-Becken ihre Bahnen. In der Badewanne des Westens ist so viel Platz auf der riesigen Liegewiese, dass es selbst in den Ferien nie zu eng wird.

Julia, elf Jahre, hat hier viel Spaß. "Am besten finde ich das Drei-Meter-Sprungbrett. Ich mag das 50-Meter-Becken, weil ich gern schwimme. Ich bin nämlich im Schwimmverein und Vize-Kreisjahrgangsstufenmeisterin geworden", erzählt sie. Nur ein Fünf-Meter-Sprungturm fehlt. Und auf dem Spielplatz gebe es eigentlich nur Sachen für kleinere Kinder.

Ihrer Mutter gefällt das 50-Meter-Becken - "da macht das Schwimmen gleich viel mehr Spaß". Auf der großen Wiese verteilten sich die Leute gut. "Man könnte aber noch ein paar mehr Holzdecks als Liegefläche bauen - denn gerade zu Beginn der Saison sind die Wiesen oft noch feucht und kühl, da liegt man auf dem Holz besser. Oder so Plastikliegestühle wie im Hallenbad wären toll."

Das Westbad auf maps.sueddeutsche.de

Westbad, Weinbergerstraße 11; Angebot: drei Schwimmbecken, Erlebnisbecken, Bodenschach, Trampolin, Beach-Volleyball-Anlage und Fußballwiese, täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet

Text: Birgit Lutz-Temsch Foto: Stephan Rumpf

(sueddeutsche.de/af)

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