Karlsfeld:Bamberger-Schule muss schließen

Der Verein Kinderschutz kann die Einrichtung für 60 Kinder und Jugendliche wegen Geldmangels nicht weiter betreiben.

Von Viktoria Großmann, München/Karlsfeld

Für die 60 Kinder und Jugendlichen, welche die Elisabeth-Bamberger-Schule in Karlsfeld besuchen, ist es das letzte Jahr hier, Ende Juli 2016 wird die Schule geschlossen. Der Mietvertrag ist bereits gekündigt. Die Kinder, die wie es in der Fachsprache heißt, "Förderbedarf im sozialen und emotionalen Bereich" haben, werden auf ähnliche Schulen verteilt oder müssen zurück in Regelschulen. Der Träger der Schule, der Verein Kinderschutz, gegründet 1901, im Landkreis Dachau tätig seit 1926, kann den Schulbetrieb nicht mehr finanzieren. Die Miete für die Räume im Karlsfelder Gewerbegebiet ist zu hoch. Die Förderung von Freistaat und Bezirksregierung reicht nicht aus, wie Vorstand Norbert Blesch erklärt.

"Unsere Kinder haben keine Lobby", begründet Blesch den zähen Kampf um Fördermittel. Häufig seien Lehrer und Eltern an Regelschulen einfach nur froh, "einen Störenfried los zu sein". Die Kinder, die Hälfte davon aus München, stammen eher nicht aus begüterten Elternhäusern. Ziel der Lehrer und Heilpädagogen an der Bamberger-Schule ist es, die Kinder und Jugendlichen zu stabilisieren, sodass sie an ihre Regelschule zurückkehren können. Es ist aber auch möglich, den qualifizierenden Hauptschulabschluss zu machen.

Verein engagiert sich weiter für die Schulsozialarbeit

Für den Verein Kinderschutz wird dieses Angebot nun zu teuer. "Wenn wir die Schule weiter betreiben, gefährden wir den gesamten Verein mit seinen 500 Mitarbeitern", sagt Blesch. Der Verein betreibt Kindertagesstätten, bietet ambulante und stationäre Erziehungshilfe an, unterhält Wohngruppen für Jugendliche und eine Beratungsstelle für Missbrauchsopfer. Im Landkreis wird der Verein weiterhin in der Schulsozialarbeit in Karlsfeld und Markt Indersdorf und in der Betreuung und Unterbringung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen aktiv sein.

Blesch macht nicht allein den Freistaat für das Ende der Schule verantwortlich, sondern auch Fehlentscheidungen im Verein. "Man hätte das Grundstück in Dachau nicht veräußern dürfen", sagt er heute. Der damalige Vorstand des Vereins hatte Ende der Neunzigerjahre beschlossen, für die Elisabeth-Bamberger-Schule ein neues Gebäude anderswo zu errichten. Daraus wurde nichts, der Verein blieb auf den Planungskosten sitzen. Hinzu kam die Belastung durch die hohe Miete in Karlsfeld. Der Versuch, eine neue Bleibe zu finden, scheitert laut Blesch daran, dass die Regierung den Verein zwingen will, einen Mietvertrag auf 25 Jahre abzuschließen und alle Umzugs- und Umbaukosten zu tragen. Der Schulaufwand werde zu 80 Prozent ersetzt, erklärt Simone Hilgers von der Regierung von Oberbayern. Zudem unterstützt der Freistaat die Schule mit Personal. Sechs der insgesamt 29 Lehrer sind Beamte. Am Donnerstagabend wurden Schüler und Eltern informiert. Retten könnte die Schule nur ein anderer Träger oder, wie Geschäftsführer Norbert Blesch sagt, "ein Goldesel".

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