Wiesn-Wirte gegen das Rauchen:Sofortiges Rauchverbot auf der Wiesn

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Wiesn-Wirte sind gegen das Rauchen: Schon beim diesjährigen Oktoberfest dürfen die Gäste nicht mehr rauchen.

Philipp Crone und Marco Völklein

Die Münchner Wiesn-Wirte wollen das per Volksentscheid beschlossene Rauchverbot in Bayern bereits in diesem Jahr in den Festzelten umsetzen. Sie verzichten damit auf eine Ausnahmeregelung, die den Besuchern der Wiesn heuer das Rauchen noch in den Zelten erlaubt hätte. "Wir werden Piktogramme und Hinweisschilder aufhängen und so die Gäste auf das Rauchverbot aufmerksam machen", sagte Wirte-Sprecher Toni Roiderer. Zudem sollen die Bedienungen und Ordner dafür sorgen, dass die Gäste sich an das Rauchverbot halten. Im Extremfall würde rauchenden Besucher kein Bier mehr ausgeschenkt.

Bayerischer Landtag zu Lockerung Rauchverbot ARCHIV - Trachtler sitzen in einem Festzelt auf dem 175. Oktoberfest in München (Oberbayern) an einem Tisch, trinken Bier und rauchen (Archivfoto vom 21.09.2008). Der Landtag hat die geplante Lockerung des Rauchverbots um einen Tag verschoben. Die Änderung des Gesetzes soll nun an diesem Mittwoch (15.07.2009) verabschiedet werden. Ab dem 1. August 2009 soll in Bierzelten, kleinen Bierkneipen und in Nebenräumen größerer Gaststätten auch offiziell wieder geraucht werden dürfen. Foto: Andreas Gebert dpa/lby +++(c) dpa - Bildfunk+++ (Foto: ag.dpa)

Bei einem Volksentscheid vor zwei Wochen hatte sich eine Mehrheit in Bayern für ein striktes Rauchverbot ausgesprochen, das am 1. August in Kraft tritt. Es sieht auch vor, dass in Festzelten nicht mehr geraucht wird. Für das Münchner Oktoberfest, das in diesem Jahr sein 200-jähriges Bestehen feiert, gibt es aber eine Sonderregel: 2010 darf eigentlich noch geraucht werden. Doch von dieser Ausnahmeregel wollen die Wirte keinen Gebrauch machen. "Wir müssen das Rauchverbot im nächsten Jahr ohnehin umsetzen", sagt Roiderer, "da bietet sich für uns in diesem Jahr eine schöne Übungsmöglichkeit an, ohne dass wir bestraft werden." Auch für "Hippodrom"-Wirt Sepp Krätz ist das diesjährige Oktoberfest eine "gute Gelegenheit für die Wirte, Erfahrungen zu sammeln".

In der Praxis erwarten Beobachter ein großes Durcheinander, sollte in den Zelten nicht mehr geraucht werden. Wer eine Zigarette genießen will, muss dann vors Zelt gehen; insbesondere an den Wochenenden dürfte es aber schwer werden, dann wieder in die überfüllten Zelte hineinzukommen. Zudem könnten andere Besucher den Platz im Zelt eingenommen haben. Ob dieses Durcheinander aber tatsächlich eintritt und sich die Besucher an das Rauchverbot halten - all das wollen die Wiesn-Wirte ausprobieren. "Wir werden niemandem einen Arm ausreißen, wenn er raucht", sagt Roiderer. Dennoch würden Bedienungen und Ordner eingreifen und - unter Umständen - dem Raucher kein Bier bringen.

Hippodrom-Wirt Krätz regte an, in den Zelten Raucherbalkone einzurichten, wie es sie im Hippodrom bereits gibt. Zudem müsse man abwarten, ob mit den geplanten Hinweisen auf das Rauchverbot in den Zelten durch Schilder und das Personal die Gäste sich nicht schnell mit der neuen Situation anfreunden: "Dann kann alles so bleiben, wie es ist" - und es müsste nicht umgebaut werden.

Falls doch Raucherzonen nötig würden, müsse man laut Krätz überlegen, ob nicht die Gärten der Bierzelte vergrößert werden könnten. "Man könnte die kleineren Geschäfte in der Wirtsbudenstraße verlagern und hätte dann mehr Platz in den Gärten", so Krätz. Auf der zusätzlichen Fläche sei dann Raum für Raucherinseln. "Denn wenn man den Platz für Raucherbereiche von der jetzigen Fläche der Zelte wegnimmt, bedeutet das, dass Nichtraucher wegen der Raucher weniger Platz haben." Und das sei ja nicht der Sinn des Ganzen. Zudem seien für Raucherzonen im Freien Überdachungen bei schlechtem Wetter nötig, ergänzt Roiderer. Und er geht davon aus, dass es dafür keine Genehmigung geben werde.

© SZ vom 19.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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