Münchens Sicherheitskonzept für die Wiesn:Der Zaun ist keine Lösung - aber ein neues Problem

Hanitzsch-Karikatur für MRB-Forum 29.8.

SZ-Zeichnung: Dieter Hanitzsch

SZ-Leser sehen die Veränderungen kritisch und vergleichen die Festwiese jetzt sogar mit Gehegen im Tierpark Hellabrunn

"Taschenverbot auf der Wiesn" vom 18. August, "Weniger Wiesn-Besucher erwartet" vom 25. August und das neue Münchner Oktoberfest-Sicherheitskonzept:

Weiterleben wie bisher

Das Rucksackverbot ist nachgerade lächerlich. Wenn jemand einen gefährlichen Gegenstand verstecken will, findet er andere Gelegenheit: Kinderwägen, Handtaschen, Aktentaschen, Einkaufstüten. Neben dieser "Angstmach"-Verordnung ist auch das Einzäunen der Wiesn eine Überreaktion. Die Folge: Absagen und Stornierungen. Und ein mulmiges Gefühl bei den Besuchern, die sich dann auch noch mutig fühlen werden. Kriminelle Taten können sich überall ereignen, wie wir gesehen haben. Die Täter werden sich ins Fäustchen lachen zu erleben, welche weitgehenden Folgen ihre Taten sonst noch haben. Weiterleben wie bisher - das wär' meiner Ansicht nach die bessere Reaktion. Anne Vester, München

Schlechte Terminabsprache

Ich verstehe nicht, warum das für den 1. Oktober geplante Fußballspiel des FC Bayern nicht in die darauffolgende Woche verlegt wird. Das Spiel am Eröffnungssamstag wurde ja auch auf den Mittwoch in jener Woche vorverlegt. Die Polizei hat wahrlich genügend zu tun - sehr unsensibel! Horst Müller, München

Lehren aus Duisburg

Ich möchte nicht wissen, wie von der Leitung des Oktoberfestes sichergestellt wird, dass bei einer ausbrechenden Panik und der vollständigen Umzäunung des Festivalgeländes niemand zu Schaden kommt. Millionen von zum Teil sturzbetrunken Gästen sollen wohl geregelt die circa zehn Ausgänge finden und benutzen. Ich befürchte, dass das Unglück bei der Loveparade in Duisburg im Vergleich dazu eine harmlose Übung war. Rüdiger Bergmann, Augsburg

Abschottung und Misstrauen

Der öffentliche Raum ist die Grundlage und Vorbedingung für eine freie, offene Gesellschaft. Wird der öffentliche Raum beschränkt und gemaßregelt, ist das genau das Gegenteil der vielbeschworenen abendländischen ("Leit")-Kultur. Wenn selbsternannte Sicherheitsexperten auf alles, was sie als Problem wahrnehmen, mit der Errichtung eines Zauns antworten, so spricht vielleicht gerade daraus die Haltung, die erst die Unsicherheit aufwirft. Ein Zaun ist immer Teil des Problems und nie Teil einer Lösung. Ausgrenzung und Abschottung, Misstrauen und Reglementierung sind seit je her Kennzeichen überlebter Gesellschaften. Oder sogar die Ursache für ihren verdienten Niedergang. Freiheit ist ein teures Gut, das nur in einer Umgebung von Vertrauen und Gegenseitigkeit gedeiht. Wer der Allgemeinheit den öffentlichen Raum entzieht und den Protest dagegen unterbindet, gefährdet unsere öffentliche Ordnung! Andreas Paul Schulz, München

Gruß aus Hellabrunn

Was ist der Unterschied zwischen Hellabrunn und der Wiesn? - In Hellabrunn sind nur die Tiere eingezäunt. Reinald Lueke, Bad Wörishofen

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