XXXLutz: Zoff wegen Öffnungszeiten:"Es geht uns um vier von 52 Sonntagen im Jahr"

Gerne würde XXXLutz in Ascheim ab und zu am Sonntag öffnen - doch das wurde dem Möbelhaus verboten. Helmuth Götz, Mitglied der Geschäftsführung, ist sauer.

Michael Tibudd

Seit Juni gibt es im umkämpften Markt der großen Möbelhäuser in der Region München eine noch kuriosere Situation als vorher: War es bislang vor allem die Stadt München, die sich den Begehrlichkeiten der Einrichtungshäuser nach Öffnungen am Sonntag widersetzte, muss zumindest XXXLutz in Aschheim nun damit leben, fürs Erste auch hier am siebten Tag der Woche nicht mehr verkaufen zu können - während Konkurrent Segmüller das ein paar Kilometer weiter östlich sehr wohl darf. Michael Tibudd sprach mit Helmuth Götz, Mitglied der Geschäftsführung der XXXL-Unternehmensgruppe, über eine aus seiner Sicht unzumutbare Situation.

XXXLutz: Zoff wegen Öffnungszeiten: Kunden wollen mehr Ruhe beim Möbelkauf, sagt Helmuth Götz, Mitglied der Geschäftsführung von XXXLutz. Deshalb will er das Möbelhaus in Ascheim an vier Sonntagen im Jahr öffnen.

Kunden wollen mehr Ruhe beim Möbelkauf, sagt Helmuth Götz, Mitglied der Geschäftsführung von XXXLutz. Deshalb will er das Möbelhaus in Ascheim an vier Sonntagen im Jahr öffnen.

(Foto: region.mue)

SZ: Herr Götz, als Sie den Standort Aschheim geplant haben, taten Sie das auch mit der Perspektive, sonntags öffnen zu dürfen. Haben Sie sich angesichts der neuen Lage verkalkuliert?

Helmuth Götz: Gar so wichtig ist die Frage der Sonntagsöffnungen dann auch nicht. In die Entscheidung für einen Standort fließt vor allem die Frage ein, ob der Markt an dieser Stelle ein großes Haus verträgt und ob man eine geeignete Fläche bekommt. Das ist in Aschheim sehr wohl gegeben.

SZ: Dennoch haben Sie jetzt das Problem, dass Ihnen die Konkurrenz eine lange Nase drehen kann - der Landkreis Ebersberg lässt Segmüller in Parsdorf jedenfalls gewähren...

Götz: ...obwohl wir bei uns sehr viel mehr Marktstände auf dem Parkplatz haben. Diese Ungleichbehandlung ärgert uns, wir fühlen uns hier klar benachteiligt.

SZ: Die Art der Märkte gibt freilich Anlass zur Kritik. Oft erscheinen sie nur als Pro-Forma-Aktivitäten für das eigentliche Ziel: das Möbelhaus zu öffnen.

Götz: Ich stelle eine Gegenfrage: Warum zwingt man uns überhaupt, hier kreativ zu sein? Es könnte doch eine bayernweit einheitliche Regelung geben, die allen Händlern vier verkaufsoffene Sonntage erlaubt. Dann müssten wir nicht diskutieren, ob man den Anlass für einen Markt erfunden hat. Jetzt dagegen beschäftigen sich Gerichte mit dieser Frage!

SZ: Warum ist es denn so wichtig, dass Möbelhäuser am Sonntag öffnen können? Die Woche hat doch noch sechs weitere Tage.

Götz: Möbelkauf ist eine Familienangelegenheit: Vater, Mutter, Kinder wollen dafür gemeinsam Zeit haben, die Omi vielleicht auch noch ein Wörtchen mitreden. Es geht ja in der Regel um größere Ausgaben. Dafür wollen viele Kunden mehr Ruhe und Zeit, als sie unter der Woche dafür finden.

SZ: Ist nicht zu befürchten, dass immer mehr Familien auch am Sonntag keine Zeit mehr haben werden, wenn erst einmal mehr und mehr Geschäfte an diesem Tag geöffnet haben?

Götz: Man muss die Anzahl der Sonntage deshalb auch beschränken. Ich plädiere für vier verkaufsoffene Sonntage, idealerweise in einem Korridor, so dass sich unmittelbare Konkurrenten aus dem Weg gehen können. Verhältnisse wie in Berlin, wo fast alles geht, lehne ich ab. Wenn so ein Einkaufssonntag nichts besonderes ist, nutzt sich der Effekt ab. Außerdem respektieren wir den Sonntag auch als Tag der Erholung und der Besinnung, gerade im religiös geprägten Bayern. Es geht uns um vier von 52 Sonntagen im Jahr, nicht mehr.

"Immer genügend Freiwillige"

SZ: Wie wichtig ist denn ein verkaufsoffener Sonntag überhaupt für die Bilanz eines Möbelmarkts?

Götz: In unserer Branche wird etwa die Hälfte des Wochenumsatzes an Samstagen gemacht. An verkaufsoffenen Sonntagen erzielt man oft sogar noch das zwei- bis vierfache eines normalen Samstags. Das ist natürlich gut für uns, aber es zeigt doch auch, dass eine große Nachfrage nach so etwas besteht.

SZ: All das geht natürlich nur, wenn Sie die Mitarbeiter dazu bringen, auch sonntags zu arbeiten.

Götz: Das ist aber nun wirklich gar kein Problem. Da haben wir immer genügend Freiwillige, schließlich nimmt jeder gern die Zuschläge mit - und Verkäufer, die auch Provisionen bekommen, profitieren zusätzlich von den hohen Umsätzen.

SZ: Gewerkschafter und Kirchen zweifeln an solchen Darstellungen und sehen das Familienleben von Mitarbeitern in Gefahr.

Götz: So lange wir nicht jede Woche öffnen, sondern nur vier Mal im Jahr, kommen die Mitarbeiter gerne. Vor einem verkaufsoffenen Sonntag in Aschheim haben wir auch im Münchner Haus an der Theresienwiese nachgefragt, und da haben sich sehr viel mehr Leute freiwillig gemeldet, als wir brauchten. Die Kunden wollen es, die Mitarbeiter wollen es - die Gewerkschaft zielt mit derartigen Behauptungen an der Realität vorbei.

SZ: München wehrt sich resolut gegen verkaufsoffene Sonntage. Machen Sie zu wenig Lobbyarbeit für Ihre Zwecke?

Götz: Ich kann einfach nicht verstehen, wie man zuschaut, wenn so viel Kaufkraft woanders hinzieht. Wenn ich mir ausmale, was an einem verkaufsoffenen Sonntag in München im Herbst - das ist die beste Jahreszeit dafür - los wäre: An den Einnahmen, die über mehr Gewerbesteuer auch an die Stadt gehen würden, hätte der Kämmerer seine helle Freude.

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