München/Ismaning:Gegen den Verkehrsinfarkt

SPD fordert wegen Siedlungsplänen ein Konzept für den Nordosten

Von Irmengard Gnau, München/Ismaning

Die Fläche am nordöstlichen Stadtrand Münchens ist wahrlich beeindruckend groß. Stephan Kalis hat sie zur Verdeutlichung rot eingefärbt auf der Karte, die der Stadtplaner am Samstag an die Wand wirft vor den Augen von mehr als 20 Kommunalpolitikern. 600 Hektar Entwicklungsfläche bei Johanneskirchen und Englschalking, dort will die Stadt München in den kommenden Jahren ein neues Stadtquartier aufbauen, Wohn- und Arbeitsplätze für wohl etwa 30 000 Menschen. Dagegen mutet die neue Wohnsiedlung für 2000 Menschen, welche die direkt anliegenden Nachbarn in Unterföhring zu verwirklichen gedenken, recht klein an.

München sucht nach seinen letzten Räumen, um zu wachsen, und ist an der nordöstlichen Stadtgrenze fündig geworden. Die enorme Entwicklungsmaßnahme dort ist beschlossen, sie wird nicht nur die innerstädtischen Bezirke stark verändern, sondern auch Einfluss auf die Nachbar-Gemeinden, allen voran Aschheim und Unterföhring, haben - insbesondere im Hinblick auf den Verkehr. Deshalb haben sich SPD-Politiker aus den nordöstlichen Landkreiskommunen und dem Kreistag auf Initiative des Unterföhringer Gemeinderats Thomas Weingärtner zusammengetan, um die Kräfte zu bündeln. Auch mit den Genossen der Münchner Stadtratsfraktion hat man Kontakt aufgenommen, vergangene Woche veröffentlichte man eine erste gemeinsame Pressemitteilung. "Es ist alles miteinander verknüpft", betonte Weingärtner am Samstag, daher brauche es ein gemeinsames Zukunftskonzept.

Um das anzustoßen, hat der SPD-interne Arbeitskreis erste Forderungen entwickelt, die Weingärtner mit der stellvertretenden Landrätin Annette Ganssmüller-Maluche, Kreistagsfraktionssprecherin Ingrid Lenz-Aktas aus Aschheim und Ismanings Bürgermeister Alexander Greulich am Samstag vorstellte. Zentraler Ansatz ist bei allen: Sie sollen über einzelne Gemeindegrenzen hinausreichen.

Als zentrales Nadelöhr nimmt die SPD den Föhringer Ring in den Blick; dieser soll auf vier Spuren ausgebaut werden und dabei ein modernes Leitsystem mit Möglichkeit für eine eigene Busspur erhalten, außerdem eine Auffahrspur für von Unterföhring kommende Autofahrer. Der Ausbau des Föhringer Rings ist in den Augen der SPD die Voraussetzung für eine Erweiterung der Kreisstraße M 3 ebenso wie der Bundesstraße B 471. Zu einem Ausbau der B 471 im Norden, der im Bundesverkehrswegeplan bereits verzeichnet ist, aber in Garching viele Gegner hat, sehe sie keine Alternative, erklärte Ganssmüller-Maluche. Sie forderte aber, Gleise für eine Stadt-Umland-Bahn gleich mit zu berücksichtigen.

Als Grundlage brauche es, so die Forderung der SPD-Politiker, zuallererst aber einmal aktuelle Zahlen sowohl der Autofahrer, die die Straßen nutzen, als auch der jeweiligen Ausbauzustände; diese Daten soll der Regionale Planungsverband zusammentragen. Ein weiteres zentrales Element für alle Verkehrspläne ist deren Finanzierung: Die Kommunal- und Kreispolitiker wiederholen hier ihre Forderung nach mehr Unterstützung durch die bayerische Staatsregierung - insbesondere beim Ausbau von S- und U-Bahn, Bus und Tram. Die Ideen des SPD-Arbeitskreises werden nun in weiteren Gremien diskutiert, im Spätsommer wollen die Kommunalpolitiker dann auch die Bürger nach ihrer Meinung dazu befragen. Zu den Zukunftsvisionen zählt auch die Verbindung des neuen Nordost-Viertels nach Unterföhring mit Hilfe einer Tram.

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