München/Neubiberg:Fünf Traglufthallen in zwei Gemeinden

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Die Regierung von Oberbayern plant im ehemaligen Haus des Luftwaffenmusikkorps eine Dependance der Münchner Aufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge. Daneben sollen Gebäude des Landkreises stehen

Von Martin Mühlfenzl, München/Neubiberg

Der Landkreis plant auf dem Areal der Universität der Bundeswehr in Neubiberg und Unterhaching die Errichtung weiterer Traglufthallen zur Unterbringung von Flüchtlingen. Die Behörde hat sich mit einen Amtshilfeersuchen an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) gewandt und um die Überlassung einer Liegenschaft gebeten, die sich auf Unterhachinger Gemeindegebiet befindet. Konkret geht es um das Gebäude, in dem das Luftwaffenmusikkorps der Bundeswehr untergebracht war sowie die daneben befindlichen Flächen.

In Absprache mit der Regierung von Oberbayern äußert der Kreis diesen Wunsch. Die Regierung plant, in dem bereits bestehenden Gebäude eine Dependance der Aufnahmeeinrichtung der Landeshauptstadt aufzubauen; der Landkreis indes will auf dem Gelände bis zu drei Traglufthallen oder Hallen in Leichtmetallbauweise errichten. Das Landratsamt spricht von bis zu 1100 zusätzlichen Unterkunftsplätzen auf dem Areal.

Der CSU-Landtagsabgeordnete und stellvertretende Landrat Ernst Weidenbusch hat die Bitte an die Bundesanstalt in Absprache mit Landrat Christoph Göbel (CSU), der im Urlaub ist, auf den Weg gebracht. Die Verhandlungen mit der Bima liefen bereits seit geraumer Zeit, bestätigt Weidenbusch: "Das wir am Dienstagabend mit der Information rausgegangen sind, liegt daran, das wir am Nachmittag gegen 17 Uhr das Okay von der Regierung von Oberbayern bekommen haben." Die Behörde habe ihr grundsätzliches Interesse an einer Dependance geäußert. Dass der Gang an die Öffentlichkeit mit den am Mittwochnachmittag vom Bundesinnenministerium veröffentlichten neuen Flüchtlingsprognosen zusammenhänge, bestätigte Weidenbusch nicht. Aber: "Wir müssen handeln, der Druck auf den Landkreis und die Stadt ist enorm." Wohl auch deshalb drückt der Landkreis derart aufs Tempo: "Wir wollen mit dem Projekt unbedingt vor dem Winter fertig sein", sagt der stellvertretende Landrat, "denn lieber haben wir dann eine Überkapazität, als dass wir Notmaßnahmen meistern müssen."

Bekommen der Landkreis und die Regierung von Oberbayern das Plazet der Bima für die Unterbringung auf dem Gelände der Bundeswehruniversität werden Unterhaching und Neubiberg gemeinsam einen Großteil der Schutzsuchenden im Landkreis München aufnehmen. Denn in unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich auf Neubiberger Gemeindegebiet am Ostende des Landschaftsparks Hachinger Tal bereits eine Traglufthalle mit einer Kapazität für bis zu 300 Flüchtlinge; im September wird der Kreis auf Unterhachinger Flur eine weitere Traglufthalle errichten. Kommen dann drei Traglufthallen auf dem Areal der Universität sowie die Münchner Dependance hinzu, könnten bis zu 1700 Menschen eine vorübergehende Bleibe finden.

Unterhachings Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) überraschen die Pläne des Landratsamtes nicht; allerdings weist er darauf hin, dass seine Gemeinde bisher nicht in das Vorhaben eingebunden worden sei: "Es geistern ja angesichts der Zahlen viele Pläne durch den Raum. Aber bisher wurde mit uns konkret über diesen Standort nicht gesprochen." Klärungsbedarf gebe es aber genug, sagt Panzer, ebenso wie Verbesserungen bei der Kommunikation zwischen Landratsamt und Kommunen: "Wenn diese Form der Unterbringung kommen soll, müssen wir erarbeiten, wie die Zelte oder Hallen etwa an Strom, Wasser oder den Kanal angeschlossen werden sollen." Ausschließen will Panzer das Bundeswehr-Areal nicht: "Es kann sein, dass das der ideale Standort ist."

Den erkennt an dieser Stelle auch Weidenbusch, er sagt, dass noch viel Fragen geklärt werden müssten - "mit den Gemeinden, mit der Universität. " Allerdings hat er die Bauabteilung im Landratsamt damit beauftragt, den möglichen Einsatz von Hallen in Leichtmetallbauweise zu prüfen: "Wir sollten diese Möglichkeit wegen der dickeren Wände in Betracht ziehen."

Die Regierung von Oberbayern verweist bezüglich ihrer Dependance auf die Anfrage des Landratsamtes bei der Bima; diese sei schließlich mit dem Amt abgestimmt worden. Sollte die Regierung tatsächlich eine Zweigstelle im Landkreis München eröffnen, würden die von der Regierung genutzten Belegungskapazitäten auf die Unterbringungsquote des Landkreises München angerechnet.

© SZ vom 20.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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