Der Preisdruck in der Altstadt ist enorm - und doch haben sich im Münchner Zentrum viel mehr kleinere Geschäfte halten können als in anderen deutschen Großstädten. Sie schaffen es, in ihren speziellen Nischen zu überleben, trotz aller Probleme, mit denen sie kämpfen. Ein Besuch bei Friseuren, Badausstattern, bei Müllern, Hoteliers und anderen Traditionshändlern, die der Altstadt immer noch ihr ganz besonderes Flair verleihen.
200, 30, 10 - es ist eine Zahlenspielerei, aber für Stefan Grosse hat sie einige Bedeutung: Genau 200 Jahre alt ist sein Hotel Blauer Bock, seit 30 Jahren arbeitet der Hotelier in München, seit zehn Jahren gibt es im Blauen Bock auch das Hotelrestaurant mit Spitzenkoch Hans Jörg Bachmeier. Grosse ist ziemlich gut gelaunt an diesem Morgen. Die Sonne scheint warm, er stellt die gerade neu gekauften Korbstühle vor dem Hotel am Sebastiansplatz auf. Die Sommersaison hat endlich begonnen. Und nun sind es nur noch ein paar Monate, bis Grosse eine jahrelange Sisyphusarbeit überstanden haben wird: die Generalsanierung des mittelalterlichen Gebäudes mit seinen 77 Räumen. "Jetzt werden die letzten 40 Zimmer neu gestaltet", sagt der 50-Jährige. Gestemmt hat Grosse die Generalsanierung mit Hilfe der Münchner Gewofag.
Jahrelang haben seine Hotelgäste fast unbemerkt in einer Baustelle gelebt. Die Gäste kamen trotzdem immer wieder. "Wir haben einen ganz tollen Stamm an Honoratioren, die dem Hotel seit 40, 50 Jahren die Stange halten." Aber auch die Mischung macht es, dass der Betrieb läuft. Natürlich gibt es Geschäftsleute, die die Innenstadtlage schätzen, es kommen aber auch viele Individualreisende und Familien. Für alle hat Grosse spezielle Angebote: günstige Zimmer mit Etagenbad, spezielle für Familien und anspruchsvolle Räume. Wenn in München wieder eine große Messe stattfindet, hebt auch Grosse die Preise an, allerdings nicht wie andere Hotels um bis zu 300 Prozent. Das bunte Publikum ist sicherlich ein Grund neben der traumhaften Lage, weshalb das Hotel beliebt ist. Der andere: ein ziemlich gut gelaunter Chef.
Text: Thomas Anlauf