Münchens Polizeipräsident Andrä:Blitzvisite im Kosovo

Hubertus Andrä.

Polizeipräsident Hubertus Andrä hat drei Münchner Beamte auf EU-Mission im Kosovo besucht.

(Foto: Stephan Rumpf)

Seit einem halben Jahr ist Hubertus Andrä Münchens oberster Polizeichef. Sein Ziel: Alle Beamten persönlich kennenlernen. Deshalb musste er nun in den Kosovo jetten.

Von Susi Wimmer

Für einen neuen Polizeipräsidenten ist es Usus, sein Gäu kennenzulernen, sich bei seinen Beamten vorzustellen, einzelne Abteilungen und Inspektionen zu besuchen. Hubertus Andrä, seit 1. Juli oberster Polizeichef der Landeshauptstadt, hat bereits eine Reihe von Antrittsbesuchen hinter sich gebracht. Und sogar schon einen Antrittsflug: Für einen eintägigen Blitzbesuch jettete er nach Priština, um die drei Münchner Polizisten zu treffen, die im Rahmen der Eulex-Mission zurzeit in Kosovo stationiert sind.

Am einen Nachmittag hin, am nächsten zurück: "Wenn sich zeitlich eine Lücke im Terminkalender auftut, dann kann man das schon machen", sagt Andrä. Er habe den drei Beamten mit seinem Besuch das Gefühl geben wollen, "dass man sie nicht vergisst". Für ein Jahr haben sich die Polizisten freiwillig gemeldet. Ein 39-jähriger Beamter der Münchner Verkehrspolizei, ein 36-jähriger Kripo-Mann und ein 45-jähriger Inspektionsbeamter sollen ihre Kollegen in Kosovo "monitoren", wie Hubertus Andrä sagt. Im Rahmen der europäischen Mission sind derzeit an die 2000 Polizisten, Richter, Gefängnisaufseher und Zollbeamte nach Kosovo entsandt, um zu beobachten und beim Aufbau des Landes zu helfen.

Einer der Münchner Beamten ist in einer Polizeistation an der Grenze eingesetzt. Es sei "eine sehr sensible Aufgabe, die Fingerspitzengefühl erfordert", sagt der Polizeichef. Man wolle die Polizisten dort an den europäischen Standard heranführen. Ein Beispiel: Während in München die Beamten einer Inspektion draußen auf Streife sind, Präsenz zeigen und bei Bedarf gleich eingreifen, sitzen die Polizisten in Kosovo auf der Polizeistation und warten, bis etwas passiert. Und natürlich gehören neue Kripo-Methoden wie DNS-Analyse ebenfalls zum Fortbildungsprogramm für die Kollegen in Priština.

Ohne ihre Familien sind die Münchner auf ihrem Sondereinsatz. Sie verrichten zusammen mit ihren ausländischen Kollegen ganz normalen Dienst, leben in angemieteten Wohnungen und müssen sich den örtlichen Gegebenheiten anpassen. Das heißt: Mal fällt der Strom aus, dann auch mal die Heizung, "ein Honigschlecken ist das sicher nicht", erzählt Andrä. Bevor das Trio nach Kosovo entsandt wurde, musste es ein Auswahlverfahren durchlaufen und eine zusätzliche Ausbildung absolvieren. "Die Beamten müssen natürlich kulturelle und geschichtliche Hintergründe kennen, gute Englischkenntnisse vorweisen - und sie müssen auch über die Sicherheitslage dort informiert sein."

Wie Andrä bei seinem Besuch erfuhr, fühlen sich seine Kollegen sicher, "wenngleich deutlich mehr Schusswaffen und Sprengstoffe dort im Umlauf sind". Da könne es schon mal vorkommen, dass auf offener Straße herumgeschossen werde - zum Beispiel als Freudenfeuer. Der zweite Komplex der Eulex-Mission umfasst die Aufklärung von Korruption, Kriegsverbrechen, organisierter Kriminalität. "Die Spezialisten aus der EU genießen dort hohen Respekt", erzählt Hubertus Andrä. Und vor allem auch die bayerischen Beamten seien dort hoch angesehen. Nur zum Vergleich: Die bayerische Polizeiausbildung dauert zweieinhalb Jahre. In Kosovo sind zwei mal drei Monate eingeplant.

Die Eulex-Mission soll Mitte 2014 enden. Bis dahin, so hofft Andrä, könne man sicher persönliche Kontakte aufbauen und eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit fördern für die Zukunft. "Die Beamten haben sich über meinen Besuch sehr gefreut." Der Einsatz dort sei für sie sehr spannend, "sie sind überzeugt von ihrer Arbeit" - und jetzt freuen sich die drei erst mal auf ihren Weihnachtsurlaub daheim.

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